Kopf des TagesUmstrittener Bürgermeister von Zagreb stirbt an Herzinfarkt

Kopf des Tages / Umstrittener Bürgermeister von Zagreb stirbt an Herzinfarkt
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Milan Bandic stirbt an Herzinfarkt

Der langjährige Bürgermeister der kroatischen Hauptstadt Zagreb, Milan Bandic, ist in der Nacht zum Sonntag gestorben. Der 65-Jährige sei an einem Herzinfarkt erlegen, teilte die Stadtverwaltung mit. Der Populist und frühere Sozialdemokrat lenkte fast 20 Jahre lang – von 2000 bis 2002 und von 2005 bis zu seinem Tod – die Geschicke der Metropole mit 800.000 Einwohnern.

In seine Regentschaft fielen nicht nur weithin anerkannte Entwicklungen und Modernisierungen in Zagreb, sondern auch unzählige Korruptionsaffären. Gegen Bandic wurden rund 250 Strafanzeigen erstattet, 2014 kam er für mehrere Monate in Untersuchungshaft. Doch immer wieder gelang es ihm, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Gerichtlich verurteilt wurde er nie.

Als legendär galt sein Netzwerk von Protektion und Klientelismus, das weit hinein in hohe Politik, Justiz und Polizeiapparat gereicht haben soll. Er selbst sagte einmal in einer Kontroverse mit einem stellvertretenden Innenminister: „Ich habe mehr Freunde bei der Polizei als Sie. Ich lasse nicht zu, dass Sie gegen mich ermitteln!“

Seine ersten Wahlen zum Zagreber Stadtoberhaupt gewann Bandic als Kandidat und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SDP). Diese schloss ihn aus, nachdem er bei den Präsidentschaftswahlen 2009 eine eigene Kandidatur gegen den SDP-Mann Ivo Josipovic angemeldet hatte. Bandic gelangte in die Stichwahl, unterlag aber dann klar dem SDP-Kandidaten.

Politisch zog Bandic alle Register des Populismus. Er äußerte sich verächtlich über Frauen, beschimpfte politische Gegner unflätigst, bedrohte Journalisten und umgarnte die extreme Rechte. 2008 lud er den ultra-rechten Rocksänger Thompson ein, auf dem zentralen Jelacic-Platz in Zagreb zu konzertieren. In Zagreb wurde es zuletzt politisch eng für ihn. Unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Pandemie demonstrierten im Vorjahr 20.000 Bürger gegen seine Herrschaft. (dpa)