Japan gedenkt den Kriegstoten

Japan gedenkt den Kriegstoten
(AFP/Toru Yamanaka)

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Der japanische Ministerpräsident Abe vermeidet eine eigene Entschuldigung an die Opfer der japanischen Aggressionen im Zweiten Weltkrieg. Der Kaiser drückt "tiefe Reue" aus.

Der japanische Kaiser Akihito hat zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs „tiefe Reue“ über die Verbrechen seines Landes zum Ausdruck gebracht. „Ich hoffe aufrichtig, dass sich die verheerenden Auswirkungen eines Kriegs niemals wiederholen werden“, sagte er bei einer Gedenkzeremonie am Samstag in Tokio. Japanische Medien berichteten, es sei das erste Mal, dass der Kaiser die Worte „tiefe Reue“ in Bezug zum Krieg (Link) in seiner jährlichen Rede benutzt habe.

Am Tag zuvor hatte Ministerpräsident Shinzo Abe keine eigene Entschuldigung an die Opfer der japanischen Aggression abgegeben. Am Samstag legte er auf einem staatlichen Friedhof Blumen für gefallene Soldaten nieder und betete. Von einem Besuch des umstrittenen Yasukuni-Schreins, in dem auch Kriegsverbrecher geehrt werden, sah er ab.

Scharfe Kritik der Nachbarn

Am Schrein wird der während des Zweiten Weltkriegs getöteten 2,5 Millionen japanischen Soldaten gedacht, darunter befinden sich jedoch auch 14 Kriegsverbrecher. Besuche ranghöher japanischer Würdenträger und Regierungsmitglieder hatten vor allem aus China und Südkorea scharfe Kritik zur Folge. Die Nachbarländer, die im Krieg unter der japanischen Besatzung zu leiden hatten, sehen in dem Schrein eine Verherrlichung von Kriegsverbrechern.

Abe spendete dem Schrein allerdings religiöse Opfergaben – wie er es bereits in der Vergangenheit seit seinem letzten umstrittenen Besuch im Dezember 2013 gemacht hatte. Zwei seiner Minister beteten dennoch am Schrein. Zudem wurde dieser von einer Gruppe von 60 Abgeordneten besucht. Sie sagten, sie wollten denjenigen, die ihr Leben für das Land geopfert hätten, Respekt zollen.

Der Wunsch nach Frieden

Die Gedenkzeremonie begann mit einem Moment der Stille, mit dem an die Bekanntgabe der Kapitulation von Kaiser Hirohito im Radio vom 15. August 1945 erinnert wurde. Sein Sohn, Kaiser Akihito, betonte in seiner Rede, Japans Frieden und Wohlstand beruhe auf den unermüdlichen Bemühungen der Menschen und ihrem ernsthaften Wunsch nach Frieden.

Abes Rede vom Freitag rief kontroverse Reaktionen hervor. Während China und Südkorea Kritik übten, kam aus den USA Lob. Die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye sagte, das Statement bleibe weit hinter dem Erwünschten zurück, China nannte es ausweichend.

Gedenken in Pearl Harbour

Derweil gedachten japanische und amerikanische Städte im geschichtsträchtigen Pearl Harbor des Endes des Zweiten Weltkriegs. Bürgermeister und Stadträte aus Honolulu und Nagaoka kamen am Freitagabend (Ortszeit) auf dem US-Marinestützpunkt in Hawaii zusammen, um eine Andacht abzuhalten.

Sie legten Kränze nieder und enthüllten eine Gedenktafel. Feuerwerke in Blumenformen erleuchteten zum Ende der Zeremonie den Nachthimmel über dem hawaiianischen Hafen. Am Samstag wollten die beiden Städte gemeinsam mit der US-Marine ein öffentliches Feuerwerk zu Ehren der Opfer des Kriegs zünden lassen. Nagaoka ist die Heimatstadt des verstorbenen japanischen Admirals Isoroku Yamamoto, der die Attacke auf Pearl Harbor im Jahr 1941 geplant hatte. Infolgedessen hatten die USA Japan den Krieg erklärt.

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