Sexueller Missbrauch: 31 Jahre Haft für Jugendcoach Bennell

Sexueller Missbrauch: 31 Jahre Haft für Jugendcoach Bennell
Chris Unsworth (l-r), Micky Fallon und Steve Walters, Opfer des früheren englischen Jugend-Fußballtrainers und Talentscouts Barry Bennell, sprechen vor dem Gebäude des Strafgerichtshofs zu der Presse.

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Für die Opfer von Barry Bennell war es der lang ersehnte Tag der Genugtuung. Wegen sexuellen Missbrauchs in 50 Fällen wurde der frühere englische Jugend-Fußballtrainer und Talentscout am Montag zu 31 Jahren Haft verurteilt. „Wir können jetzt mit unserem Leben weitermachen“, erklärte Mickey Fallon, der als Kind von Bennell missbraucht worden war, „mit dem guten Gewissen, dass unser Peiniger weggesperrt ist und uns kein Leid mehr zufügen kann.“

Das Gericht in Liverpool war überzeugt, dass sich Bennell in den 80er Jahren an Jungen im Alter von acht bis 15 Jahren vergangen hat. Opfer hatten ausgesagt, sie hätten von einer Profikarriere geträumt. Bennell habe das ausgenutzt und ihnen gedroht, wenn sie nicht mitmachten, wäre ihre Zukunft als Fußballer gefährdet. „Gegenüber diesen Jungen traten Sie wie ein Gott auf, aber in Wahrheit waren Sie der Teufel“, betonte Richter Clement Goldstone.

„Die Übergriffe passierten, als wir Kinder waren. Jetzt sind wir Männer“, erklärte Gary Cliffe. „Wir haben das nicht vergessen. Wir haben dich gekriegt, Bennell. Und jetzt bist du dank uns im Gefängnis.“ Mit dem Urteil waren die Opfer zufrieden. „Wir begrüßen die Strafe“, sagte Fallon vor dem Gerichtsgebäude. „Sie reflektiert die Schwere der Verbrechen, die er begangen hat – und das lebenslange Leid und den Kummer, den er uns angetan hat.“

„Die Schmerzen solltet nicht ihr tragen, sondern er.“

Der 64-jährige Bennell war im Herbst 2016 in die Schlagzeilen geraten, nachdem der frühere Fußballprofi Andy Woodward in der britischen Tageszeitung «Guardian» schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben hatte. Dutzende weitere Ex-Fußballer brachen daraufhin ihr Schweigen.

Cliffe rief am Montag erneut dazu auf, sich öffentlich zu äußern oder sich jemandem anzuvertrauen. „Die Schmerzen solltet nicht ihr tragen, sondern er.“ Weitere 86 Opfer sollen sich inzwischen gemeldet haben. Polizei und Staatsanwaltschaft müssten entscheiden, ob ein weiteres Verfahren im öffentlichen Interesse sei, sagte der Richter.

Fallon wandte sich in einer emotionalen Rede direkt an Bennell. „Heute haben wir dem Bösen ins Gesicht geschaut und wir haben gelächelt“, sagte er unter Tränen, „denn, Barry Bennell, wir haben gewonnen. Heute geben wir dir unsere Beschämung, unsere Schuldgefühle und unsere Traurigkeit zurück.“