FrankreichFestnahme nach Schüssen auf orthodoxen Priester in Lyon

Frankreich / Festnahme nach Schüssen auf orthodoxen Priester in Lyon
Eine Frau geht an einer Kirche in Lyon vorbei, vor der ein griechisch-orthodoxer Priester angeschossen wurde. Der griechische Priester sei dabei gewesen, die Kirche zu schließen. Der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage nach dem tödlichen Messerstich in Nizza, bei dem ein 21-jähriger mutmaßlicher Terrorist aus Tunesien in einer Kirche drei Menschen mit einem Messer tödlich angegriffen hat. Foto: Laurent Cipriani/AP/dpa

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Nach dem Schusswaffenangriff auf einen orthodoxen Priester in der französischen Großstadt Lyon ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Die Person sei in Polizeigewahrsam, teilte der Staatsanwalt von Lyon, Nicolas Jacquet, am Samstagabend mit. Demnach hatte der Verdächtige bei der Festnahme keine Waffe bei sich.

Der aus Griechenland stammende Priester war laut Polizei am Nachmittag mit einer abgesägten Schrotflinte angegriffen und schwer verletzt worden. Nach Polizeiangaben war er gerade dabei, seine Kirche zu schließen, als er angegriffen wurde. Der Zustand des 52-Jährigen sei ernst. Der Angreifer war zunächst flüchtig.

Bei dem Festgenommenen könne es sich um die Person handeln, die von Zeugen beschrieben worden sei, erklärte der Staatsanwalt. Die Überprüfung dauere noch an. Das Motiv des Angriffs sei noch unklar, derzeit werde keine Möglichkeit ausgeschlossen, erklärte Jacquet.

Der Priester wurde nach Angaben aus Ermittlerkreisen aus kürzester Entfernung zweimal in die Brust geschossen. Der Erzbischof von Athen und Oberhaupt der Kirche Griechenlands, Ieronymos, sprach von einem „Horror, der die menschliche Logik übersteigt“. Intolerante und fanatische Extremisten würden Religion als „Kugel“ missbrauchen, um sie gegen das „Herz der Freiheit und insbesondere der Glaubensfreiheit von Anderen“ zu richten, sagte er weiter.

EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte den Angriff im Online-Dienst Twitter als „abscheuliche Tat“. EU-Parlamentspräsident David Sassoli sagte: „Europa wird sich niemals vor Gewalt und Terrorismus beugen.“

Erst am Donnerstag waren in Nizza drei Menschen bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in einer Kirche getötet worden. Der Messerangriff hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die tödliche Attacke als „islamistischen Terroranschlag“, die Antiterror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Freie, unabhängige Medien

Regierungschef Jean Castex rief die höchste Terror-Warnstufe für das Land aus. Staatschef Macron kündigte an, die Zahl der zum Schutz von Gotteshäusern und Schulen abgestellten Soldaten von 3000 auf 7000 zu erhöhen.

Wegen der erneuten Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ hat sich die Stimmung in muslimisch geprägten Ländern zuletzt gegen Frankreich aufgeheizt. In Staaten wie Pakistan und Bangladesch gingen zuletzt tausende Menschen bei anti-französischen Protesten auf die Straße und verbrannten Macron-Bilder.

Macron hatte sich nach der Ermordung eines Geschichtslehrers vor zwei Wochen in Paris für das Zeigen der Karikaturen vor dem Hintergrund der Meinungsfreiheit ausgesprochen. Der Pädagoge Samuel Paty war von einem Attentäter enthauptet worden, weil er Karikaturen des Propheten Mohammed im Unterricht gezeigt hatte.

Am Samstag zeigte Macron Verständnis für die Verärgerung von Muslimen über die umstrittenen Mohammed-Karikaturen. „Ich verstehe, dass man von Karikaturen schockiert sein kann, aber ich werde niemals akzeptieren, dass man Gewalt rechtfertigt“, sagte er dem Fernsehsender Al Jazeera.

In dem Interview unterstrich der Staatschef laut Al Jazeera auch, dass die Karikaturen nicht von der französischen Regierung, sondern von freien und unabhängigen Medien veröffentlicht wurden.

