In Schutt und Asche gelegt

In Schutt und Asche gelegt
(AFP/-)

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Gut einen Monat nach der Nachricht von der Zerstörung der nordirakischen Ruinenstadt Nimrud hat die Dschihadistenmiliz Islamischer Stadt (IS) jetzt in einem Video das erschütternde Ausmaß der Verwüstung gezeigt.

Die am Samstag ins Netz gestellten Aufnahmen zeigen etwa, wie Extremisten Pulverfässer in einen Raum mit kunstvollen Darstellungen assyrischer Gottheiten rollen. Danach zeigt die Kamera eine gewaltige Explosion, die das Unesco-Weltkulturerbe in Schutt und Asche legt. „Wann immer wir irgendwo die Zeichen des Götzendienstes beseitigen können, werden wir das tun“, sagt einer der Islamisten am Ende des Videos. Bevor die Sprengstoff-Fässer angerollt werden, ist zu sehen, wie Extremisten mit Schleifmaschinen und Vorschlaghämmern Reliefs und Statuen zerstören.

Über die Verwüstung der Ruinenstadt war erstmals Anfang März berichtet geworden; das Ausmaß war aber zunächst nicht bekannt. Das Video lässt nun erahnen, dass in der Stätte am Ufer des Tigris, rund 30 Kilometer südöstlich von Mossul, kaum noch etwas erhalten sein dürfte. Nimrud war eine der berühmtesten archäologischen Fundorte im Zweistromland, das wiederum oft als Wiege der Kultur beschrieben wird. Die Dschihadisten hatten zuvor auch schon Kulturschätze in Mossul vernichtet.

Kulturschätze

Die Zerstörungen sind Teil einer systematischen Kampagne, um das geschichtliche Erbe der Region auszulöschen. Gemäß der extremen IS-Ideologie sind Götterbilder und Heiligengräber verboten, da nichts außer Gott selbst angebetet werden dürfe. Laut einigen Antiquitäten-Experten verkauft der IS aber auch Kulturschätze, die ihm in die Hand fallen, und zerstört nur diejenigen, die nicht transportiert werden können. Die antike Stadt Nimrud wurde im 13. Jahrhundert vor Christus gegründet und war zeitweise Hauptstadt des assyrischen Reiches.

In der assyrischen Ära hieß die Stadt Kalach oder Kalchu, Nimrud ist ihr späterer arabischer Name. Die UN-Kulturorganisation Unesco führt Nimrud in ihrer Weltkulturerbe-Liste, die Zerstörung von Nimrud verurteilte die Unesco als „Kriegsverbrechen“. 1820 wurde Nimrud erstmals von Wissenschaftlern beschrieben. Zahllose Kulturschätze wurde seitdem auch von westlichen Archäologen fortgeschafft. Die vorerst letzte Plünderung erlebte Nimrud während der US-Invasion 2003 – bis nun der IS zuschlug.