Kopf des TagesRussischer Menschenrechtler Kowaljow mit 91 Jahren gestorben

Kopf des Tages / Russischer Menschenrechtler Kowaljow mit 91 Jahren gestorben
 Foto: dpa/Axel Biewer

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Russischer Menschenrechtler mit 91 Jahren gestorben

Einer der bekanntesten russischen Bürgerrechtler, der Ex-Dissident Sergej Kowaljow, ist tot. Sein Vater sei am frühen Montagmorgen „im Schlaf“ gestorben, teilte Kowaljows Sohn Ivan auf der Online-Plattform Facebook mit. Kowaljow wurde 91 Jahre alt. Er war 2009 mit dem Sacharow-Preis des EU-Parlaments ausgezeichnet worden.

Die Menschenrechtsorganisation Memorial würdigte ihren ehemaligen Vorsitzenden und Abgeordneten der Staatsduma als eines der bekanntesten Mitglieder der Menschenrechtsbewegung zu Zeiten der Sowjetunion. Kowaljow habe „immer für die Menschenrechte gekämpft, gegen den Tschetschenienkrieg, gegen die Gewalt und die Lügen“, hieß es in einer Mitteilung, die am Montag veröffentlicht wurde. Kowaljow hatte in den 1950er Jahren begonnen, sich öffentlich zu engagieren. Der gelernte Biologe war einer der Anführer der Demokratiebewegung in der früheren Sowjetunion und zwischen 1970 und 1980 sieben Jahre wegen „antisowjetischer Aktivitäten“ in Arbeitslagern inhaftiert.

Nach dem Ende der Sowjetunion wurde er 1994 Vorsitzender der Menschenrechtskommission unter Präsident Boris Jelzin und arbeitete die russische Verfassung mit aus. Wegen seiner scharfen Kritik an der brutalen Intervention Russlands im Tschetschenienkonflikt wurde er wieder abgesetzt.

Mit Beginn der 2000er Jahre prangerte er den zunehmenden Autoritarismus des von Präsident Wladimir Putin aufgebauten Systems an. „In unserem Land wird eine kontrollierte Demokratie geschaffen, die ,Feinden im Inneren so wie im Äußeren‘ Probleme bereiten will“, sagte Kowaljow im Juli 2001, ein Jahr nach der Einführung des ehemaligen Geheimdienstagenten Putin ins Präsidentenamt.

„Sergej Adamowitsch wird uns in jeder Hinsicht fehlen“, erklärte die Organisation Memorial. „Als langjähriger Freund, als furchtloser Gefährte, Intellektueller und Berater, immer der Idee der Menschenrechte treu ergeben, im Krieg und im Zivilleben, in der Politik und im Alltag.“

Die Organisation Memorial widmet sich unter anderem der historischen Aufarbeitung der Repression in der Sowjetära sowie Menschenrechtsfragen. 2014 war Memorial dazu verpflichtet worden, sich als „ausländischer Agent“ registrieren zu lassen. (dpa)