CoronaEU liefert großen Teil ihrer Impfstoff-Produktion in Drittländer

Corona / EU liefert großen Teil ihrer Impfstoff-Produktion in Drittländer
Impfung in Rom: Als einziges EU-Land hat bislang Italien Exporte blockiert Foto: AFP/Marco Bertorello

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Ein großer Teil der in der Europäischen Union hergestellten Corona-Impfstoffe wird exportiert. Größter Abnehmer ist London.

Ein beträchtlicher Anteil der in der EU produzierten Corona-Impfstoffe wird in Drittstaaten exportiert. Unter dem im Januar eingeführten Kontrollmechanismus für Impfstoffexporte wurden der EU-Kommission die Ausfuhr von bislang mehr als 34 Millionen Dosen gemeldet, wie die Nachrichtenagentur AFP gestern aus EU-Kreisen erfuhr. Allein in der vergangenen Woche waren es demnach knapp zehn Millionen Dosen.

Großbritannien ist den Angaben zufolge der größte Abnehmer von in der EU produzierten Corona-Impfstoffen. Insgesamt wurde der Kommission demnach die Ausfuhr von mehr als neun Millionen Dosen in das ehemalige EU-Land gemeldet, eine Million davon in der vergangenen Woche.

An zweiter Stelle liegt Kanada mit insgesamt knapp vier Millionen Impfstoff-Dosen aus der EU, gefolgt von Mexiko (3,1 Millionen) und Japan (2,7 Millionen). Große Exportmengen wurden auch nach Hongkong gemeldet (1,3 Millionen). In der chinesischen Sonderverwaltungszone wurden bislang nach offiziellen Angaben erst gut 100.000 Menschen größtenteils mit dem chinesischen Impfstoff Sinovac geimpft.

Die EU-Kommission hatte die Pharma-Unternehmen im Januar dazu verpflichtet, Ausfuhren in Drittländer anzumelden und genehmigen zu lassen. Hintergrund für diesen Schritt war die Ankündigung des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca, der EU zunächst deutlich weniger Impfstoff zu liefern als vereinbart.

Den Angaben zufolge wurden seitdem 249 Exportanträge genehmigt und einer abgelehnt. Vergangene Woche hatte Italien erstmals eine Lieferung von AstraZeneca-Impfstoff nach Australien unterbunden. Acht Anträge wurden demnach noch nicht bearbeitet.

Kritik an USA und Großbritannien

Hinzu kommen noch Impfstoff-Ausfuhren in eine große Zahl von Ländern, die aus verschiedenen Gründen vom Kontrollmechanismus ausgenommen sind, etwa Nachbarländer wie die Schweiz, die Balkan-Länder und fast der gesamte Mittelmeerraum. Auch für Israel, das nach Angaben von EU-Ratspräsident Charles Michel einen Großteil seiner Bevölkerung mit Impfstoff aus Belgien immunisiert hat, braucht es keine Ausfuhrgenehmigung.

Sorgen nach Todesfall

Die Arzneimittelbehörde der Europäischen Union (EMA) hat nach eigenen Angaben bislang keine Hinweise dafür, dass ein Todes- sowie ein Krankheitsfall in Österreich auf Impfungen mit dem Vakzin von AstraZeneca zurückzuführen sind. Eine 49-Jährige war nach österreichischen Angaben an den Folgen schwerer Gerinnungsstörungen gestorben, eine 35-Jährige erlitt eine Lungenembolie. Sie hatten demnach zuvor Impfungen aus derselben Charge erhalten. Auch wenn zunächst kein kausaler Zusammenhang ausgemacht wurde, wurde als Vorsichtsmaßnahme ein Stopp der Impfungen mit der Charge veranlasst.

Nach Angaben der EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC haben die Hersteller derweil rund 55 Millionen Impfstoffdosen an die Länder der EU sowie Norwegen, Liechtenstein und Island geliefert, knapp 43 Millionen davon wurden bislang verabreicht.

Ratspräsident Michel hatte den USA und Großbritannien am Dienstag vorgeworfen, den Export von Impfstoffen komplett zu verbieten, während die EU in die ganze Welt liefere. Die britische Regierung wies dies scharf zurück. Sein Land habe keinen einzigen Export blockiert, sagte Premierminister Boris Johnson am Mittwoch im Parlament. Großbritannien lehne jeglichen „Impfstoff-Nationalismus“ ab. „Die Briten können sich beschweren, aber Fakt ist, dass sie überhaupt nichts exportiert haben“, sagte dazu ein EU-Diplomat. (AFP)

Zu 64 Prozent tödlicher

Die zuerst in Großbritannien entdeckte Corona-Mutante B.1.1.7 ist einer neuen Studie zufolge zu 64 Prozent tödlicher als frühere Varianten des Virus. In 4,1 von tausend Fällen führe eine Infektion mit B.1.1.7 zum Tod, heißt es in der gestern in der Fachzeitschrift BMJ veröffentlichten Studie von Forschern der britischen Universität Exeter. Bei früheren Coronavirus-Varianten liegt die Sterberate bei 2,5 von tausend Fällen.
Für ihre Studie analysierten die Forscher Datenpaare von jeweils knapp 55.000 Studienteilnehmern. Die Menschen waren zwischen Oktober und Januar positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nachdem sie ihr Testergebnis erhalten hatten, wurden sie 28 Tage lang von den Forschern beobachtet.
Das Augenmerk der Wissenschaftler lag dabei auf Menschen, die in ihrem Wohnumfeld auf das Coronavirus getestet worden waren – und nicht im Krankenhaus. Damit war der Anteil der Risikopatienten niedriger als in Studien, die auf Daten aus Krankenhäusern basieren. Sollten die Studienergebnisse auch auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sein, bedeute dies, dass B.1.1.7 das Potenzial habe, „eine erhebliche zusätzliche Sterblichkeit im Vergleich zu bereits zirkulierenden Varianten zu verursachen“, schreiben die Autoren.