DeutschlandLaschet beruft nach Triell neues Team für Klimaschutz

Deutschland / Laschet beruft nach Triell neues Team für Klimaschutz
Die Kanzlerkandidaten Armin Laschet (hinten vlnr., CDU), Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Olaf Scholz (SPD) beim ersten von drei Triellen am vergangenen Sonntag  Foto: dpa/RTL

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Beim Triell lag Scholz vor Baerbock und Laschet. Das sagte jedenfalls eine Blitz-Umfrage im Auftrag von RTL. In der CDU wird die Methodik angezweifelt – und Laschet präsentiert erstmals ein Team, das ihn nach vorne bringen soll.

Da steht also wirklich ein Laschet-Team auf der Bühne. Eine kleine Mannschaft, nur drei Leute als schnelle Eingreiftruppe für den Klimaschutz, aber immerhin. Wochenlang vergeblich beknieten CDU-Spitzen ihren Kanzlerkandidaten, Themen stärker mit Köpfen zu verbinden, um in die Offensive zu kommen. Mit jeder weiteren schlechten Umfrage für die Union wuchs der Druck. Laschet wollte nicht. So ein Team kann auch den Eindruck vermitteln, der eigene Spitzenmann packt es nicht alleine.

Beim Triell erlebten fünf Millionen TV-Zuschauer einen kämpferischen NRW-Ministerpräsidenten. Laschet schaffte es, seine Konkurrenten Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) an einigen Stellen zu stellen. Doch ein bitter benötigter Befreiungsschlag scheint ausgeblieben zu sein. In einer Blitzumfrage für RTL reichte es nur für Platz drei. Bei den Sympathiewerten brach Laschet regelrecht ein.

Klimatrio gegen den Absturz?

Am Montag reagiert er trotzig, stellt die Methodik der Forsa-Umfrage („Sie glauben immer noch an Umfragen?“) infrage. Ist er gefrustet? „Gar nicht. Es haben fünf Millionen Menschen zugeschaut, um die geht es mir.“ Man könne sich ja mal damit beschäftigen, was bei der anschließenden Umfrage wie erfragt worden sei. War er zu verbissen, zu wenig Staatsmann, zu wenig „kanzlerisch“, wie ein Reporter wissen will? Scholz habe beileibe kein Feuerwerk an Ideen gezündet, ein Regierungsbündnis mit der Linkspartei einmal mehr nicht ausgeschlossen, erwidert Laschet. Wer nur die Raute nachmache, sei noch lange nicht kanzlerisch. Scholz hatte im Triell Angriffe Merkel-mäßig ausgesessen. CSU-Chef Markus Söder nannte den SPD-Vizekanzler einen „Erbschleicher“.

Zurück zum neuen Team. Fraktionsvize Andreas Jung ist ein kluger Kopf aus Baden-Württemberg. Thomas Heilmann war Mitgründer der Werbeagentur Scholz & Friends, später Berliner Justizsenator, nun sitzt er für die CDU im Bundestag. Dort hinein will die Bremerin Wiebke Winter, die in der CDU die Initiative „Klimaunion“ gegründet hat. Jung betont, künftig müssten Solardächer möglich sein, ohne bei der Förderung einen Steuerberater zu brauchen. Heilmann wettert gegen rot-grüne Staatswirtschaft, Verbote und Wohlstandsverzicht. Wird Laschets Klimatrio den Absturz des Kandidaten stoppen? Zweifel sind angebracht. Zu unbekannt sind die Experten. Und Laschet fiel in Sachen Klima beim Triell – wie Scholz – eher negativ mit der Versicherung auf, eine klimaneutrale Gesellschaft würde die Bürger nichts kosten.

Bald will Laschet weitere Teams etwa zu Steuern, Inneres und Digitalisierung vorstellen. Ist das ein Kurswechsel, das Eingeständnis eines schlecht laufenden Wahlkampfes? Da wird Laschet fuchsig. „Seit ich Politik mache, bin ich ein Teamplayer.“ Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur habe er nur so gewonnen. Damals habe er gesagt, „ich bin nicht der CEO der CDU“. Scholz würde genau das Gegenteil von sich und seiner Rolle behaupten. Wenn nicht jetzt im Wahlkampffinale, wo es für die Union „Spitz auf Knopf“ steht (Wolfgang Schäuble), bräuchte eine Partei einen Kanzlerkandidaten, der die eigene Mannschaft und die Wähler mitreißen kann?

36 Prozent für Scholz

Die positive Deutung des Triells für die eigenen Anhänger war am Montag eine der Hauptaufgaben in den Parteizentralen. In der SPD wird Scholz für seinen ruhigen Auftritt gefeiert. Der Vizekanzler und Finanzminister ist mittlerweile in die Favoritenrolle geschlüpft. Generalsekretär Lars Klingbeil sagte unserer Redaktion: „Olaf Scholz hat im ersten Triell unterstrichen, dass er das Format zum Kanzler hat. Während sich Laschet und Baerbock in den Haaren lagen, hat er sich sachlich und besonnen darauf konzentriert, was für die Menschen in unserem Land wichtig ist.“ Die Union hingegen sei „außer Rand und Band“, so Klingbeil. „Sie schlägt mit plumpen Angriffen wild um sich. Das zeigt, wie groß die Panik bei CDU und CSU ist.“ 

Auch Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sprach am Montag von einem gelungenen Sonntagabend und würdigte den „fulminanten“ und „souveränen“ Auftritt von Annalena Baerbock. Inhaltlich hätten sich deutliche Unterschiede abgezeichnet. Union und SPD stünden für ein „ambitionsloses Weiterso“, die Bundestagswahl werde „verdammt knapp“. In einer Forsa-Blitzumfrage für RTL hatten nach dem Triell 36 Prozent angegeben, Scholz als Sieger zu sehen. Für 30 Prozent lag die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock vorne, Laschet kam auf 25 Prozent. „Umfragen fangen ja nie bei null an“, sagte Kellner. Die jüngste Favoritenrolle von Scholz schlage sich hier nieder. Für Baerbock seien es daher „bärenstarke Werte“.