Extremwetter„Eine Frage von Leben und Tod“: Sturzfluten im Nordosten der USA befeuern Debatte über Klimawandel

Extremwetter / „Eine Frage von Leben und Tod“: Sturzfluten im Nordosten der USA befeuern Debatte über Klimawandel
Kajak-Fahrer auf der „Interstate“-Straße: Die Überschwemmungen gelten als historisch Foto: AFP/Branden Eastwood

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Die Sturzfluten im Nordosten der USA haben die Debatte über den Klimawandel befeuert.

Die verheerenden Sturzfluten im Nordosten der USA mit mehr als 45 Todesopfern haben die Debatte über die Folgen des Klimawandels neu befeuert. „Die Klimakrise verursacht nicht einfach nur Probleme – sie verursacht massive Probleme“, sagte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio am Freitag. Er verwies neben den verheerenden Auswirkungen von Hurrikan „Ida“ und seiner Ausläufer auch auf die gewaltigen Waldbrände an der Westküste der USA.

Präsident Joe Biden, der sich am Freitag ein Bild von den durch „Ida“ verursachten Schäden im Südstaat Louisiana machen wollte, sprach von „einer weiteren Erinnerung“ daran, dass der Klimawandel bittere Realität sei. „Wir müssen viel besser vorbereitet sein. Wir müssen handeln“, sagte er vor seiner Reise. Politische Spaltungen müssten überwunden werden: „Es ist eine Frage von Leben und Tod, und wir sitzen alle im selben Boot.“

Auch der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, warnte vor einer weiteren Verschlechterung der Lage: „Die globale Erwärmung kommt über uns und es wird schlimmer und schlimmer und schlimmer werden, es sei denn, wir tun etwas dagegen.“ Biden und seine Demokraten haben ehrgeizige Ziele im Kampf gegen den Klimawandel, stoßen dabei aber auf den Widerstand der oppositionellen Republikaner. Diese sträuben sich gegen massive Investitionen in den Klimaschutz.

Bei den durch heftige Regenfälle in der Nacht zum Donnerstag ausgelösten Sturzfluten im Bundesstaat New York und angrenzenden Bundesstaaten waren nach neuesten Behördenangaben mindestens 47 Menschen ums Leben gekommen.

Erste „Sturzflut-Notlage“ in der Geschichte New Yorks

Präsident Biden genehmigte inzwischen Notstandserklärungen für New York und New Jersey, was die Mobilisierung von Bundeshilfen für die betroffenen Gebiete ermöglich. Die Katastrophenschutzbehörde Fema wurde angewiesen, Ausrüstung und weiteres Material zu liefern.

Die Ausläufer des Hurrikans „Ida“ hatten die Region rund um New York in der Nacht zum Donnerstag schwer getroffen. Der Nationale Wetterdienst rief erstmals in der Geschichte der Millionenstadt eine „Sturzflut-Notlage“ aus. Die Rettungskräfte waren die ganze Nacht im Einsatz und mussten Hunderte Menschen bergen. 1.300 nicht mehr fahrbereite Autos seien bislang abgeschleppt worden, sagte der städtische Kommissar für Notfallmanagement, John Scrivani am Freitag. Krankenhäuser, Regierungsgebäude und Wohnhäuser wurden demnach von den Einsatzkräften leergepumpt. An mehr als 1.000 Gebäuden seien Schäden gemeldet worden.

Viele Straßen verwandelten sich innerhalb kürzester Zeit in reißende Flüsse, U-Bahn-Stationen wurden geflutet, die New Yorker Flughäfen strichen hunderte Flugverbindungen. Im Central Park fiel innerhalb einer Stunde die Rekordmenge von 80 Millimeter Regen. Aus Annapolis 50 Kilometer von Washington entfernt sowie von der bei Urlaubern beliebten Halbinsel Cape Cod im Bundesstaat Massachusetts wurden Tornados gemeldet.

„Ida“ war am Wochenende als Hurrikan der zweithöchsten Stufe vier im Südstaat Louisiana auf Land getroffen. Der Wirbelsturm richtete dort schwere Schäden an, mindestens neun Menschen starben. „Ida“ schwächte sich in der Folge ab und zog weiter Richtung Nordosten der USA, wo er dann verheerende Regenfälle brachte. Das Ausmaß der Katastrophe hängt Wissenschaftlern zufolge mit dem Klimawandel zusammen. (AFP)