DeutschlandFünf Wochen vor der Bundestagswahl liegt die SPD erstmals seit 15 Jahren vor der Union

Deutschland / Fünf Wochen vor der Bundestagswahl liegt die SPD erstmals seit 15 Jahren vor der Union
Forsa zufolge hätten im Moment vier Dreierkoalitionen eine regierungsfähige Mehrheit, darunter drei unter Führung der SPD Foto: AFP/John Macdougall

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Eine Umfrage rund fünf Wochen vor der Bundestagswahl schreckt die Union auf: Zum ersten Mal seit 15 Jahren hat die SPD in der wöchentlichen Umfrage des Instituts Forsa die CDU/CSU überholt. Die SPD mahnt trotzdem zur Vorsicht.

Gut einen Monat vor der Bundestagswahl ist die SPD erstmals seit Jahren in einer Sonntagsfrage wieder stärkste politische Kraft in Deutschland. Im am Dienstag veröffentlichten Trendbarometer des Forsa-Instituts für RTL und n-tv kommen die Sozialdemokraten auf 23 Prozent, die Union erreicht 22 Prozent. Die SPD gewinnt im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte hinzu, die Unionsparteien büßen einen Punkt ein. In der Datenreihe des Instituts landen die Sozialdemokraten damit erstmals seit fast 15 Jahren auf einem höheren Wert als die Union.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans mahnte seine Partei zur Vorsicht: „Meine Überzeugung war schon zu Zeiten, als man noch darüber lächelte, dass es den Bürgerinnen und Bürgern mit dem näher rückenden Wahltag immer wichtiger wird, ihr Kreuz da zu machen, wo sie Verlässlichkeit, Erfahrung und die Verbindung von Wandel und Kontinuität in Verantwortung für alle in diesem Land erwarten können“, sagte Walter-Borjans gegenüber dem Tageblatt. Dafür stünden Olaf Scholz und eine geschlossen hinter ihm stehende SPD. „Aber auch in der Hochstimmung bleibt es dabei, dass Stimmungen noch keine Stimmen sind. Wir stellen uns landauf landab den Bürgerinnen und Bürgern mit einem klaren Plan für die Zukunft“, sagte Walter-Borjans.

Der Fraktionschef der SPD im Kieler Landtag und Kandidat für den Bundestag, Ralf Stegner, sagte: „Nach all der Häme, mit der die SPD bereits abgeschrieben wurde, dreht sich die Stimmung. Jetzt zeigt sich, dass die Kategorie Kanzlertauglichkeit in den Vordergrund rückt und da haben Olaf Scholz und die SPD eindeutig die besten Karten. Zudem piesacken Herr Söder seinen Kandidaten Laschet und Robert Habeck etwas vornehmer seine Spitzenkandidatin Baerbock, während die SPD Olaf Scholz geschlossen unterstützt. Dennoch ist noch nichts gewonnen – wir müssen im Schlussspurt Kondition beweisen und für jede Stimme kämpfen.“

Viele noch unentschlossen

Die jetzt für die Union ermittelten 22 Prozent sind Forsa zufolge der schlechteste Wert, den das 1984 gegründete Institut im wöchentlichen Trendbarometer jemals für CDU und CSU berechnet hat. Nach dem Sieg von CDU-Chef Armin Laschet über den CSU-Vorsitzenden Markus Söder im Rennen um die Kanzlerkandidatur im April lag die Union allerdings schon einmal auf 22 Prozent.

Die Grünen rutschen in der aktuellen Forsa-Umfrage um einen Punkt auf 18 Prozent ab und liegen auf Rang 3. Die FDP kommt unverändert auf 12 Prozent, die AfD auf 10 und die Linke auf 6 Prozent. Die Zahl der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt mit 26 Prozent allerdings weiterhin über dem Anteil der Nichtwähler bei der vergangenen Bundestagswahl.

Forsa zufolge hätten im Moment vier Dreierkoalitionen eine regierungsfähige Mehrheit, darunter drei unter Führung der SPD. Möglich wäre ein Bündnis von SPD, Union und FDP, eine Regierung von SPD, Grünen und FDP, eine Koalition mit Union, Grünen und FDP oder ein linkes Bündnis mit SPD, Grünen und Linken.

Laschet selbst sagte am Dienstag in Berlin, dass er Rückhalt in der Union verspüre. Er kommentiere keine Umfragen. „Wenn die Zahlen schwieriger sind, dann wird noch einmal deutlich: Das ist eine Richtungsentscheidung.“ Das werde Unions-Anhänger motivieren.