Im Spätsommer beginnt ein neues Kapitel

Im Spätsommer beginnt ein neues Kapitel
(Tageblatt/Martine May)

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Die Krise liegt hinter der Luxemburger Frachtfluggesellschaft Cargolux. Aber das heißt nicht, dass die Gesellschaft nicht noch durch turbulente Zonen fliegt.

„Im Spätsommer“, sagt Frank Reimen, Generaldirektor der luxemburgischen Frachtfluggesellschaft Cargolux, „beginnt für unser Unternehmen eine neue Ära.“ Der Grund: Dann erhält Cargolux die beiden ersten Flugzeuge der neuen Generation, die Boeing 747-8. Dieses neue Flugzeug, das auf den ersten Blick so aussieht wie das alte, hat es in sich.

Reimen: „Es ist ein 15-Prozent-Flugzeug. Es verbraucht 15 Prozent weniger Treibstoff. Es emittiert 15 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) und hat eine um 15 Prozent höhere Transportkapazität.“ Das neue Flugzeug wird 134 Tonnen transportieren können.

Biotreibstoff

Was Reimen nicht sagt: Die Boeing 747-8, die am Donnerstag in Luxemburg zu sehen war, flog mit Biotreibstoff. Boeing hatte dem Kerosin auf dem Langstreckenflug 15 Prozent aus Getreide gewonnenen Treibstoff beigemischt. Boeing mache derzeit Versuche damit, erklärte ein Boeing-Mitarbeiter gegenüber dem Tageblatt. Nicht auszuschließen, dass Cargolux-Frachter zukünftig ebenfalls zumindest teilweise mit Biotreibstoff fliegen.

Cargolux wird in den kommenden Jahren nach und nach seine bisherige Flotte austauschen. Fest gekauft hat das Unternehmen 13 Flugzeuge des Typs, sagt Reimen. Und: „Wir verfügen überdies noch über zwölf Kaufoptionen, die wir je nach Situation verwirklichen können.“

Konkurrenz

Die Lieferung der neuen Flugzeuge geht einher mit dem Verkauf der bisher genutzten Boeing 747-400. „Wir haben bisher zwei unserer Flugzeuge an die Expressfracht-Fluggesellschaft UPS verkauft“, sagt Reimen. „Ein weiteres werden wir bis Ende des Jahres an die Fluggesellschaft Silkway abgeben, die in Aserbaidschan beheimatet ist. „Silkway ist eine Fluggesellschaft, die jetzt zehn Jahre alt ist“, sagt der Chef der Cargolux und verweist auf eine neue Entwicklung. „Wir haben eine erhebliche Konkurrenz im Frachtflugbereich insbesondere aus dem asiatischen Raum und aus dem Nahen Osten bekommen.“ Das Leben nach der Krise ist also nicht leichter geworden für den Frachtflieger, der überdies seine Lasten aus der Vergangenheit trägt.

Reimen: „Der Start in eine neue Ära mit den neuen Flugzeugen ist zugleich der Abschluss der alten, die zuletzt mit erheblichen Problemen belastet war. Wir waren 2008/2009 fast am Ende. Zu den Problemen mit den Kartellbehörden haben wir nun ein klares Bild. Die Strafen, die wir erwarten, sind in der Bilanz zurückgestellt. Wir können nun davon unbelastet in die Zukunft blicken.“

Kartellfragen

Mit der Konkurrenz könne Cargolux gut leben, meint der Generadirektor der Luftfracht-Firma. „Wir sind seit 40 Jahren im Markt und kontern die neue Situation ganz gut.“

Die neue Ära beginnt nicht nur mit neuen Flugzeugen, sondern auch mit einem neuen Aktionär. „Die Übernahme der Aktien aus dem Swiss-Konkurs durch Qatar Airways macht Sinn“, sagt Reimen, der sich dazu weitere Äußerungen nicht entlocken lässt. „Die Transaktion ist noch nicht abgeschlossen.“ Kartellfragen sind noch zu klären, da verbieten sich öffentliche Äußerungen.

Durchwachsen

Immerhin gibt Reimen zu, dass man auf der internationalen Flugschau in Le Bourget bei Paris Akbar al Baker getroffen habe, den Vorstandsvorsitzenden des Luftfahrt-Unternehmens aus Doha. Man habe gemeinsam das neue Frachtflugzeug, die 747-8, besichtigt.

„Wir warten ungeduldig auf die neue Maschine“, sagt Reimen. Das hat seinen Grund. Das Jahr 2010 war ein sehr gutes Jahr für die Cargolux. „Das Jahr 2011 hingegen ist sehr durchwachsen. Wir würden einen erheblichen Konkurrenzvorsprung haben, wen wir die neuen Flugzeuge schon hätten“. Die Verspätung in der Auslieferung hat zeitweise auch zu Spannungen zwischen Cargolux und Boeing geführt.

Akzeptanz

„Das neue Flugzeug“ – darauf weist Reimen hin – „hat noch einen großen Vorteil. Es ist um 30 Prozent leiser als unsere heutigen Maschinen. Leiser zu starten und zu landen ist wichtig für die umliegenden Gemeinden und schafft eine größere Akzeptanz.“