14. November 2025 - 22.00 Uhr
BrasilienHunderte Lobbyisten der fossilen Industrie bei Weltklimakonferenz
1.602 der gut 40.000 Teilnehmer bei der sogenannten COP30 im brasilianischen Belém hätten Verbindungen zur Öl-, Gas- oder Kohleindustrie, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht des Bündnisses Kick Big Polluters Out (KBPO). Demnach könnte in etwa jeder 25. Teilnehmer als Lobbyist der Branche gezählt werden.
Mit Ausnahme des riesigen Gastgeberlandes Brasilien mit seinen 3.805 Delegierten hat demnach kein Land so viele Teilnehmer zur COP30 entsandt wie die Unternehmen, die die Nutzung klimaschädlicher fossiler Energieträger verteidigen. Zu ihnen gehören laut der KBPO-Analyse Vertreter der großen Ölkonzerne ExxonMobil, Chevron, Shell und TotalEnergies, aber auch von staatlichen Erdölunternehmen aus den Golfstaaten, afrikanischen Ländern, China und Brasilien.
Das NGO-Bündnis zählt außerdem Vertreter von Unternehmen wie dem deutschen Autobauer VW und dem dänischen Schifffahrtskonzern Maersk zu der fossilen Lobby in Belém. Zudem stehen Vertreter von bestimmten Wirtschaftsverbänden und anderen Einrichtungen auf der Liste. So wird die Venedig-Stiftung für Nachhaltigkeit auf dem Index geführt, weil der italienische Ölkonzern Eni zu ihren Gründern gehört.
KBPO kennzeichnet auch Örsted, ein dänisches Großunternehmen für Windkraft, als Vertreter der fossilen Lobby, da es auch Erdgas verkaufe. Auch der französische Energieriese EDF, der vor allem Atomstrom verkauft, aber 2024 auch einen fünfprozentigen Erdgasanteil bei seiner Energieerzeugung hatte, steht auf der Liste.
Ausschluss gefordert
Einige Namen auf der Lobby-Liste könnten auf den ersten Blick „überraschend“ erscheinen, sagte Patrick Galey, einer der Autoren des KBPO-Berichts, der Nachrichtenagentur AFP. Bei ihnen hätten sich bei der Recherche in öffentlich zugänglichen Quellen aber Spuren von möglicher Beeinflussung durch die fossile Lobby gefunden. So wurden auch alle Firmen für erneuerbare Energien berücksichtigt, deren Mutterkonzerne fossile Energie verkauft.
Das Bündnis KBPO sucht die Teilnehmerlisten der Weltklimakonferenzen seit 2021 nach Vertretern der fossilen Lobby ab. Zur COP28 im ölreichen Dubai war demnach eine Rekordzahl von 2.456 Lobbyisten von Öl, Gas und Kohle angereist, allerdings erreichte damals auch die Gesamtzahl der Teilnehmer mit mehr als 80.000 einen Rekordstand.
Viele Vertreter von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern den Ausschluss von Vertretern der fossilen Energien bei den internationalen Klimaverhandlungen. „Man kann ein Problem nicht lösen, wenn man die Macht denjenigen gibt, die es verursacht haben“, argumentierte KBPO-Vertreter Jax Bonbon. Dies sei eine Frage des „gesunden Menschenverstands“.
Laut der Organisation Transparency International könnte die Zahl der Lobbyisten der fossilen Industrie in Belém de facto noch höher sein. Schließlich hätten 54 Prozent der 42.000 akkreditierten Teilnehmer gegenüber der UNO keine Erklärung zu ihren Verbindungen zu der Branche abgegeben.
De Maart
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