AustralienBei einer Walrettung vor Tasmanien konnten nur 109 Tiere gerettet werden

Australien / Bei einer Walrettung vor Tasmanien konnten nur 109 Tiere gerettet werden
Helfer mit einem Grindwal in Macquarie Harbour, Tasmanien Foto: dpa/AP/Supplied by Tasmania Police

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Rund hundert Menschen waren an der Walrettung auf der australischen Insel Tasmanien beteiligt. 109 Wale wurden bis zum Montag gerettet, über 350 Tiere starben. Jetzt berichten die Retter über ihre Emotionen und wie die Riesensäuger auf sie reagiert haben.

Als rund 470 Grindwale vor einer Woche in Australiens bisher größten bekannten Massenstrandung in Schwierigkeiten gerieten, startete das Land eine große Rettungsaktion. Rund hundert Helfer – darunter Meeresforscher, Fischer, Rettungsschwimmer und Bewohner des nahe gelegenen Strahan auf Tasmanien – kamen zusammen, um so viele Wale zu retten wie nur möglich. 109 Tiere überlebten – so der Stand am Montag – über 350 Wale starben.

Nun sprachen die Helfer mit dem staatlichen australischen Sender ABC über die knochenharte Arbeit, das emotionale Auf und Ab und wie sehr die Wale sie berührt haben. Julian Moore, ein freiwilliger Rettungsschwimmer, sagte dem Sender: „Uns wurde gesagt, wir sollen bei ihnen bleiben, sie hin- und herbewegen, weil sie sonst erlahmen, wenn sie nur am Strand liegen und sich nicht bewegen.“ Letzteres war wichtig, um den Kreislauf der Tiere in Gang zu halten, damit sie später wieder schwimmen konnten.

Die enge Arbeit mit den Tieren berührte Moore sehr. Er sagte, die Wale schienen sich mit ihren menschlichen Begleitern wohlzufühlen, hätten aber ständig miteinander kommuniziert. „Man konnte definitiv hören, dass sie miteinander sprachen“, sagte er. „Es war wirklich erstaunlich, wie viel sie miteinander kommunizierten.“ Für den Australier war das schönste Erlebnis inmitten der Anstrengung und Trauer über die verstorbenen Tiere, als er Teil einer Bootsbesatzung war, die Wale aus dem Hafen in die Sicherheit des offenen Ozeans begleitete. Auf dem Meer zu sein, sie freizulassen und wegschwimmen zu sehen, das sei ein wirklich positiver Moment gewesen, meinte Moore.

„Ziemlich intelligente“ Lebewesen

Der Einheimische Trevor Norton, der ebenfalls Stunden in dem kalten Wasser verbrachte, um die gestrandeten, bis zu drei Tonnen schweren Wale aufrecht und kühl zu halten, sagte dem ABC, dass die Erfahrung ihn verändert habe, wie er als Sohn eines Fischers über die Meeressäuger denke, die er zuvor nur als „einen anderen Fisch“ betrachtet habe. „Sie sind offensichtlich ziemlich intelligent“, sagte er. Der gesamte Prozess, als Mensch so eng mit einem Tier zu kommunizieren, sei einfach eine äußerst erstaunliche Sache gewesen. Er habe darüber nachdenken müssen, was wäre, wenn „wir im Wasser wären und ein anderes Tier uns am Leben erhalten würde“. „Was würden wir dann denken?“, hinterfragte der Australier.

Er berichtete weiter, dass jeder Wal anders auf seine menschlichen Helfer reagiert habe. Einige seien „ziemlich gedämpft“ gewesen und die Helfer hätten sich Sorgen gemacht, ob sie bereits am Sterben waren. Bei anderen hätte er das Gefühl gehabt, dass sie verstanden, dass die Menschen hier waren, um ihnen zu helfen. Je mehr Tage verstrichen, umso mehr kommunizierte auch der Australier mit den Tieren. „Ich sagte ihnen: ,Ihr müsst all euren Nachkommen sagen, dass Macquarie Harbour ein böser Ort ist. Wir haben dort vor ein paar Jahren eine ganze Menge Verwandter verloren. Geht nicht noch mal da hinein!‘“ Norton hofft nun, dass die Überlebenden nicht wieder zurückkehren und erneut anstranden.

Von der Rettungs- zur Bergungsaktion

Inzwischen ist die Rettungsaktion selbst abgeschlossen. 109 Tiere konnten bis Montag lebend aufs offene Meer transportiert werden. Seit dem Wochenende arbeiten die australischen Behörden aber auch auf Hochtouren daran, die toten Tiere dorthin zu schleppen. Denn im Hafen könnten die Kadaver, die aufblähen und zu driften beginnen, eine Navigationsgefahr für Schiffe darstellen und Raubtiere wie Haie näher an die Küste locken. Außerdem kann die Zersetzung der Kadaver den Sauerstoffgehalt in Teilen des Hafens beeinflussen.

Die Strandung war die bisher größte in Australien. Größenmäßig vergleichbar ist nur ein ähnlicher Vorfall in Westaustralien 1996, als 320 Wale anstrandeten. Damals konnten nur 20 Tiere gerettet werden. Der weltweit bisher schlimmste bekannte Vorfall ereignete sich 1918 auf der neuseeländischen Insel Chatham, als etwa tausend Wale gestrandet waren. Die Insel gilt inzwischen als eine Art Hotspot für Strandungen. Auch die australische Insel Tasmanien erlebt regelmäßig Strandungen. Mehr als 80 Prozent der australischen Walstrandungen finden in Tasmanien statt und Macquarie Heads in der Nähe von Strahan ist bereits bekannt dafür.