/ Juncker: Hilfe für Spanien reicht aus
„Ich bin beruhigt, dass der tatsächliche Kapitalbedarf des spanischen Bankensektors bei etwas weniger als 60 Milliarden Euro liegt“, sagte Juncker in einer am Freitag in Luxemburg verbreiteten Erklärung.
Die Euroländer hatten Madrid bereits im Juli pauschal bis zu 100 Milliarden Euro zur Rettung maroder Banken zugesagt – nun liegt der benötigte Betrag wie erwartet deutlich darunter. Die Studie zeige, dass diese Summe „mehr als angemessen“ sei, um den Kapitalbedarf zu decken – „inklusive einer komfortablen Sicherheitsmarge“, sagte der Eurogruppenchef. Wann die Eurozone dazu eine Entscheidung treffen wird, ist bisher offen.
Juncker sagte, das Programm für Spanien werde dazu beitragen, dass die Banken sich innerhalb der gesetzten Frist mit frischem Kapital versorgen könnten. Verbunden mit weiteren Reformen würden somit „alle Teile des spanischen Bankensystems zu Solidität und Stabilität zurückkehren“.
40 Milliarden von Euro-Partnern
Von der zugesagten Summe werde Spanien voraussichtlich einen Betrag von 40 Milliarden Euro von den Euro-Partnern benötigen, sagte der Madrider Wirtschaftsstaatssekretär Fernando Jiménez Latorre. Wie die spanische Zentralbank mitteilte, benötigen sieben Geldhäuser auch im ungünstigsten Szenario keine weiteren Kapitalzuschüsse. Dies sind die drei Branchenführer Santander, BBVA und La Caixa sowie Banco Sabaldell, Kutxabank, Bankinter und Unicaja. Diese Geldhäuser machten 62 Prozent des gesamten Kreditvolumens in Spanien aus, heißt es in dem Bericht.
Das spanische Banksystem sei daher mehrheitlich solvent und wirtschaftlich überlebensfähig. Sieben der untersuchten Geldhäuser benötigten jedoch zusätzliches Kapital. Am größten sei der Bedarf der verstaatlichten Großbank Bankia. Das viertgrößte spanische Geldhaus benötige bis zu 24,7 Milliarden Euro. Die zweitgrößte Summe brauche die Catalunyabank in Höhe von bis zu 10,8 Milliarden Euro.
„Reformen der Geldhäuser notwendig“
Die EU-Kommission betonte andererseits die Notwendigkeit von Reformen der Geldhäuser. Die zugesagte Finanzhilfe sei an Auflagen für marode Banken gebunden, die unrentable Bereiche abstoßen, weiter schrumpfen und sich selbst frisches Kapital an den Märkten besorgen müssten. Das teilte die EU-Behörde am Freitag in Brüssel mit. „Kapitalhilfen für eine erste Gruppe von Banken sollten im November fließen“, hieß es.
Die erforderliche Gesamtsumme von 59,3 Milliarden könnte sich noch auf 53,7 Milliarden Euro verringern, wenn derzeit geplante Fusionen im spanischen Bankensektor umgesetzt würden, heißt es in dem Papier von Oliver Wyman. Außerdem könnte sich der Bedarf an zusätzlichem Kapital theoretisch sogar um die Hälfte auf insgesamt 25,9 Milliarden Euro verringern, wenn die spanische Wirtschaft bis 2014 nur um 1,7 Prozent schrumpft. Im ungünstigsten Szenario gingen die Prüfer von einem Rückgang um 6,5 Prozent aus.
Stresstest soll für Vertrauen sorgen
Der Stresstest soll den Auftakt zur umfassenden Bankenreform in Spanien bilden und wieder Vertrauen in das Finanzsystem des Euro-Krisenlandes schaffen. Die im Jahr 2008 geplatzte Immobilienblase hatte mehrere spanische Banken in Bedrängnis gebracht. Kredite konnten nicht mehr bedient werden, Banken blieben auf einem Berg von wertlos gewordenen Grundstücken und halbfertigen Gebäuden sitzen.
Der selbst von Schulden geplagte Staat konnte die Milliardensummen für die Bankensanierung nicht aufbringen und musste die Euro-Partner um Hilfe bitten. Um diese zu bekommen, hatte die Regierung entscheidende Schritte beschlossen, um seine Banken zu sanieren. Herzstück der Finanzreform ist die Gründung einer Auffangbank im November. In dieser Art «Bad Bank» sollen notleidende Immobilienkredite der Banken in Milliardenhöhe gesammelt werden.
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