Mexiko-StadtFast zwei Dutzend Tote bei Einsturz von U-Bahn-Brücke auf von Skandalen belasteter Linie 

Mexiko-Stadt / Fast zwei Dutzend Tote bei Einsturz von U-Bahn-Brücke auf von Skandalen belasteter Linie 
„Es war schrecklich“: Anwohner berichten seit Jahren von Schäden entlang der Strecke Foto: AFP/Pedro Pardo

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In einem Außenbezirk der Millionenmetropole stürzt eine U-Bahn-Brücke ein, zwei Waggons fallen auf eine viel befahrene Straße. Die Linie 12 steht im Zentrum eines der größten Skandale der vergangenen Jahre in Mexiko-Stadt.

Beim Einsturz einer U-Bahn-Brücke in Mexiko-Stadt sind mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. 79 weitere Personen wurden bei dem Unglück im Südosten der Millionenmetropole verletzt und ins Krankenhaus gebracht. „Unsere Solidarität gilt all jenen Familien, die Angehörige verloren haben“, sagte Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum am Dienstag.

Mehrere Waggons einer Bahn der Metro-Linie 12 waren am späten Montagabend einige Meter in die Tiefe gestürzt und miteinander zusammengestoßen, wie auf Videos in sozialen Medien zu sehen war. Unter dem eingestürzten Abschnitt der Überführung am Bahnhof Olivos am südöstlichen Rand der Metropole waren viele Autos unterwegs gewesen.

Ersten Erkenntnissen zufolge hatte ein Teil der Brücke nachgegeben. Bürgermeisterin Sheinbaum kündigte Ermittlungen zu dem „bedauerlichen und schwerwiegenden Vorfall“ an. Unter anderem werde sie ein internationales Gutachterbüro mit einer statischen Untersuchung der Brücke beauftragen.

„Wir haben alle geschrien und sind dann in die Tiefe gestürzt“, zitierte die Zeitung Reforma die Überlebende Itzel Yolitzin García. „Es war schrecklich.“ Die 26-jährige Mariana erzählte in einem von der Zeitung Univeral veröffentlichten Video: „Wir hörten nur ein lautes Donnern und das Licht ging aus. Wir sind alle übereinander gestürzt. Viele Menschen haben um Hilfe gerufen.“

Ein Großaufgebot an Rettungskräften holte die Menschen zunächst mit einer Leiter aus den herabhängenden Waggons. Mit einem Kran versuchten Einsatzkräfte am Dienstag, die verunglückten Wagen von der zusammengebrochenen Brücke zu heben.

Fremdes Blut am Hemd

„Ich habe auf mein Handy geschaut, als der Zug gebremst hat. Es hat sich so angefühlt, als würde man mich wegziehen. Ich bin auf die Leute gefallen und die Leute sind auf mich gefallen“, sagte der 21-jährige Alejandro Porcayo im Fernsehsender Televisa. „Danach habe ich mich aus der halboffenen Tür gelehnt und bin rausgesprungen.“ Das Blut auf seinem Hemd stamme von einer Person, die bei dem Unglück eine Hand verloren habe.

Anwohner hatten Berichten zufolge bereits vor Jahren Schäden an Pfeilern entlang der Strecke der U-Bahn-Linie 12 angeprangert. Nach dem schweren Erdbeben im September 2017 hätten Bürger sich gesorgt, das Bauwerk könne einstürzen, hieß es. Demnach waren nach dem Erdstoß der Stärke 7,1 unter anderem Risse aufgetreten.

Die Linie 12 steht im Zentrum eines der größten Skandale der vergangenen Jahre in Mexiko-Stadt. Schon kurze Zeit nach der Einweihung musste der Betrieb ab März 2014 für mehr als eineinhalb Jahre eingestellt werden, nachdem schwerwiegende strukturelle Mängel festgestellt wurden. Unter anderem gab es eine starke Abnutzung der Schienen und Probleme an Brücken und Kurven.

Darüber hinaus wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass ein Teil der von der Bundesregierung für das Projekt bereitgestellten Mittel nicht gerechtfertigt waren. Mehr als 60 Beamte wurden später wegen Unregelmäßigkeiten sanktioniert. Zur Bauzeit war der heutige Außenminister Marcelo Ebrard Bürgermeister von Mexiko-Stadt. Als die Ermittler auch ihn ins Visier nahmen, setzte er sich für rund drei Jahre nach Paris ab. Nach dem Unfall vom Montag sagte Ebrard, er stehe den Ermittlungsbehörden zur Verfügung.