Taxpayer
2. November 2020 - 17.37

@Leila: Ech maachen et och kuerz. Erklärt einfach mol de Familljen vun den Affer vu Lyon, Nice, Dresden, Paräis, etc, etc. wat fir eng Fuerw den Auto haat, virun deen sech hir Leit geheit hunn. Bonne chance! Nee, wat e Quatsch. Do kréien harmlos Bierger an enger Kiirch oder virun der Schoul den Hals duerchgeschnidden, a mer béis Europäer sollen dofir gefällegst eis Meenungsfräiheet opginn. Wéi wann d'Islamisten dann op eemol frouh mat eis wieren. Apeasement huet nach ni funktionéiert.

Realist
2. November 2020 - 14.35

Eine bestimmte, von irgendeinem beliebigen "Main-Stream" abweichende Meinung haben - wohlgemerkt: H. Trudeau sprach von "Meinung haben", noch nicht einmal von "Meinung veröffentlichen" - gilt heuer also als ebenso selbstmörderisch, wie sich absichtlich vor ein heranbrausendes Auto zu werfen? Habe ich Ihren Vergleich richtig verstanden? Falls ja, wäre es vermutlich einfacher, wenn Passanten oder Kirchenbesucher sich beim nächsten Messer-Anschlag einfach in die Schlange stellten, anstatt die Polizei zu rufen, sich zu wehren oder auch nur weglaufen zu wollen. Denn worauf sollten sie sich noch berufen? Etwa auf Werte wie Aufklärung, Gewaltächtung, Gedanken- und Gewissensfreiheit? Alles "Meinungen", die ganz sicher irgendwo irgendjemandem "provozierend" erscheinen und ergo "begrenzt" gehören. Tut mir leid, aber wenn man Ihren, bzw. Herrn Trudeaus Denkansatz konsequent zu Ende denkt, müssen wir die letzten 600 Jahre Geistesgeschichte streichen und künftig die staubigen Marktplätze Vorderasiens über unser Schicksal entscheiden lassen, wo aktuell französische Fahnen und Macron-Puppen verbrannt werden.

Leila
2. November 2020 - 12.12

@Realist Ich mach es kurz: Ich will über die Straße und benütze dafür den Zebrastreifen, sehe die Gefahr eines nicht abbremsenden Autos kommen, gehe trotzdem rüber, weil mich das Gesetz ja schützt und - bin tot oder noch schlimmer - erleide den Verlust meiner Selbständigkeit wegen Körperschäden! Aber ich habe mein gesetzliches Recht als Fußgänger auf Teufel komm raus durchgedrückt (Schulterklopfer ist mir gewiss)! Doch so mache ich es nicht weil ich sehen/denken und auf ein erzwungenes (Vorfahrts-) Recht sehr gerne verzichten kann! Bin ich deshalb feige?

Realist
2. November 2020 - 7.25

Leila: Ich habe Ihren verlinkten Artikel mit den "klugen Überlegungen" des Herrn Trudeau gelesen. Meinungsfreiheit sei "nicht grenzenlos", sagt er. Davon mal abgesehen, dass er sich mit diesem einen Satz als Regierungschef einer westlichen Demokratie selbst demontiert bleibt die Frage offen, wer die Grenzen unserer Meinungsfreiheit definieren sollte. Messermänner in Kirchen? Und was ist mit dem alten Lied "Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?". Demnächst auch auf dem Index?

Leila
1. November 2020 - 14.00

Interessante, sowie kluge Überlegung von Justin Trudeau, die zum Nachdenken anregen sollte: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/trudeau-meinungsfreiheit-ist-nicht-grenzenlos/ar-BB1ayVar?ocid=msedgdhp

HTK
1. November 2020 - 13.35

"The Life of Brian" von der Python-Truppe ist auch eine Karikatur,resp. eine Satire über das Märchen eines gewissen Jesus.Auch für diese Figur,für deren Existenz es keinen Beweis gibt,gibt es Anhänger.Man nennt sie Christen.Diese haben sich aber soweit unter Kontrolle,jedenfalls seit neuerer Zeit,dass sie den Pythons nicht den Kopf abschlagen würden. Es scheint ein psychologischer Fakt zu sein,man nennt ihn "kognitive Dissonanz", je mehr man in ein Märchen investiert hat und obwohl man dabei ein schlechtes Gefühl hat,umso mehr krallt man sich daran fest. Man braucht doch nicht beleidigt zu sein,wenn einem gesagt wird,dass man an Märchen glaubt.Jesus,Allah oder das Spaghettimonster- In einer verrückten Welt sind die Verrückten normal.