„Islam ist wie Krebs“

„Islam ist wie Krebs“
(dpa)

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Die tödliche Gewalt vor den US-Botschaften in Kairo und Bengazi ist von islamistischen Fanatikern angezettelt worden. Auslöser war indes ein westlicher Film, der ganz bewusst provoziert.

In blinder Wut über eine Beleidigung des Propheten Mohammed haben militante Islamisten das US-Konsulat im libyschen Bengasi angegriffen und den Botschafter getötet. Neben Chris Stevens starben in der Nacht zum Mittwoch drei weitere Amerikaner, wie US-Präsident Barack Obama bestätigte. Auch in Kairo versuchten aufgebrachte Muslime, in die US-Botschaft einzudringen. Auslöser der Proteste war ein in den USA produzierter islamfeindlicher Filmtrailer. International wurde die Gewalt scharf verurteilt. Zugleich wuchs die Angst vor weiteren Ausschreitungen und Anschlägen.

Luxemburg verurteilt Anschlag
Luxemburg hat den Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi scharf verurteilt. Die Regierung spricht von einer abscheulichen Tat, welche keine Rechtfertigung finde. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, heißt es am Mittwochabend in einer Mitteilung.

Militante Islamisten griffen das US-Konsulat in Bengasi mit Brandbomben und Panzerfäusten an. Botschafter Stevens, der sich zu einem Besuch in der ostlibyschen Stadt aufhielt, starb arabischen Medienberichten zufolge an einer Rauchvergiftung. Die US-Regierung schickte laut Medienberichten am Mittwoch 200 Marines nach Bengasi, um die Diplomaten zu schützen.

Trottel, Kinderschänder und Weiberheld

In Kairo erkletterten aufgebrachte Islamisten die Mauer der Botschaft und rissen die US-Flagge herunter. An die Wand des Botschaftsgebäudes sprühten sie am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September den Namen Osama bin Laden.

In den auf YouTube veröffentlichten Sequenzen des mit einfachen Mitteln produzierten Films „Innocence of Muslims“ („Unschuld der Muslime“) wird der Prophet als Trottel, Kinderschänder und Weiberheld dargestellt. Im Islam ist die Darstellung Gottes oder des Propheten Mohammed verboten.

Kritik aus der ganzen Welt

„Ich verurteile die empörenden Attacken auf unsere diplomatische Einrichtung auf das Schärfste“, erklärte Obama. Die Getöteten stünden für Freiheit, Gerechtigkeit und Partnerschaft mit Ländern und Völkern rund um die Welt – Werte, denen sein Land verpflichtet sei. Die USA erteilten jedweder Erniedrigung religiöser Überzeugungen anderer eine Absage, sagte Obama. Dennoch „müssen wir eindeutig jene Art von sinnloser Gewalt ablehnen, die das Leben dieser Staatsdiener gekostet hat“.

Frankreichs Präsident François Hollande nannte den Angriff auf das Konsulat ein abscheuliches Verbrechen. Die Verantwortlichen müssten ermittelt und vor Gericht gebracht werden. Italiens Regierungschef Mario Monti sprach ebenfalls von einer abscheulichen Tat und sicherte der Regierung des neuen und demokratischen Libyen seine Unterstützung zu. Auch der Vatikan wandte sich gegen die „völlig inakzeptable Gewalt“.

Weltweit weitere Ausschreitunge befürchtet

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman sprach von „bösartigen Terroranschlägen, die gegen die freie Welt und den ganzen Westen gerichtet“ seien. Die USA kämpften an vorderster Front gegen den radikalen Islam. Staatspräsident Schimon Peres schickte ein Beileidstelegramm an Obama.

Terrorismusexperten erwarten als Folge der Veröffentlichung des Films weltweit weitere Ausschreitungen. Die höchste Gefahr drohe in Ländern mit militanten islamischen Rebellengruppen, teilte das auf die Beobachtung terroristischer Aktivitäten spezialisierte IntelCenter am Dienstag in Alexandria bei Washington mit.

Islam, eine hasserfüllte Religion

Autor, Regisseur und Produzent des islamfeindlichen Films ist nach Informationen des „Wall Street Journals“ Sam Bacile. Der 52-Jährige habe sowohl die israelische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Für den rund zwei Stunden langen Film habe er fünf Millionen Dollar (3,9 Millionen Euro) von rund 100 jüdischen Spendern eingesammelt. Bacile wolle seine Sicht zeigen, dass der Islam eine hasserfüllte Religion sei, zitiert das Blatt aus einem Telefoninterview. „Islam ist wie Krebs“, sagte Bacile demnach.

Der Trailer war nach Angaben des „Wall Street Journal“ seit Juli auf YouTube zu sehen. Aufmerksamkeit habe er aber erst erregt, seit sich der als Koranhasser bekanntgewordene Pastor Terry Jones aus Florida für den Film eingesetzt habe. Eine Koran-Verbrennung in der Kirche von Jones hatte im März vergangenen Jahres gewalttätige Proteste von Muslimen ausgelöst. In Afghanistan starben damals sieben UN-Mitarbeiter.

Muslimbrüder verurteilen Angriffe

US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte zu dem Film: „Die USA missbilligen jeden absichtlichen Angriff auf die religiösen Gefühle von Andersgläubigen.“ Derartige Provokationen könnten jedoch nicht als Rechtfertigung für Gewalt benutzt werden.

Die ägyptische Muslimbruderschaft
verurteilte den Angriff auf die US-Botschaft in Libyen. Wer gegen den Film auf die Straße gehe, solle seinen Ärger friedlich zum Ausdruck bringen, mahnte die Organisation im Kurznachrichtendienst Twitter an.

Entsetzen in Libyen

Mehrere christliche Gemeinden in Ägypten distanzierten sich von dem Film, nachdem in lokalen Medien zunächst berichtet worden war, dass in die USA ausgewanderte koptische Christen aus Ägypten an der Produktion beteiligt gewesen seien.

In Libyen zeigten sich Aktivisten und Politiker entsetzt von der Gewalt in Bengasi. Parlamentspräsident Mohammed Magariaf entschuldigte sich im Namen des libyschen Volkes bei den USA. Einige Regierungsvertreter äußerten die Vermutung, bewaffnete Anhänger des 2011 gestürzten Regimes von Oberst Muammar al-Gaddafi könnten sich unter die Demonstranten gemischt haben, „um Rache an den Amerikanern zu üben“. Die USA hatten sich an den Nato-Luftangriffen zum Schutz der Zivilbevölkerung beteiligt, die letztlich den Sturz des Gaddafi-Regimes herbeiführten.