MordverdachtErmittler hoffen auf Durchbruch im Fall Maddie

Mordverdacht / Ermittler hoffen auf Durchbruch im Fall Maddie
Die Eltern des verschwundenen britischen Mädchen Madeleine « Maddie» McCann, Kate und Gerry McCann, geben der BBC in der Prestwold Hall ein Interview. Foto: Joe Giddens/PA Wire/dpa

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Wer ist für das Verschwinden der kleinen Madeleine McCann vor rund 13 Jahren verantwortlich? Immer mehr Einzelheiten werden über den Deutschen bekannt, der unter Mordverdacht steht. Ein entscheidender Beweis scheint aber zu fehlen.

Nach dem aufsehenerregenden Zeugenaufruf im Fall der verschwundenen Maddie hoffen die Ermittler weiter auf den entscheidenden Hinweis. «Für einen Haftbefehl oder eine Anklage reicht es noch nicht aus», sagte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig am Freitag. Das Verschwinden des damals dreijährigen britischen Mädchens Madeleine McCann war am Mittwochabend – wie schon früher – Thema in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY… ungelöst». Erneut gab es laut Staatsanwaltschaft zahlreiche Hinweise, ein Durchbruch scheint aber noch nicht gelungen.

Die kleine Maddie war am 3. Mai 2007 aus einer Appartementanlage im portugiesischen Ferienort Praia da Luz verschwunden. Die Eltern waren an dem Abend in einem nahe gelegenen Restaurant essen. Das ungeklärte Schicksal des Mädchens hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Ermittler waren von einer Entführung ausgegangen. Zeitweise standen auch die Eltern selbst unter Verdacht.

Am Mittwochabend gaben Bundeskriminalamt (BKA) und Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend bekannt, dass ein 43-jähriger Deutscher in dem Fall unter Mordverdacht steht, der mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft sei. Was genau der Auslöser für die Veröffentlichung und den erneuten Zeugenaufruf war, blieb unklar.

Suche nach Verbindungen

Derweil sucht die Staatsanwaltschaft Stendal nach möglichen Verbindungen zwischen dem Fall Maddie und dem der vor fünf Jahren in Sachsen-Anhalt verschwundenen kleinen Inga. Es werde geprüft, ob es Anhaltspunkte für Zusammenhänge gebe und ob sich daraus ein Anfangsverdacht gegen den Tatverdächtigen im Fall Maddie ergebe, teilte die Staatsanwaltschaft in Stendal am Freitag mit. Weitere Details wurden nicht genannt.

Inga aus Schönebeck in Sachsen-Anhalt war fünf Jahre alt als sie am 2. Mai 2015 aus einem Wald bei Stendal scheinbar spurlos verschwand. Dorthin hatte sie mit ihrer Familie einen Ausflug gemacht. Umfangreiche Suchaktionen und Ermittlungen konnten nicht klären, was mit Inga geschah. Die Region liegt rund 100 Kilometer nordöstlich von Braunschweig.

Der 43-Jährige sitzt derzeit in Kiel eine alte Haftstrafe ab, die das Amtsgericht Niebüll bereits 2011 gegen ihn verhängt hatte. Dabei ging es um Handel mit Betäubungsmitteln. Parallel ist wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn Untersuchungshaft angeordnet. Denn zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig am 16. Dezember 2019 wegen schwerer Vergewaltigung unter Einbeziehung früherer Strafen zu sieben Jahren Haft. Er hatte 2005, rund eineinhalb Jahre vor dem Verschwinden Maddies, in Praia da Luz eine damals 72-jährige Amerikanerin vergewaltigt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision liegt beim Bundesgerichtshof.

Verdächtiger war regelmäßig in der Algarve

«Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist», bekräftigte Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig am Donnerstag mit Blick auf Maddie. Er verband diese Aussage aber damit, dass sich die Ermittler dringend weitere Beweise erhoffen. Bewiesen ist noch nichts, trotzdem sorgte die Nachricht über die neuen Erkenntnisse für viel Aufsehen, vor allem in Großbritannien und Portugal.

Unterdessen wurden immer mehr Details über den Mordverdächtigen und dessen Leben bekannt. Er lebte zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve, darunter einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Immer wieder pendelte er zwischen Deutschland und Portugal, wurde in beiden Ländern mehrmals straffällig. Laut «Spiegel» weist das Strafregister des Mannes insgesamt 17 Einträge auf.

Die Ermittler in Braunschweig sind für den Fall zuständig, weil der Verdächtige seinen letzten deutschen Wohnsitz in der Stadt hatte. Aus Gerichtsunterlagen geht hervor, dass der Mann ab Dezember 2012 zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin einen Kiosk in Braunschweig eröffnete. Nach der Trennung führte er den Laden allein weiter, bis er nach etwa eineinhalb Jahren den Kiosk und die angrenzende Wohnung aufgrund eines Burnouts aufgab.

«Ich habe ihn als aggressiv erlebt», zitierte die «Bild» am Freitag den Nachmieter. Er habe bei vielen Leuten Schulden gehabt, sagte der Mann dem Blatt.