Hollande will nur bei Siegchancen zur Wiederwahl antreten

Hollande will nur bei Siegchancen zur Wiederwahl antreten
(Jack Guez/dpa)

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Frankreichs Staatschef François Hollande möchte nur bei echten Siegchancen eine Kandidatur bei den nächsten Präsidenschaftswahlen im Frühjahr 2017 antreten.

Frankreichs Staatschef François Hollande hat „Lust“ auf eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Frühjahr, will aber nur bei echten Siegchancen antreten. „Ich werde mich nicht für eine Kandidatur entscheiden, wenn es offensichtlich nicht die Möglichkeit eines Siegs gibt“, wird der Sozialist in einem Interviewbuch zitiert, das in Frankreich neu in den Handel gekommen ist.

Zugleich zeigt sich der höchst unpopuläre Hollande unentschlossen, ob er wirklich weitere fünf Jahre im Präsidentenamt verbringen will. „Jahre ohne Privatleben, wie jeder sehen kann, ich weiß, was das bedeutet“, sagt der 62-Jährige in dem Buch „Conversations privées avec le président“ der Journalisten Antonin André und Karim Rissouli. „Aber Lust habe ich.“ „Ab sechzig zählen die Jahre anders“, schränkt Hollande zugleich mit Blick auf sein Alter ein. „Ich weiß auch um die Schwere der Aufgabe. Es ist wahr, dass es eine Art Befreiung sein könnte, nicht länger dort (im Elysée-Palast) zu sein.“ Sollte er antreten und die Wahl verlieren, würde er sich aus der Politik zurückziehen.

Kampf gegen die Arbeitslosigkeit

In Frankreich finden im Frühjahr 2017 die Präsidentschaftswahlen statt. Hollande hat eine Kandidatur für eine Wiederwahl von Erfolgen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit abhängig gemacht und will seine Entscheidung zum Jahresende bekanntgeben. Allerdings ist der Sozialist bei den Wählern so unbeliebt wie kein anderer Präsident vor ihm in Frankreichs jüngerer Geschichte: In manchen Umfragen kommt er auf Zustimmungswerte von nur 15 Prozent.

Nach jetzigem Stand würde er es nicht einmal in die Stichwahl schaffen. In dem nun veröffentlichten Interviewbuch zeigt sich Hollande schon um die Bilanz seiner Amtszeit besorgt. „Das Drama ist, wenn man geht und die Spuren im Sand von allein verschwinden.“ Zugleich gibt sich der Sozialist überzeugt, seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher zu haben – und verweist auf den Militäreinsatz gegen Dschihadisten in Mali, seine vielgelobte Reaktion nach dem islamistischen Anschlag auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ im Januar 2015, die Einführung der Homo-Ehe und ein im vergangenen Jahr verabschiedetes Wirtschaftsreformgesetz.

Einschätzungen

In den seit seinem Amtsantritt im Mai 2012 mit den Journalisten André und Rissouli geführten 32 Gesprächen kommentiert Hollande die entscheidenden Ereignisse seiner Präsidentschaft und gibt auch zahlreiche Einschätzungen zu Parteifreunden oder Rivalen ab. Kein gutes Haar lässt er an seinem konservativen Vorgänger Nicolas Sarkozy: Dem jetzigen Oppositionschef wirft er „Brutalität“ vor. „Ich grätsche niemandem von hinten hinein. Er denkt die ganze Zeit: ‚Ich werde ihm die Zähne einschlagen.'“

Sollte er bei den Präsidentschaftswahlen 2017 antreten, werde er es vermutlich erneut mit Sarkozy zu tun bekommen. Das konservative Lager wird seinen Präsidentschaftskandidaten bei Vorwahlen im November bestimmen. Sarkozy hat bislang noch keine Kandidatur für diese Vorwahlen verkündet. Es wird aber damit gerechnet, dass er dies kommende Woche tun wird – die Frist läuft am Donnerstag aus. Sein ärgster parteiinterner Widersacher ist Ex-Regierungschef Alain Juppé. Der Bürgermeister von Bordeaux kommt insbesondere bei Wählern der Mitte besser an als Sarkozy.