#ZeFréiFirParty„Einiges nicht bedacht“: CDU Bollendorf lädt zum Sektempfang auf der Grenzbrücke

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Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Pünktlich um Mitternacht verabschieden sich die letzten Bundespolizisten von den Grenzbrücken. Die Zeit der langen Pendlerstaus ist vorbei. Luxemburger können wieder zum Einkaufen in die Republik und die Deutschen zum Tanken ins Großherzogtum.

Auch für den CDU-Ortsverband Bollendorf und die Vorsitzende und Ortsbürgermeisterin Silvia Hauer war das ein besonderer Tag — nach all den Wochen, in denen die Grenzübergänge geschlossen waren. Ein Anlass, den es „gebührend zu würdigen“ gelte, wie die Christdemokraten auf ihrer Facebook-Seite schreiben. Daher wolle man „alle Mitbürger auf beiden Seiten der Sauer ganz herzlich zu einem Mitternachts-Sekt“ einladen. Es ist ein Aufruf, an dem in normalen Zeiten wohl niemand Anstoß genommen hätte, der in der „neuen Normalität“ aber zum Fauxpas wird. Schließlich mahnen Politiker und Wissenschaftler seit Wochen, Menschenaufläufe zu meiden.

Da wirkt die Einladung zu einem öffentlichen Sektempfang nicht nur wie aus der Zeit gefallen. Sie ist laut Kreisverwaltung sogar strafbar. „Veranstaltungen jeglicher Art“ seien derzeit „untersagt“, teilt Pressesprecher Thomas Konder mit. Verstöße könnten den Veranstalter 1.000 Euro kosten, die Teilnehmer mindestens 200 Euro. Die Angelegenheit wurde inzwischen ans Ordnungsamt weitergeleitet.

Der Ortsverband sah sich bald gezwungen, den Beitrag zu ändern. Heute ist auf der Seite nur noch zu lesen, die Grenzöffnung sei doch „ein Grund für alle Bürger auf beiden Seiten der Sauer, mit einem Mitternachts-Gläschen Sekt anzustoßen“.

„Einige Sachen nicht bedacht“

„Wir haben bei dem Beitrag einige Sachen nicht bedacht“, räumt Ortsbürgermeisterin Silvia Hauer ein. Den Fehler habe man „aber bald korrigiert“. Für sie sei das keine große Sache. Man habe letztlich niemanden eingeladen, und es sei auch zu keiner Versammlung auf der Brücke gekommen. Für den politischen Gegner ist es damit nicht erledigt. Von einigen Mitgliedern der Südeifeler SPD wird das Vorgehen weiter kritisiert. „Was hat der CDU-Ortsverband nicht verstanden? Vielleicht sollten man Paragraf fünf der Siebenten Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz (hier als PDF, die Red.) mal lesen. Es ist nicht zu glauben“, schreibt etwa der Bollendorfer Sozialdemokrat Horst Zwank.

Sein Neuerburger Kollege Günter Scheiding stimmt dem zu: Bei der Einladung zum Umtrunk handle es sich nicht nur um einen Rechtsverstoß, sondern auch „um eine Rücksichtslosigkeit und Unvorsichtigkeit all den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber, die zu den Risikogruppen gehören“. Und weiter: Diese Einladung stehe für ihn „in einer Reihe mit den Aufrufen zu Demonstrationen in den größeren Städten“. Offensichtlich lebe „die CDU in Bollendorf im Tal der Ahnungslosen“.

Für Christian Mörsdorf, Vorsitzender der Jungen Union im Eifelkreis, hingegen ist das alles „politisches Kalkül“, wie er bei Facebook kommentiert. Man könne auch „in gesundem und gebotenem Abstand Sekt trinken“. Der Student aus Geichlingen schreibt, die SPD wolle sich „nur nicht eingestehen, dass der Landrat weniger mit den Grenzöffnungen zu tun hat“ als CDU-Mann Patrick Schnieder. Doch der sei eben leider ein Christdemokrat. Also stürze man sich auf den Ortsverband: „Schwach, sorry.“

Dieser Artikel erschien zuerst im Trierischen Volksfreund.