Italien lässt BNP Paribas leiden

Italien lässt BNP Paribas leiden
(Reuters)

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Französische Banken werden in dieser Woche bei der Vorstellung der Halbjahresbilanzen erhebliche Gewinneinbrüche melden, meinen Analysten. Die Gründe liegen in der Bereinigung von Risikopositionen und Gefahren der Engagements in Italien und Spanien.

Die französische Großbank Credit Agricole hat am Dienstag die Finanzwelt in Frankreich aufatmen lassen. Das seit Wochen in der Luft liegende Gerücht, dass die griechische Alpha Bank ein Angebot zur Übernahme der zur Credit Agricole Gruppe gehörenden Emporiki Bank machen würde, bewahrheitete sich. Griechenland war damit für die Bankengruppe keine wirkliche Sorge mehr. Die dauerhafte Kreditlinie von 4,5 Milliarden Euro, die die Finanzgruppe der griechischen Tochter bewilligt hatte, wird abgestellt werden können. Der Aktie tat das seit Tagen gut. Sie setzte sich wieder deutlich über drei Euro fest. Ein Grund dafür war auch die Trennung der Landwirtschaftsbank von seinem asiatischen Makler CLSA, der für 1,2 Milliarden an eine chinesische Bank ging.

Die französischen Banken trennen sich in den Tagen vor den Halbjahresberichten von Beteiligungen. Die Société Générale hat ihren Vermögensverwalter TCW aus Kalifornien zum Verkauf gestellt, verlautete es nach einer Sitzung mit dem Betriebsrat. Die französisch-belgische Bank Dexia befindet sich in der Abwicklung. Sie verkaufte ihre Beteiligung für 837 Millionen Euro an der in Luxemburg beheimateten RBC Dexia an den kanadischen Partner Royal Bank of Canada. Die lange auf dem Markt angebotene Vermögensverwaltung Dexia Asset Management, die mit dem Aktienmanagement in Brüssel angesiedelt war und mit der Fondsverwaltung in Luxemburg, soll an einen chinesischen Finanzinvestor gehen. Der Preis soll bei 500 Millionen Euro liegen, schreibt die französische Finanzpresse.

Psychologische Nachrichten

Die Verkäufe von Beteiligungen haben keine eigentliche Auswirkung auf die Ergebnisse des ersten Halbjahres. Sie gelten aber als psychologische Nachrichten. Die Erträge aus den Verkäufen erlauben den Banken die neuen Anforderungen zu erfüllen, die im Risikobereich erhebliche Kapitalaufstockungen verlangen. Diese Rückstellungen beeinträchtigen den Analysten zufolge, die für die Nachrichtenagentur Bloomberg einen Konsens für die Ergebnisse zusammengetragen haben, die Ergebnisse erheblich. So soll der Gewinneinbruch bei der BNP Paribas im ersten Halbjahr des laufenden Jahres bei 25 Prozent, bei der Société Générale bei sechs Prozent liegen.

Griechenland ist für die französischen Banken nicht mehr wirklich ein Thema. Nach dem Schuldenschnitt liegt das Engagement der gallischen Finanzinstitute „nur“ noch bei fünf Milliarden Euro insgesamt. Zur Absicherung dieses Betrages sind bei allen Banken entsprechende Rückstellungen vorgenommen worden. Die Verschlankung der Bilanzen ist ein großes Thema und betrifft vor allem die größte europäische Bank, BNP Paribas. Die französische Finanzpresse bezeichnet die Finanzgruppe als beispielhaft für die Probleme, die an der Seine wegen Italien und in Spanien auf die Banken zukommen. BNP Paribas soll einen Finanzierungsbedarf von jeweils 20 Milliarden Euro in Italien und in Spanien aufweisen. Italien wird von der Bank als eines seiner vier Heimatländer bezeichnet. Hier besitzt BNP Paribas die BNL, fünftgrößte Bank des Landes. In Spanien ist BNP Paribas auf den Konsumentenkredit und die Finanzierung von Immobilien spezialisiert. Beides sind Geschäftsbereiche, die derzeit den Iberern erhebliche Kopfzerbrechen bereiten.

Belastungen transferieren

Ein nicht-genannter Analyst beschreibt in der Finanzzeitung Les Echos dass BNP Paribas derzeit versuche, Belastungen aus Italien und Spanien nach Belgien zu transferieren, weil dort das Sparaufkommen besonders hoch sei. Allerdings sei die Zustimmung der belgischen Finanzaufsicht noch nicht gesichert. Erstaunen soll unter Analysten herrschen, dass der Mehrheitsaktionär der BGL BNP Paribas bisher keine Abwertungen auf die italienische Tochterbank vorgenommen habe. BNP Paribas hatte die BNL im Jahre 2006 für neun Milliarden Euro gekauft. Zu ihrem heutigen Wert gibt es keine Aussagen.

Der Credit Agricole hat auf seine italienische Beteiligung Agos Ducato bereits Wertberichtigungen in Höhe von 400 Millionen Euro vorgenommen und soll, so bisher unbestätigte Gerüchte, auf seine Beteiligung Intesa Sanpaolo eine Wertberichtigung von 200 Millionen Euro planen.

Bankenwerte gehören an der Pariser Börse zu den Talfahrt-Werten. BNP Paribas hat innerhalb eines Jahres 33 Prozent an Wert verloren, Natixis, die Investmentbank der Sparkassen und Volksbanken hat 35 Prozent an Börsenwert verloren. Der Aktienkurs der Société Générale ist um 48 Prozent abgestürzt, der des Crédit Agricole um 60 Prozent. Der Index CAC 40 hat im selben Zeitraum elf Prozent verloren. Die französischen Banken werden derzeit an der Pariser Börse zwischen 0,5 Prozent (BNP Paribas) und 0,2 Prozent (Crédit Agricole) ihrer Aktiva bewertet und sind damit unterbewertet.