Ähnlich wie in anderen Ländern hat der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas die Zahl gemeldeter antisemitischer Akte in Frankreich ansteigen lassen. Innerhalb von drei Wochen verzeichneten die Behörden mehr als 850 solcher Akte.
Jacques Isaac Azeroual, der in einer koscheren Metzgerei in Paris arbeitet, beobachtet, dass seine Kunden weniger werden. „Die Menschen sind niedergeschlagen. Sie haben Angst, wenn sie aus dem Laden kommen“, berichtet er. Er schließt seinen Laden nun eine Stunde eher und trägt eine Mütze über seiner Kippa, um nicht gleich als Jude erkannt zu werden.
Das am Freitag entdeckte Hakenkreuz in Straßburg war schlampig gezeichnet, ein Balken wies in die falsche Richtung – aber ein eindeutig judenfeindlicher Spruch daneben ließ keinen Zweifel daran, welche Botschaft dahinter steckt.
Bei den etwa 60 Davidsternen, die in einem Pariser Stadtviertel offenbar mit einer Schablone an die Häuserwände gesprüht wurden, ist die Lage nicht ganz eindeutig. Da sie blau waren wie die Flagge Israels, schließt die Staatsanwaltschaft nicht ganz aus, dass sie ein Symbol der Unterstützung Israels sein könnten. Ermittelt wird derzeit wegen Sachbeschädigung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe oder Religion.
Historische Linien werden verschoben
Für den Vorsitzenden der jüdischen Studierenden Frankreichs ist die Absicht hinter den Davidsternen jedoch klar. „Dieser Akt des Markierens erinnert an die 30er Jahre und den Zweiten Weltkrieg“, sagt Samuel Lejoyeux, der Vorsitzende des Studierendenverbandes. „Diejenigen, die das getan haben, wollten eindeutig Menschen einschüchtern.“
Es gibt Hinweise darauf, dass die antisemitischen Akte von außen befördert werden könnten. Die Polizei nahm am Freitag ein Pärchen aus Moldau fest, das in einem anderen Pariser Stadtviertel einen ähnlichen blauen Davidstern an eine Wand gesprüht hatte. Bei ihrem Verhör sollen die beiden angegeben haben, auf Wunsch eines Auftraggebers gehandelt zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft ohne nähere Angaben mit.
Auffällig ist, dass sich in Frankreich manche historische Linien verschoben haben. Die rechtspopulistische Partei Rassemblement National von Marine Le Pen bemüht sich derzeit nach Kräften, das antisemitische Erbe des Parteigründers Jean-Marie Le Pen vergessen zu machen. Die antisemitischen Schmierereien und Davidsterne seien „abscheulich und unwürdig“, betonte Le Pen umgehend, die sich auf eine vierte Präsidentschaftskandidatur vorbereitet.
Vizeparteichef Sébastien Chenu erklärte in der Nationalversammlung: „Unsere jüdischen Landsleute wissen schon, wer sie beschützt“, und verwies dabei auf seine eigene Partei. Bislang haben jüdische Institutionen allerdings immer davor gewarnt, für die Rechtspopulisten zu stimmen und auf den Parteigründer verwiesen, der dafür verurteilt worden war, dass er die Gaskammern als ein „Detail der Geschichte“ bezeichnet hatte.
Demonstrationen trotz Verbots
Während sich die Rechtspopulisten auf diesem Feld als unangreifbar geben, ziehen die Linkspopulisten für ihre teils unklare Haltung heftige Kritik auf sich. So hatte Parteichef Jean-Luc Mélenchon der Vorsitzenden der Nationalversammlung, Yaël Braun-Pivet, während ihres Israel-Besuchs vorgeworfen, „in Israel zu campieren“, während in Frankreich gegen die israelischen Angriffe im Gazastreifen demonstriert wurde.
Auf Französisch ist dabei eine Anspielung auf die Konzentrationslager (camp de concentration) herauszuhören. „Mélenchon hat das Wort sicher nicht zufällig benutzt“, sagte Braun-Pivet, die Mélenchon vorwarf, sie einmal mehr zur „Zielscheibe“ gemacht zu haben. Mélenchon wies alle Vorwürfe zurück, aber seine Partei vermeidet es weiterhin, die Hamas als „terroristische Organisation“ zu bezeichnen.
Auch ein bekannter Kabarettist sieht sich dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt. Die Rundfunkaufsicht befasst sich derzeit mit einem Beitrag von Guillaume Meurice, der empfohlen hatte, sich zu Halloween als Benjamin Netanjahu zu verkleiden. Der israelische Regierungschef sei „eine Art beschnittener Nazi“ fügte er hinzu, was einen Sturm der Entrüstung und ein öffentliches Mea culpa seiner Chefredaktion auslöste.
Da in Frankreich sowohl die größte jüdische als auch die größte muslimische Gemeinde Europas lebt, ist die Sorge der Regierung groß, dass der Nahost-Konflikt in das Land überschwappt. Innenminister Gérald Darmanin hatte vergeblich versucht, pro-palästinensische Demonstrationen pauschal zu verbieten. Bislang ist es nicht zu größeren Ausschreitungen gekommen, aber die Sicherheitskräfte sind nervös. Die nächste Demonstration ist für Samstag geplant.
De Maart
Smilla...da hat der humorist Meurice mit seiner beschreibung des kriegsverbrechers netanyahu aber voll ins schwarze getroffen.
@ TB
Zitat vum " Humorist " Meurice : Une sorte de nazie sans prépuce ,an nit une sorte de nazie circoncis .Souviel zu mengem Commentaire den 04.11 .
Wenn man Netanjahu als Nazie ohne Vorhaut betitelt ,dann ist man anscheinend auf der Guten Seite . Viele Franzosen sind zu Recht der Meinung ,man sollte dem " Humoristen "Meurice die Sendezeit auf dem oeffentlichen Sender France Inter beschneiden .
Die linien verschieben sich effektiv.
Wenn im einst linken T nun artikel erscheinen die frau Le Pen loben und herr Melenchon anschwaerzen weil dieser die israelischen kriegsverbrechen in gaza kritisiert...naja.das ist schon ein starkes stueck.
Natuerlich schrecklich wenn Melenchon ueber campieren spricht...dagegen ist der massenmord den die israelische armee momentan in Gaza veruebt ein klacks.