/ "Ich verlor die Freude an meiner Arbeit"

„Es tut mir sehr leid, doch ich kann so nicht mehr weiterarbeiten“, gab Marie-Paule Prost-Heinisch am Mittwoch auf Anfrage des Tageblatt zu verstehen. „Ich war immer der Meinung, dass der Verwaltungsrat die operationellen Richtungen für die Arbeit der Stiftung auf längere Zeit hin definieren und ich mich mit meinem Team um die alltägliche Arbeit kümmern soll. Seit drei Jahren ist dem aber nicht mehr so.“
Prost-Heinisch hatte sich die ersten fünf Jahre ihres Einsatz freiwillig in den Dienst der damaligen „Ligue contre le cancer“ des Roten-Kreuzes gestellt. Anschließend übernahm sie dann hauptamtlich die Leitung der „Fondation contre le cancer“ und später die heutige „Fondation Cancer“. „Ich habe seit 24 Jahren für diese Stiftung gelebt, doch in den vergangenen drei Jahren waren die Bedingungen, die vom Verwaltungsrat vorgezeichnet wurden, für mich nicht mehr nachvollziehbar. Langsam aber sicher verlor ich zusehends die Freude an meiner Arbeit. Ich verlasse die Stiftung nun mit tiefsitzendem Schmerzen, doch auch mit einem gewissen Stolz.“
Keine Details
Die Direktorin hatte bereits vor einiger Zeit dem Verwaltungsrat ihren Rücktritt angeboten, doch dieser wollte von Prost-Heinisch wissen, welche Bedingungen sie denn an ein weiteres Wirken ihrerseits in der Stiftung knüpfen würde. Sie habe ihre Bedingungen mitgeteilt, die in der Verwaltungsratssitzung vom vergangenen Montag, unter der Leitung von Präsident Dr. Carlo Bock, jedoch vom Tisch gefegt wurden. „Das war der Tropfen, der das Fass definitif zum Überlaufen brachte“, so die Direktorin.
Auf den genauen Inhalt ihrer Bedingungen hin angesprochen meinte Marie-Paule Prost-Heinisch nur: „Nein, ich werde nicht weiter in die Details gehen. Ich möchte, dass die Stiftung in ruhigen Gewässern weiterarbeiten kann. Dafür ist mir die Arbeit dieser Stiftung einfach zu wichtig. Ich werde wohl nie verstehen, warum sich der Verwaltungsrat plötzlich in den täglichen Arbeitsablauf eingemischt hat, wo ihm doch eine andere Rolle zugeteilt war.“
Weiterer Rücktritt
Sie sei eben sie, sie habe ihre Sicht der Dinge, sie habe ihre Arbeitsweise zusammen mit ihrem Team, sie habe auch ihre genauen Vorstellungen des alltäglichen Einsatzes dieser Stiftung. In ihrem Schreiben an die Presse gibt die Direktorin u.a. folgendes zu verstehen: „Il est vrai que mon engagement, mon dynamisme et ma franchise auront causé ma ‚perte‘, car ils ont été prépondérants dans ma décision et dans les conditions que j‘avais posées pour rester.“
Zu erwähnen bleibt zudem, dass es in Zwischenzeit auch bereits zu einem Rücktritt im Verwaltungsart gekommen ist. Der Kassierer, Dr. Guy Scheifer, hat seinen Posten zur Verfügung gestellt, es bleiben noch – laut Eintragungen auf der Internetseit der Stiftung – Dr. Carlo Bock (Präsident), Dr. Danielle Hansen-Koenig und Dr. Jean-Claude Schneider (Vize-Präsidenten) sowie als Mitglieder Me Tom Loesch und Dr Fernand Ries. Als Ehrenpräsidentin wird Großherzogin Maria Teresa geführt.
Der Verwaltungsrat bedauert
Am Mittwochmorgen reagierte auch der Verwaltungsrat mit einem Schreiben an die Presse. Nach einer Laudatio an die Adresse der Direktorin, sie habe mit ihrem beruflichen und persönlichen Einsatz maßgeblich zum Erfolg der Stiftung beigetragen, steht folgender Satz zu lesen: „Le conseil d‘administration a pris acte avec regret de la décision de Madame Prost-Heinisch de démissionner de son poste de directrice et lui a exprimé ses remerciements pour le travail accompli et son engagement personnel au profit des causes auxquelles s‘attache la Fondation.“
Kein Wort von Differenzen und auch auf Nachfrage hin keine weiteren Einzelheiten zu den Unstimmigkeiten zwischen Direktion und Verwaltungsrat.
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