/ Jagd auf verhungernde Tiere
In der Sperrzone um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima lassen die Behörden hungernde Kühe, Schweine und andere Tiere töten. In Strahlenschutzkleidung gingen dafür am Montag sechs Mitarbeiter der Provinzregierung von Fukushima in die Zone im Umkreis von 20 Kilometern um die Atomruine. Die Regierung begründete ihr Vorgehen mit dem Schutz der öffentlichen Gesundheit. Derweil kämpfen die Reparaturtrupps weiter gegen die Massen verstrahlten Wassers in der Atomruine. Der Betreiberkonzern Tepco kürzt angesichts bevorstehender horrender Entschädigungszahlungen die Jahresbezüge seiner Mitarbeiter um bis zu 25 Prozent.
Nach dem Erdbeben und dem Tsunami, der am 11. März auch das AKW zerstört hatte, mussten die Bewohner der Sperrzone ihre Häuser verlassen, das Vieh und viele Haustiere wurden zurückgelassen. Die Sperrzone darf seit einigen Tagen nur noch mit staatlicher Genehmigung und in Schutzanzügen betreten werden. Es würden – mit dem Einverständnis der Besitzer – nur Tiere getötet, denen es sehr schlecht gehe, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Es sei allerdings schwer, alle Besitzer in den Notunterkünften ausfindig zu machen.
Für wenige Stunden zurück in die Häuser
Die Regierung will den Bewohnern nach der bis zum 8. Mai dauernden Ferienzeit erlauben, unter staatlichem Schutz in Gruppen für wenige Stunden in ihre Häuser zurückzukehren, um persönliche Dinge zu holen. „Angesichts von mehr als 26 000 Haushalten können wir nicht allen auf einmal (den Zutritt) erlauben“, wurde Ministerpräsident Naoto Kan am Montag zitiert. Die Rückkehraktion werde daher beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen. Ausgenommen sind Häuser im Umkreis von drei Kilometern um das AKW – sie dürfen gar nicht betreten werden.
Nach den am Montag präzisierten Auflagen der Regierung darf pro Haushalt jeweils nur ein Mitglied an einem der staatlich gesteuerten Sperrzonen-Besuche teilnehmen. Kinder unter 15 und Senioren sind ausgenommen. Der Aufenthalt in der Zone ist auf insgesamt fünf Stunden begrenzt. Es dürfen weder Lebensmittel noch Nutztiere mitgenommen werden. Ob bei Haustieren eine Ausnahme gemacht wird, stand noch nicht fest.
Weitere Lager für verseuchtes Wasser
Der Betreiber des AKW kündigte am Wochenende an, weitere Zwischenlager für hoch radioaktives Abwasser bauen zu wollen. Tepco möchte so bis Anfang Juni Kapazitäten für 31 400 Tonnen Wasser schaffen, berichtete der Fernsehsender NHK. Danach sollen bis Dezember jeden Monat weitere Behälter aufgebaut werden, falls die Filterung des Wassers und die Kühlsysteme nicht wie geplant im Juni wieder funktionieren.
Tepco muss derzeit fast 70 000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Abwasser aus den Turbinengebäuden und aus Tunneln pumpen, das zur Notkühlung der beschädigten Reaktoren benutzt worden war. Das Wasser behindert die Reparaturarbeiten am Kühlsystem und gefährdet die Arbeiter.
Angesichts der auf den Betreiberkonzern zukommenden Entschädigungszahlungen will Tepco die Jahresbezüge der Vorstandsmitglieder um die Hälfte streichen, wie das Unternehmen am Montag bekanntgab. Die übrigen Manager müssen demnach auf ein Viertel verzichten. Die Firmengewerkschaft stimmte laut Kyodo zudem einer Kürzung der Gehälter der rund 33 000 Mitarbeiter um 20 Prozent zu.