Die Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union (Africa CDC) verkündete am Dienstag eine „kontinentale gesundheitliche Notlage“. Am Mittwoch berät der Notfallausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die Frage, ob eine „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ ausgerufen werden soll.
Die im September 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckte Variante „Klade Ib“ sei ansteckender und tödlicher als die vorherigen und könne von Mensch zu Mensch übertragen werden, sorgt sich die WHO. Ihr Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus berief deshalb den Notfallausschuss ein, um zu klären, ob die höchste Alarmstufe für globale Gesundheitskrisen ausgerufen werden muss.
Mpox wurde 1970 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo erstmals bei Menschen festgestellt. Das Virus zirkuliert in dem zentralafrikanischen Land seit Jahrzehnten, die Kranken hatten sich zumeist bei infizierten Tieren angesteckt.
Sterblichkeit von drei Prozent
Die aktuelle Virusvariante Klade Ib führt zu Hautausschlag am ganzen Körper, während die bisherigen Varianten nur einzelne Körperstellen wie den Mund, das Gesicht oder die Genitalien betrafen. Neben Pusteln gehört auch Fieber zu den typischen Symptomen der Krankheit.
In der Demokratischen Republik Kongo zählte die Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union Anfang August 14.479 bestätigte und Verdachtsfälle, 455 Tote und damit eine Sterblichkeit von rund drei Prozent.
Nach Angaben von Wissenschaftlern der Demokratischen Republik Kongo kann die Sterblichkeit dieser Variante bei Kindern zehn Prozent erreichen. Die Fallzahl steige „exponentiell“, erklärte die dortige Regierung im Juli.
„Die Krankheit ist in Flüchtlingslagern rund um Goma in Nord-Kivu festgestellt worden, wo die Situation wegen der extremen Bevölkerungsdichte sehr kritisch ist“, sagte Louis Albert Massing, medizinischer Koordinator der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF). „Die Gefahr einer Explosion ist real angesichts der enormen Bevölkerungsbewegungen“ in dem an andere Länder grenzenden Konfliktgebiet im Osten der Demokratischen Republik Kongo.
Neue Variante hat sich ausgebreitet
Die neue Ib-Variante habe sich in den vergangenen Wochen bereits auf bisher nicht betroffene Regionen des Kongo und die Nachbarländer Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda ausgebreitet, bestätigt Rosamund Lewis, bei der WHO für Mpox zuständig.
Zudem wurden laut Africa CDC Verdachts- und bestätigte Fälle in Kamerun, in der Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik, in Nigeria, Liberia und Ghana registriert.
Im Mai 2022 hatte sich die Krankheit auch außerhalb Afrikas ausgebreitet, 111 Länder waren betroffen. Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr starben etwa 140 von rund 90.000 Infizierten. Betroffen waren hauptsächlich Männer, die Sex mit Männern haben.
Die WHO rief damals wie bei Corona eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite aus, die im Mai 2023 wieder endete. Zur Vorbeugung von Stigmatisierungen wurde die bis dahin als Affenpocken bezeichnete Krankheit 2022 von der WHO in Mpox umbenannt. In mehreren Ländern gibt es aber auch heute noch immer wieder Infektionsfälle.
Mpox bleibe eine globale Gefahr, warnte WHO-Chef Tedros Anfang Juli. WHO-Expertin Lewis verwies aber darauf, dass die Länder in der Lage seien, Fälle mithilfe von Überwachung, Laboren und Kommunikation mit den betroffenen Regionen zu erkennen.
Maria Van Kerkhove, Leiterin der WHO-Abteilung für Epidemie- und Pandemievorsorge, verwies auf „einige Impfstoffe, die für Mpox verwendet werden können“. Lewis zufolge gibt es derzeit Verhandlungen zwischen der WHO und betroffenen Ländern über deren Zulassung.
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