Corona-KriseBoom für Sargfabrikanten: In Spanien blüht das Geschäft mit den Toten

Corona-Krise / Boom für Sargfabrikanten: In Spanien blüht das Geschäft mit den Toten
Menschenleere Gran via in Madrid: Auch Spanien versucht mit einer strengen Ausgangssperre die Situation in den Griff zu bekommen  Foto: AFP/Javier Soriano

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In Spanien blüht das Geschäft mit den Corona-Toten. Die spanischen Sargfabrikanten müssen angesichts der vielen Virus-Todesopfer Sonderschichten einlegen. Und manche Bestattungsunternehmen nutzen die Epidemie, um die Hinterbliebenen mit überhöhten Preisen und fragwürdigen Zuschlägen, etwa für „eine Vakuumverpackung des Verstorbenen“, übers Ohr zu hauen. Auch wurde für die Organisation von Beerdigungen abkassiert, die gar nicht stattfanden, weil sie derzeit weitgehend verboten sind.

„Am Coronavirus zu sterben, ist teuer“, sagt Pepe Jordana, dessen 86-jährige Mutter in einem Madrider Krankenhaus verstarb. „Es ist schrecklich, dass sich manche an diesen tragischen Ereignissen bereichern.“ Mehr als 5.000 Euro habe der Bestatter verlangt. Unter anderem habe man ihm einen „hermetischen Sarg“ aufgedrängt, der gesetzlich gar nicht vorgeschrieben war. Und der nur für den Transport vom Hospital zum Krematorium diente, wo die sterblichen Überreste eingeäschert und in eine Urne gefüllt wurden. Es war ein stiller Express-Abschied ohne die übliche große Bestattungsfeier, die wegen des geltenden Notstandsrechts verboten ist.

Empört startete Jordana anschließend auf der Internet-Plattform Change einen Aufruf an Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez. Er bat den Premier, dem Missbrauch und Preiswucher einen Riegel vorzuschieben. 170.000 Menschen unterschrieben in wenigen Tagen. Die Petition hatte Erfolg: Die Regierung fror nun die Bestattungspreise auf dem Niveau ein, das sie vor der Corona-Krise hatten. Alle unzulässigen Zuschläge und überhöhten Tarife müssen den betroffenen Familien zurückerstattet werden.

Digitalisierte Trauer

Die Corona-Krise sorgte auch für die Digitalisierung der Trauer: Da Bestattungsfeiern mit mehr als drei Personen derzeit wegen des Ansteckungsrisikos untersagt sind, organisieren immer mehr Familien Online-Beerdigungen: Per Livestream wird dann die Mini-Trauerfeier im Krematorium oder auf dem Friedhof an alle Angehörigen und Freunde übertragen. Das ist auf jeden Fall günstig und eröffnet, dank digitaler Techniken, ganz neue Möglichkeiten der Feiergestaltung.

Allein in der Region Madrid sterben derzeit jeden Tag rund 300 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus – die meisten Opfer sind Senioren mit Vorerkrankungen. Insgesamt wurden in Madrid, dem spanischen Brennpunkt der Epidemie, bisher nahezu 4.000 Corona-Tote registriert. Weil die Krematorien der Hauptstadt nicht mit der meistens gewählten Einäscherung nachkommen, wurde ein zweites provisorisches Zwischenlager für die Toten hergerichtet. Neben dem großen Eissportpalast im Nordosten der Stadt dient nun auch ein leerstehendes Justizgebäude am nördlichen Stadtrand als Leichenhalle.

Infektionskurve flacht sich offenbar ab

Am gestrigen Mittwoch übersprang die Zahl der bestätigten Infizierten in ganz Spanien die Marke von 100.000. Konkret wurden im ganzen Land 102.136 Krankheitsfälle gemeldet – rund 7.700 oder acht Prozent mehr als am Vortag. Die Zahl der Toten kletterte landesweit inzwischen auf 9.053. Damit gab es in den letzten 24 Stunden 864 neue Todesopfer, so viele wie noch nie an einem Tag. Doch die Zahlen der Infizierten und Verstorbenen spiegeln nicht das ganze Drama wider. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle aus.

Es sind traurige Corona-Zahlen, aber es wächst auch zunehmend Hoffnung, da die Infektionskurve in kleinen Schritten abzuflachen scheint. Die absoluten Fallzahlen steigen zwar noch, aber die prozentualen Zuwächse werden kleiner. Die inzwischen schon fast drei Wochen dauernde Ausgangssperre in Spanien scheint also doch Wirkung zu zeigen und die Ansteckungen zu reduzieren. Gesundheitsminister Salvador Illa: „Die Daten beweisen, dass unsere Maßnahmen greifen.“

Und es gibt noch eine gute Nachricht: 22 Prozent der infizierten Corona-Patienten, mehr als 22.000 Menschen, haben die Infektion inzwischen überstanden und gelten als geheilt.

Jean Muller
1. April 2020 - 17.49

Sieht unsere Regierung eventuell ensprechende Hilfen vor? Hierzulande kommt man auch kaum unter 1500.- Begräbniskosten aus. Für viele Familien ist das viel Geld insbesondere wenn sie gar plötzlich mehrere Todesfälle haben.