Juncker, Europas neuer Napoleon?

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Gefährlich sind für die Schweizer Wirtschaftszeitung weitere Integrationsbestrebungen in der EU. Verantwortlich dafür sind auch Spitzenpolitiker wie der Luxemburger Jean-Claude Juncker.

Nicht nur Londons Regierung verwirft den Gedanken eines weiteren Zusammenwachsens Europas. Nun bricht auch ein Schweizer Magazin eine Lanze für mehr Nationalismus, und wettert dabei gegen eine weitere Integration und deren Befürworter.

In ihrer jüngsten Ausgabe zieht „Die Weltwoche“ einen Bogen von Napoleons Eroberungskriegen über Mussoloni und Hitler bis zu den europäischen Integrationsbemühungen der letzten Jahre, um zu beweisen, dass nicht Nationalismus Kriege hervorgerufen habe. Das Cover ziert eine Fotomontage, bei der man der Reihe nach Napoleon, Mussolini, Hitler, Schuman und Juncker sieht.

Faschismus und Nationalsozialismus hatten beide explizit die europäische Vereinigung zum Ziel, so Autor Thierry Baudet gewagte These. Mussolini habe bereits 1933 verkündet, dass „Europa aufs Neue das Steuerruder der Weltherrschaft übernehmen könne, wenn es ein gewisses Ausmaß politischer Einheit entwickeln könne“. Und Hitler wird mit den Worten gegenüber dem finnischen Außenminister im Jahr 1941 zitiert, dass es „langsamerhand deutlich wird, dass die Länder Europas zusammengehören wie eine große Familie“. Als letzter muss einer der Väter des europäischen Integrationsgedankens Robert Schuman daran glauben. Er sei bis zum 17. Juli 1940 Staatssekretär in der Vichy-Regierung gewesen, die mit den Deutschen kollaborierte. Als Abgeordneter habe er 1938 dern Verrat von München aktiv unterstützt und so die Annektion eines Teils der Tschechoslowakei durch Hitler-Deutschland mit ermöglicht. Überdies habe er in jener auf eine engere Zusammenarbeit zwischen Mussolini und Hitler gedrängt.

„Imperialismus führt zu Krieg“

Das Blatt bemüht sich, das Argument der Befürworter der europäischen Integration, das EU-Projekt habe Frieden gebracht, damit zu kontern, dass Nationalismus keineswegs zu Krieg führe. Es sei vielmehr der Imperialismus. „Der Ehrgeiz, ein europäisches Reich zu errichten, führt zu Krieg. Der Ehrgeiz, unterschiedliche Völker in eine Zwangsjacke zu pressen, führt zu Krieg. Kurz, es ist die europäische Vereinigung, die zu Krieg führt“, heißt es in dem mit „Lob des Nationalen“ überschriebenen Beitrag.

Man brauche ein ganz anderes Europa, als das der heutigen EU, schlussfolgert das Magazin. Ein Europa nicht mit einer zentralistischen Verwaltung, sondern ein Europa von zusammenarbeitenden Nationalstaaten, welche sich nicht vor nationalen Unterschieden fürchten. Nur ein Europa von souveränen Nationalstaaten habe Zukunft.

Juncker, „ein Bonvivant und gewiefter Machtpolitiker“

Und weil man bei der „Weltwoche“ dieser Ansicht ist, gehört der aktuelle Anwärter auf den Sessel des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker wohl keineswegs dorthin. „Bonvivant, angeblicher Freund der Schweiz, Jesuit, gewiefter Machtpolitiker“, so wird er in einem weitere Beitrag beschrieben. Juncker sei „der idealtypische Vertreter dessen, was in Brüssel falsch läuft“, so die rechtskonservative Publikation.

Juncker offenbare sich als „gläubiger Anhänger einer politisch immer geeinteren EU“. Und wenn eine politische Sache es verlange, dann habe Juncker kein Problem damit, die Wahrheit zu vertuschen.

Juncker, der aktuelle Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der EZB-Chef Mario Draghi und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy seien alle in Jesuitenschule ausgebildet worden, so das Magazin unter Berufung auf den niederländischen EU-Abgeordneten Derk Jan Eppink von der rechtspopulistischen LDD. Dieser ziehe Parallelen zwischen den Jesuiten als selbsternannte Avantgarde der Katholiken und den EU-Führern als politische Vorhut der Einigung. Beide würden sich als Elite erachten, die über den gewöhnlichen Leuten stünden.