Ukraine-KriegKiew benötigt vor Kriegswinter Generatoren und Abwehrwaffen

Ukraine-Krieg / Kiew benötigt vor Kriegswinter Generatoren und Abwehrwaffen
Nahe Kiew laden Menschen ihre Telefone und wärmen sich in einem Schutzzelt Foto: AFP/Genya Savilov

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Die Ukraine steht vor einem harten Kriegswinter mit eingeschränkter Energieversorgung. Deshalb hofft das Land auf technische Hilfe aus dem Westen.

Angesichts der weiter heftigen russischen Angriffe auf die Energie-Infrastruktur in der Ukraine wird die Sorge vor den kalten Wintermonaten größer. „Wir brauchen Generatoren und Auto-Transformatoren, die von russischen Raketenangriffen besonders betroffen sind“, sagte der neue ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, am Montag in einem Fernsehinterview. In Kiew gibt es aktuell nur wenige Stunden Strom am Tag. Mit Transformatoren soll aus dem Hochspannungsnetz Strom für die Elektrizitätsversorgung – für die wiederum niedrige Spannungen benötigt werden – geholt werden.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Ukrainer zuvor in einer Videobotschaft auf einen langen, harten Kriegswinter eingestimmt. Die Russen würden angreifen, „solange sie Raketen haben“, sagte er. Am Montag reisten sieben Außenminister nordischer und baltischer Staaten in die Ukraine. „Wir, die Außenminister von Estland, Finnland, Island, Lettland, Litauen, Norwegen und Schweden, sind heute in Kiew in voller Solidarität mit der Ukraine. Trotz Russlands Bombenhagel und barbarischer Brutalität wird die Ukraine gewinnen“, twitterten mehrere Diplomaten wortgleich zu einem Foto vom Bahnsteig.

Klitschkos Streit mit Selenskyj

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief im Konflikt mit Präsident Selenskyj erneut zur Einheit auf. „Wenn der Krieg vorbei ist, dann kann man Innenpolitik spielen“, sagte der 51-Jährige in einem Interview mit der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine. Die Einigkeit aller sei für den ukrainischen Sieg nötig. Vergangene Woche hatte Selenskyj die Kiewer Stadtverwaltung wegen angeblich nicht funktionierender Aufwärmpunkte kritisiert. Klitschko und Selenskyj gelten als mögliche Rivalen bei den nächsten Präsidentschaftswahlen.

Fünf Tage nach massiven russischen Raketenangriffen hat die Hauptstadt Kiew weiter mit unangekündigten Notabschaltungen bei der Stromversorgung zu kämpfen. 55 Prozent der Haushalte seien davon betroffen, teilte die Militärverwaltung der Drei-Millionen-Stadt am Montag bei Telegram mit. Die Notabschaltungen sollten dabei nicht länger als fünf Stunden dauern. Vorher hatte der örtliche Versorger angekündigt, jedem Kunden zumindest vier Stunden Strom täglich zu liefern. Die Reparaturen der Schäden dauerten an. Bürgermeister Klitschko erwartet, dass die Probleme noch bis zum Frühling anhalten.

Der Kreml hat Gerüchte über einen bevorstehenden Abzug russischer Truppen aus dem besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja zurückgewiesen. „Es sollte nicht nach irgendwelchen Zeichen gesucht werden, wo keine sind und keine sein können“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Nachrichtenagentur Interfax. Auch die russische Besatzungsverwaltung des im September völkerrechtswidrig annektierten Gebiets Saporischschja sprach von Falschinformationen. Am Wochenende hatte der Chef des ukrainischen Atomkonzerns Enerhoatom, Petro Kotin, einen baldigen Abzug des russischen Militärs in Aussicht gestellt.

Nach dem Rückzug aus Cherson beschießen russische Truppen die südukrainische Großstadt nach britischen Angaben täglich mit Artillerie. Am Sonntag sei die Rekordzahl von 54 Angriffen gemeldet worden, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Allein am vergangenen Donnerstag seien zehn Menschen getötet worden. Die Stadt sei verwundbar, weil sie in Reichweite der meisten russischen Artilleriesysteme liege, die nun vom Ostufer des Flusses Dnipro feuerten, hieß es in London.