Fokus auf Energiesicherheit / Tschechien übernimmt zum zweiten Mal die EU-Ratspräsidentschaft
Zum zweiten Mal seit dem Beitritt 2004 übernimmt Tschechien den Vorsitz im EU-Rat. Die Kulisse auf einem Schloss ist trotz des Regens idyllisch, doch die Herausforderungen sind groß: vom Krieg in der Ukraine bis zur Sorge um die Energiesicherheit.
Die Zeichen für die EU-Ratspräsidentschaft Tschechiens stehen auf Sturm: Bei strömendem Regen empfing Ministerpräsident Petr Fiala Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und einen Großteil ihres Kollegiums am Freitag auf Schloss Litomysl. Die Unesco-Welterbestätte liegt knapp 160 Kilometer östlich von Prag. „Vor uns liegt keine leichte Aufgabe“, sagte der liberal-konservative Politiker.
Stürmisch geht es auch bei dem Thema zu, auf das Tschechien seinen Fokus der nächsten sechs Monate legt: der Krieg gegen die Ukraine und seine Folgen. An erster Stelle steht dabei die Verbesserung der Energiesicherheit. Man werde in der EU zusammen einen Energie-Notfallplan erarbeiten, kündigte von der Leyen an. Dieser solle sicherstellen, dass Erdgas auch weiter „dorthin fließt, wo es am meisten gebraucht wird“, selbst wenn Russland den Hahn noch weiter zudreht. Schon jetzt hat Moskau die Lieferungen an Deutschland und andere EU-Staaten stark gedrosselt oder komplett gestoppt.
„Enorme Sache“
Bei strittigen Themen wie der Beurteilung der Rechtsstaatlichkeit in Polen will Fiala die Rolle eines „neutralen Vermittlers“ einnehmen – auch wenn Tschechien mit Polen eng etwa in der Visegrad-Gruppe zusammenarbeitet. Er begrüßte zudem den EU-Kandidatenstatus für die Ukraine als eine „enorme Sache“, will aber zugleich sicherstellen, dass die Tore der EU auch für weitere Staaten offenbleiben. Die Geschwindigkeit des Beitrittsprozesses liege in der Hand der Kandidatenstaaten, betonte von der Leyen. In den vergangenen Wochen war es unter anderem deswegen zu Unmut gekommen, weil die Ukraine in Rekordzeit zum Beitrittskandidaten erklärt wurde, während vor allem Balkan-Länder seit vielen Jahren auf einen Beitritt warten.
Tschechien möchte das Projekt einer neuen „europäischen politischen Gemeinschaft“ vorantreiben. Es wird damit gerechnet, dass ein erstes Treffen der Plattform in Prag stattfinden könnte. Das Gremium soll der Zusammenarbeit mit Staaten wie den Westbalkanländern dienen, die nicht oder noch in der EU sind. Das Vorhaben geht auf eine Idee des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zurück.
Das Vorsitzland im Rat der EU organisiert die Sitzungen und hat die wichtige Aufgabe, bei umstrittenen EU-Vorhaben zu vermitteln. Der Vorsitz wechselt turnusmäßig alle sechs Monate. Auf dem Programm in Litomysl standen neben den Beratungen auch ein abendliches „Konzert für Europa“. Rund 200 Polizisten waren vor Ort, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Tschechien übernimmt den Staffelstab von Frankreich. (dpa)
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