KanadaBei der UN-Biodiversitätskonferenz COP15 steht viel auf dem Spiel

Kanada / Bei der UN-Biodiversitätskonferenz COP15 steht viel auf dem Spiel
Der World Wildlife Fund hat einen Fisch auf ein Haus in Montreal projiziert Foto: AFP/Andrej Ivanov

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Verfehlen die Länder ihr Ziel, droht die unwiederbringliche Auslöschung von Tier- und Pflanzenarten sowie Ökosystemen. China will „diese Orgie der Zerstörung zu stoppen“.

Die UN-Biodiversitätskonferenz COP15 ist im kanadischen Montreal am Mittwoch mit einer gewaltigen Aufgabe gestartet: Binnen zwei Wochen sollen die Delegierten aus fast 200 Ländern ein historisches Abkommen schließen, wenn sie die unwiederbringliche Auslöschung von Tier- und Pflanzenarten sowie Ökosystemen verhindern wollen. Die Konferenz sei die Chance, „diese Orgie der Zerstörung zu stoppen und einen Friedenspakt mit der Natur zu schließen“, sagte Chinas Umweltminister Huang Runqiu bei der offiziellen Eröffnung.

China hat den Vorsitz der COP15 inne. Wegen Pekings strenger Null-Covid-Politik findet die Konferenz vom 7. bis 19. Dezember jedoch in Kanada statt.

Das Ziel der Delegierten ist der Abschluss einer globalen Vereinbarung, um dem Artensterben bis 2050 wirksam Einhalt zu gebieten. Umweltorganisationen vergleichen das erhoffte Abkommen in seiner Bedeutung mit dem Pariser Klimaschutzabkommen. Die Zeit drängt: Schätzungen zufolge sind derzeit etwa eine Million der mutmaßlich acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde vom Aussterben bedroht. In den vergangenen 500 Jahren sind bereits allein 680 Wirbeltierarten für immer verschwunden und in den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Artensterben massiv beschleunigt.

Das Artenschutzabkommen soll unter anderem auch Vorgaben zur Renaturierung zerstörter Ökosysteme, weniger Pestizideinsatz und weniger Plastikmüll enthalten. Wie beim Klimaschutz sollen alle Staaten auch für den Schutz der Biodiversität nationale Strategie- und Aktionspläne (NBSAP) vorlegen. Diese sollen dann auf Grundlage der Berichte des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) regelmäßig nachgebessert werden.

Streitpunkt Geld

Doch nach drei Jahren zäher Zwischenverhandlungen zur Vorbereitung der COP15 bleibt eine Einigung ungewiss, da es noch etliche Streitpunkte gibt. Nur in fünf von mehr als 20 Punkten konnte bislang eine Einigung erzielt werden. „Wir haben jetzt lange, lange verhandelt. Alle sprechen von Kompromissen, aber wir kommen nicht schnell genug voran“, sagte die Chefin des UN-Umweltprogramms (UNEP), Inger Andersen, am Mittwoch.

Einer der größten Streitpunkte ist die Finanzierung. Mehrere Staaten fordern, dass die reichen Länder mindestens 100 Milliarden Dollar (gut 95 Milliarden Euro) pro Jahr für den Artenschutz in Entwicklungsländern bereitstellen. Einige Länder haben sich zudem für einen Biodiversitäts-Fonds ausgesprochen, was die Industrieländer weitgehend ablehnen. Sie wollen stattdessen bestehende Finanzierungsmechanismen, insbesondere über die Entwicklungsbanken, verbessern. (AFP)