In Entwicklungs-Ländern weiter viele Arme

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Trotz einer wachsenden Mittelklasse müssen die meisten Arbeiter in Entwicklungsländern noch immer unter schlechten Bedingungen schuften.

Auch heute noch arbeiteten 1,5 Milliarden Menschen ohne angemessene Verträge oder soziale Absicherung und lebten trotz Arbeit in Armut, erklärte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem am Dienstag veröffentlichten Weltarbeitsbericht.

Ein Drittel der Arbeiter in den ärmeren Ländern verdient demnach weniger als zwei Dollar (1,47 Euro) am Tag. Allgemein befänden sich die Entwicklungsländer in einem Aufholprozess, sagte ILO-Chef Guy Ryder. Zwischen 1980 und 2011 stieg das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmeren Staten der ILO zufolge jährlich um durchschnittlich 3,3 Prozent. Vier von zehn Arbeiter in solchen Ländern zählten heute zu einer sich entwickelnden Mittelklasse, was heiße, dass sie mehr als vier Dollar am Tag verdienten. Vor 20 Jahren hätten das erst zwei von zehn Arbeitern geschafft. Trotz der Verbesserungen bleibe der Analyse zufolge die Zahl der armen Arbeiter aber weiter groß.

Tageseinkommen von weniger als 2 Euro

Ein Drittel der Beschäftigten, rund 839 Millionen Menschen, verdienten immer noch mit einem Tag Arbeit weniger als zwei Dollar. Die Rechte der Arbeiter verbessern, für Wachstum sorgen – das kann der ILO-Untersuchung zufolge die Lage in den Schwellen- und Entwicklungsländern nachhaltig verbessern.

In ihrer Analyse zur Lage in insgesamt 140 Staaten kam die Organisation zu dem Ergebnis, dass Länder, die die Arbeitsarmut angingen und in die Schaffung von qualitativ höherwertigen Jobs investierten, besser durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise kamen als andere.

Auf dem guten Weg

Vor allem in Lateinamerika und Asien seien Staaten auf einem guten Weg, betonte der Chef-Autor des ILO-Reports, Moazam Mahmood. „Im Gegensatz dazu scheint eine Reihe von Industriestaaten, vor allem in Europa, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen“, fügte er kritisch an.

Auch die weltweite Arbeitsmigration nahm die ILO in ihrem Bericht unter die Lupe: Demnach arbeiteten im vergangenen Jahr 231,5 Millionen Menschen in einem anderem als ihrem Geburtsland. Mit weitem Abstand sei dabei die EU die favorisierte Region gewesen. Dabei beobachteten die Forscher auch EU-intern Wanderungen: Mehr und mehr ziehe es junge, gut ausgebildete Menschen aus von der Krise besonders gebeutelten EU-Staaten ins Ausland.

Die globale Arbeitslosenquote stabilisierte sich der ILO zufolge zuletzt bei rund sechs Prozent. Insgesamt waren demnach im vergangenen Jahr 199,8 Millionen Menschen ohne Arbeit. Diese Zahl werde bis 2019 auf 213 Millionen Menschen ansteigen. Den größten Zuwachs an Arbeitslosen habe es zuletzt in den gut entwickelten Wirtschaftsräumen geben. Dort habe sich die Arbeitslosenquote bei rund 8,5 Prozent eingependelt. Vor der 2007 beginnenden Krise habe sie noch bei 5,8 Prozent gelegen. In den Entwicklungsländern habe die Krise nur für einen kurzen Anstieg gesorgt, bevor sie wieder zurück auf ihr Vor-Krisen-Niveau von 5,4 Prozent gefallen sei.