IS-Dschihadisten erobern früheres Bin-Laden-Versteck Tora Bora

IS-Dschihadisten erobern früheres Bin-Laden-Versteck Tora Bora
(AFP/Noorullah Shirzada)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Höhlenkomplex Tora Bora in Afghanistan, in dem sich Al-Kaida-Chef Osama bin Laden nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 versteckt haben soll, ist in die Hände der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gefallen.

IS-Kämpfer hätten die Berghöhlen im Osten des Landes nach tagelangen Kämpfen von den radikalislamischen Taliban erobert, sagte ein Regierungssprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Felsentunnel von Tora Bora in Nangarhar seien am Mittwochmorgen an den IS gefallen.

Örtliche Stammesführer bestätigten, dass IS-Dschihadisten Tora Bora erobert hätten. Die Taliban seien geflohen, sagte Dschuma Khan, der angesichts der Kämpfe mit seiner Familie aus dem Gebiet flüchtete. Die afghanische Armee startete in der Nacht zu Donnerstag nach Regierungsangaben eine Offensive zur Rückeroberung Tora Boras.

Zuflucht von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden

Im Parlament in Kabul sorgte die Eroberung des symbolträchtigen Ortes für hitzige Diskussionen und Warnungen vor einer weiteren Ausbreitung der IS-Miliz in Afghanistan. Zuletzt waren die IS-Dschihadisten durch US-Luftangriffe und eine Bodenoffensive der afghanischen Armee verstärkt unter Druck geraten.

Tora Bora wurde legendär als Zuflucht von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, der sich dort nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 versteckt gehalten hatte. Zuletzt waren sie an die Taliban gefallen, die im Krieg mit der Regierung landesweit Territorium gewinnen.

Frontlinie zwischen IS und Taliban

Talibansprecher Sabiullah Mudschahid wies die Berichte von der Eroberung ihrer Stellung im Gespräch mit der „New York Times“ zurück: Die Kämpfe gingen weiter. Tora Bora sei die Frontlinie zwischen IS und Taliban, bisher sei keine Partei vorangekommen.

Der IS war in Afghanistan erst Anfang 2015 aufgekommen und hatte nie große Kämpferzahlen. Die ostafghanische Provinz Nangarhar blieb seine einzige große Basis. Seit Monaten ist er Ziel zahlloser US-Luftangriffe, und im April hatten die USA in Nangarhar auf IS-Stellungen auch die größte nicht-nukleare Bombe in ihrem Arsenal abgeworfen. Auch die Taliban bekämpfen ihn. Mit Tora Bora verfügt die Terrormiliz nun über eine schwer zu erobernde Stellung.