Grenfell Tower – Trauer und Wut ein Jahr nach der Feuer-Katastrophe

Grenfell Tower – Trauer und Wut ein Jahr nach der Feuer-Katastrophe
Der Grenfell-Tower nach dem Brand vor einem Jahr. Foto: DPA

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein Jahr nach dem Feuer in einem Londoner Hochhaus, bei dem Dutzende starben, bleiben viele Frage offen.

Verhüllt von weißen Planen ragt der Grenfell Tower über den Londoner Stadtteil North Kensington. Auf den Planen sind an der Spitze des Wohnturms ein grünes Herz und die Worte „Grenfell – forever in our hearts“ (Für immer in unseren Herzen) zu sehen. An dem 24-stöckigen Sozialbau ist durch das Gerüst nur ein bisschen die schwarze verbrannte Fassade zu erkennen. 72 Menschen verloren hier vor einem Jahr – am 14. Juni 2017 – bei einem verheerenden Brand ihr Leben.

Bei einer richterlichen Untersuchung in diesen Tagen – knapp ein Jahr nach der Katastrophe – sprechen Hinterbliebene öffentlich über das Unglück. Der Schmerz sitzt tief und es gibt noch immer Wut auf die Behörden. Unterdessen wird immer deutlicher, wie Brandschutzregeln in dem Gebäude ignoriert wurden.

Mariem Elgwahry und ihre Mutter Eslah wurde das zum Verhängnis. Die Frauen lebten gemeinsam in Wohnung 196 des Hochhauses. Als es in den frühen Morgenstunden in Flammen stand, flohen sie zu Nachbarn in eines der obersten Stockwerke und hofften dort auf Rettung – vergeblich. Über die Fassadenverkleidung kletterten die Flammen in kurzer Zeit bis an die Spitze des Gebäudes.

Telefoniert bis in den Tod

Immer wieder kämpft Ahmed Elgwahry mit den Tränen, als er bei der Untersuchung davon berichtet, wie seine Schwester und Mutter in der Nacht des Unglücks anriefen. „Verängstigt und angespannt“ habe seine Schwester geklungen.

Bis er nur noch das Knistern der Flammen hörte, blieb der junge Familienvater in dieser Nacht am Telefon, während er vor dem Grenfell Tower stand. „Ich kann nicht atmen“, seien die letzten Worte gewesen, die seine Mutter zu ihm sagte.

Unweit der Stelle, an der Ahmed Elgwahry vor einem Jahr das letzte Mal die Stimme seiner Mutter hörte, stehen heute weiße Sichtschutzwände um die eingerüstete Brandruine. Zahlreiche Botschaften haben Hinterbliebene auf ihnen hinterlassen. „Wir lieben Euch, ruhet in Frieden“, „Wir werden euch nie vergessen!“

Trauer – und Wut

Doch in die Trauer mischt sich auch Wut. Die von Anwohnern ins Leben gerufene Organisation Justice4Grenfell beklagt auf ihrer Internetseite, dass es nach der Katastrophe keine Festnahmen gab.

Brandschutzauflagen in dem Gebäude seien total ignoriert worden, berichten Experten in der öffentlichen Untersuchung. Vor allem eine neu angebrachte Fassadenverkleidung aus brennbarem Kunststoff soll den Grenfell Tower zur Todesfalle gemacht haben. Doch ob dafür jemand zur Verantwortung gezogen werden kann, wie es sich die Überlebenden und Angehörigen der Opfer wünschen, ist ungewiss.

Heftig in der Kritik steht auch die Feuerwehr. Sie hatte erst Stunden nach Ausbruch des Feuers ihre Anweisung an die Bewohner revidiert, in ihren Wohnungen zu bleiben. Dabei war bald klar, dass das Feuer nicht unter Kontrolle zu bekommen war.

Auch das Verhalten der lokalen Behörde nach dem Unglück ist heftig umstritten. Unter anderem weil viele Familien auch ein knappes Jahr nach der Katastrophe noch kein neues Zuhause haben.

Viele Häuser immer noch mit der gleichen Ausstattung

Insgesamt 210 Haushalte waren von dem Brand betroffen, wie die BBC berichtete. 201 von ihnen nahmen dem Bericht zufolge nach der Katastrophe das Angebot an, permanent oder vorübergehend in einem bereitgestellten Wohnraum untergebracht zu werden. Lediglich 138 dieser Haushalte waren bis Mitte Mai jedoch tatsächlich in neue Wohnungen gezogen. Nur 74 davon permanent.

Es ist nicht das einzige Thema, bei dem auch ein Jahr nach der Katastrophe Handlungsbedarf besteht. „Über 300 Hochhäuser haben noch immer die gleiche, gefährliche Fassadenverkleidung wie am Grenfell Tower“, sagte der oppositionelle Labour-Politiker John Healey (der sogenannte Schattenminister für Kommunen) laut „Independent“. „Nur an zehn wurde sie bereits ausgetauscht.“

Für Kritiker ist das ein schweres Versagen. Sie fordern klarere Regeln und ein generelles Verbot des gefährlichen Baumaterials, damit sich eine solche Brandkatastrophe niemals wiederholen kann.

Für die Opfer wie Mariem und Eslah Elgwahry kommen neue Sicherheitsmaßnahmen zu spät. Sie wurden im Grenfell Tower „ermordet und eingeäschert“, wie es Ahmed Elgwahry bezeichnet. Er hat nun vor allem ein Anliegen: Sie sollen „nicht vergessen“ werden.

Nomi
12. Juni 2018 - 14.16

Hun mer an der Zweschenzeit schon zu Letzeburg kontrollei'ert wei'vill Gebai'er Styropoor Isolatio'un an Alu Fassade hun ???? Waat mecht d'ITM ? Si schlei'ft bis di naichst Katastroof.