IBAN funktioniert nicht

IBAN funktioniert nicht
(dpa-Symbolbild)

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Wer versucht, das europäische Zahlungssystem Sepa mit den Iban Kontonummern in Luxemburg europäisch zu nutzen, erlebt seine Überraschungen.

Man könne ihm die Telefoneinrichtungen leider nicht einrichten, bedauert die junge Dame in Thionville bei dem Telekommunikationsunternehmen Orange. Dafür brauche er ein Konto in Frankreich und ein Scheckheft in Frankreich. Der Verweis auf das Iban Konto in Luxemburg hilft nicht. „Ich weiß, dass wir derzeit jede Menge Kunden aus Luxemburg verlieren, die bei uns ein Smartphone-Abo nehmen wollen, aber wir dürfen das nicht. Orange verschickt die Rechnungen per Papier und erwartet eine Bezahlung per Scheck. Ein Rechnungseinzug im Ausland ist nicht vorgesehen.“

Nicht anders geht es bei SFR zu, zweitgrößter Anbieter von Telekommunikations Dienstleistungen in Frankreich. „Es ist verrückt“, sagt das junge Mädchen, das als Beraterin fungiert und sich als äußerst kompetent erweist. „Wir haben uns alle gefreut, als die Iban Kontonummern aufkamen. Wir dachten, dass wir jetzt international arbeiten würden und Luxemburger Kunden haben würden. Stimmt aber gar nicht. Wir haben Weisung, keinen Vertrag zu machen, wenn wir dafür aus dem Ausland abbuchen müssen. Es ist so, als ob Iban gar nicht existieren würde.“ Sie ist dennoch eine gute Verkäuferin. „Wenn Sie schon auf ihrem Luxemburger Konto bestehen, hat dann Ihre Frau vielleicht ein Konto in Frankreich?“, fragt sie hoffnungsvoll.

Kompliziert

Diese Haltung findet man nicht nur in Frankreich. Bei der Deutschen Telekom in Trier bedauert der junge Mann, dass man dem Kunden nicht helfen kann, der von Luxemburg nach Deutschland ziehen will und sich bei der Deutschen Telekom für das Komplett Programm interessiert: Festnetz-Telefon, Handy, Internet und Fernsehen. Der Haken bei der Sache: Der Kunde hat nicht vor, sich in Deutschland ein Konto zuzulegen. „Mit dem Iban System reicht ein Konto in ganz Europa. Wenn man dazu noch Internet Banking macht, braucht man nicht in jedem Land ein Konto“, sagt er. Falsch gedacht. Die Deutsche Telekom akzeptierte ihn nicht als Kunden, und das, obwohl er nach Deutschland umziehen wollte. Er hatte nur sein konto im falschen Land. Die Folge: Er kann sich bei der Deutschen Telekom nicht vernetzen.

Die Argumentation ist überall dieselbe: Das Risiko ist zu groß. „Was geschieht denn, wenn ein Kunde in Portugal eine Abbuchung nicht honoriert?“, lautet die Frage. „Wie kommen wir dann zu unserem Geld ?“ Es geht nicht einmal darum, dass man dann, wie im Inland auch, die Leitung sperrt. Es geht darum, dass die Gesellschaften den Aufwand scheuen, sich im Ausland um ihre Rechnung bemühen zu müssen. Dabei ist die Denkweise falsch. In unserem Beispiel wohnt der Kunde im betreffenden Land, er hat nur sein Konto im Ausland.

Ausgehebelt

Der Bank-Experte Walter Koob, Partner der KPMG, beobachtet, dass sich das Bankwesen renationalisiert. „Nach der Finanzkrise 2008, mit den neuen regulatorischen Anforderungen, auch mit dem neuen Risiko-Denken gehen die Banken nur noch selten über die Landesgrenzen hinaus“, sagt er. Privatkunden spüren das. Die Bank Comdirect der Commerzbank akzeptierte eine Luxemburger Kundin erst, nachdem sie erfuhr, dass die bei einer anderen deutschen Bank bereits ein Konto hatte und dieses Konto zu ihr wechseln sollte. Die Luxemburger Kundin zog es darauf hin vor, ihrer alten Bank treu zu bleiben.

Aber es ist nicht nur das Iban-System, das ausgehebelt wird von Dienstleistungsunternehmen. Es ist auch nicht nur die Re-Nationalisierung der Bank-Geschäfte, es ist auch die Missachtung von Regeln, die sich aus europäischen Direktiven ergeben. Die BNP Paribas verlangte für eine Iban-Überweisung aus Frankreich auf ein Konto der BGL eine Gebühr von 3,50 Euro, weil es eine Auslandsüberweisung sei. Bei der Einführung des Iban Systems wurde allerdings auch vereinbart, dass europäische Überweisungen nicht teurer sein dürfen als inländische. Der Credit Agricole hatte die Sache mit den 3,50 Euro auch probiert. Als eine Kundin protestierte, begründete er die Gebühr mit dem Sonder-Konto-Auszug, den er für die Auslandsüberweisung erstelle. Der Hinweis der Kundin, dass es sich nicht um Ausland, sondern um den europäischen Wirtschaftsraum mit den Iban Verbindlichkeiten handele, fruchtete. Die Gebühr wurde erstattet. Den Sonder-Konto-Auszug mit der Gutschrift aus dem Ausland gibt es nun auch nicht mehr.

Übrigens: Ganz herzlich wurde Iban in Luxemburg damals nicht begrüßt. Wurden damit doch hierzulande Gebühren eingeführt, die man vorher nicht kannte.