/ "Hindernislauf nach Europa"
Am Montag stellte „Médecins sans frontières“ (MSF) seinen Bericht „Hindernislauf nach Europa“ auf einer Pressekonferenz vor. Die Hilfsorganisation prangerte die Zustände an. Mithilfe von Zeugenaussagen von Mitarbeitern, Patienten sowie medizinischen Daten, die im Laufe des vergangenen Jahres gesammelt wurden, führt der Bericht die humanitären Auswirkungen der EU-Maßnahmen auf und erklärt, wie die Schutzwälle Europas MSF und andere humanitäre Organisationen gezwungen haben, ihre Hilfe an den Einreisestellen nach Europa massiv aufzustocken.
Der Bericht beschreibt die Hindernisse, welche die EU und die europäischen Regierungen über einer Million Menschen in den Weg gelegt haben. Die meisten von ihnen flohen vor Krieg und Verfolgung, dennoch hat die EU keine Alternativen zur tödlichen Mittelmeer-Überfahrt, zu den Stacheldrahtzäunen, den sich ständig ändernden Registrierungsverfahren und zu den Gewalttaten auf hoher See und an den Landesgrenzen geschaffen.
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte setzte MSF 2015 drei Boote ein, um Leben auf dem Meer zu retten.
Gefährlichere Routen
Aurélie Ponthieu, eine Expertin für Migration bei MSF, wurde der Pressekonferenz live per Skype hinzugeschaltet. „Die EU weigert sich, die ankommenden Flüchtlinge aufzunehmen, indem versucht wird, sie an den Grenzen festzusetzen oder sie von der Flucht nach Europa abzuhalten. Den Flüchtlingen bleibt meistens nur der gefährliche Weg über das Meer. Außerdem steigt die Gewalt gegen die Flüchtlinge, da sie ihr Leben in die Hand der Schlepper legen müssen. Uns liegen auch Berichte vor, wo von Attacken auf Flüchtlingsboote die Rede ist“, erklärte die Expertin.
Durch den Bau von Grenzzäunen wird der Flüchtlingsstrom nicht gestoppt, sondern die Flüchtlinge kommen über gefährlichere Routen, so Ponthieu. „Am Grenzzaun von Mazedonien schlafen zurzeit tausende Menschen bei Minusgraden unter freiem Himmel. Diesen Menschen muss vor Ort geholfen werden und ihnen die Einreise in die EU auf sicheren Wegen gewährt werden. Da das Asylrecht ein Menschenrecht ist“, forderte die Migrationsexpertin. Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge sei im Vergleich zu den 60 Millionen Flüchtlingen weltweit sehr gering und könne von der EU ohne Probleme bewältigt werden, erläuterte Ponthieu.