Islamist bekennt sich schuldig

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(Pool/ dpa)

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Islamist bekennt sich der Zerstörung von Mausoleen in Timbuktu schuldig. Er ist der erste als Kriegsverbrecher Angeklagte am Strafgerichtshof in Den Haag, bezüglich der Zerstörung von Kulturstätten.

Zum Auftakt des Prozesses wegen der Zerstörung von Welterbestätten im malischen Timbuktu hat sich der angeklagte Islamist vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag schuldig bekannt. Das Mitglied der malischen Islamistengruppe Ansar Dine, Ahmad Al Faqi Al Mahdi, entschuldigte sich am Montag auch beim malischen Volk für die Zerstörungen.

Der erste Angeklagte

Er ist der erste Angeklagte am Strafgerichtshof, der sich schuldig bekannte. Sein Prozess ist auch der erste, in dem die Zerstörung von Kulturstätten als Kriegsverbrechen verfolgt wird. Al Mahdi wird die Zerstörung von neun Mausoleen und eines Teils der Sidi-Yahia-Moschee in der Wüstenstadt Timbuktu vorgeworfen.

Chefanklägerin Fatou Bensouda sagte im Vorfeld, sein Verbrechen treffe „die universellen Werte, die wir alle schützen müssen“. Al Mahdi hob am Montag hervor, er bekenne sich „mit Bedauern“ schuldig. Zudem entschuldigte er sich bei den Maliern, als Sittenwächter nach der Einnahme der Stadt durch Islamisten im Juni und Juli 2012 die Zerstörung der zum Weltkulturerbe der Unesco zählenden Stätten angeordnet zu haben. „Ich bitte um ihre Vergebung und bitte sie, mich als Sohn zu sehen, der vom rechten Weg abgekommen ist“, sagte Al Mahdi.

„Reue und Bedauern“

Er rief „alle Muslime in der Welt“ auf, Extremistengruppen wie Ansar Dine und Al-Kaida zu widerstehen. Er sei „voller Reue und Bedauern“ und ihn schmerze der Schaden, den er seinen Landsleuten, seinem Heimatland und „der Menschheit“ zugefügt habe, sagte der in einem dunklen Anzug und einem gestreiften Hemd gekleidete rund 40-jährige Angeklagte.

Es werde „das erste und das letzte Vergehen“ sein. Der Angehörige des Tuareg-Volkes hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass er sich schuldig bekennen werde. Die Anklage fordert neun bis elf Jahre Haft. Al Mahdi hat angekündigt, keine Berufung einzulegen, sollte das Strafmaß in diesem Rahmen bleiben.

Mali erobert

Zugleich äußerte er die „Hoffnung, dass die Jahre, die ich im Gefängnis verbringen werde, mir erlauben, die Teufel auszutreiben, die mich ergriffen hatten“. Die mit dem Al-Kaida-Netzwerk verbündete Tuareg-Gruppe Ansar Dine hatte im Frühjahr 2012 das durch einen Militärputsch in Bamako geschaffene Machtvakuum genutzt, um mit anderen Islamisten- und Rebellenmilizen den Norden Malis zu erobern.

Als sie im Januar 2013 weiter nach Süden vorrückten, intervenierte Frankreich und trieb die Islamisten aus den größeren Städten in die Wüste zurück. Der Korangelehrte und Schuldirektor Al Mahdi hatte nach der Besetzung Timbuktus durch die Islamisten die Leitung der Hisbah-Brigade übernommen, die auf die strenge Einhaltung der Scharia achten sollte.

„Stadt der 333 Heiligen“

In dieser Funktion ordnete er an, die Mausoleen mit Hacken und Bulldozern zu zerstören. Nach der strengen Koran-Auslegung der Islamisten ist die Verehrung Heiliger wie in Timbuktu verboten. Die Mausoleen von Timbuktu sind die Begräbnisstätte verstorbener Gelehrter, die als Schutzheilige bei Ereignissen wie Hochzeiten oder bei Problemen wie Hungersnöten angerufen werden.

Wegen ihrer zahlreichen Mausoleen gilt Timbuktu als „Stadt der 333 Heiligen“. Die Handelsstadt war über Jahrhunderte ein Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit und beherbergte auch eine einzigartige Sammlung islamischer Manuskripte. Ein Teil dieser alten Schriften wurde ebenfalls von den Islamisten zerstört, doch konnte der Großteil in Sicherheit gebracht werden. Mit deutscher Hilfe wird seit der Einnahme der Stadt durch französische und malische Truppen Anfang 2013 die Sammlung restauriert. Auch die zerstörten Mausoleen, die zumeist aus Holz und Lehmziegeln errichtet waren, wurden mit internationaler Unterstützung wieder aufgebaut.