/ "Herabstufung nicht angemessen"

(AFP)
„Ich würde das der tatsächlichen Lage Frankreichs für nicht angemessen halten“, sagte der luxemburgische Regierungschef am Montag bei einer Ordensverleihung in Mainz. Sollte Moody’s diesen Schritt tatsächlich gehen, sei nach dem AAA-Rating Frankreichs auch das AAA-Rating des EU-Rettungsschirms EFSF gefährdet. „Ich möchte nicht, dass das passiert“, sagte Juncker.
Die Bewertungsskala
Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken und Staaten. Die weltweit einflussreichsten Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch. Je schlechter die Ratingagenturen die Bonität eines Schuldners beurteilen, desto teurer und schwieriger wird es für diesen, sich Geld zu besorgen. Die Refinanzierungskosten steigen, schlimmstenfalls ziehen Geldgeber ihr Kapital ab. Am Rating orientieren sich nicht nur Banken, sondern auch andere Investoren.Für ihre Einstufungen verwenden die Ratingagenturen Buchstabencodes. Die Skala beginnt bei Standard & Poor’s und Fitch mit der Bestnote „AAA“ (englisch: „Triple A“). Es folgen „AA“, „A“, „BBB“, „BB“, „B“, „CCC“, „CC“, „C“. Die meisten Stufen können mit Plus- und Minuszeichen noch feiner unterteilt werden. Ab „BB+“ beginnt der spekulative Bereich, der auch „Ramsch“ (englisch: „Junk“) genannt wird. Die Skala reicht bis „D“ – das bedeutet, dass ein Ausfall des Schuldners eingetreten ist.
dpa
Die Ratingagentur Moody’s warnte am Montag davor, dass das zweitgrößte Euroland sein „AAA“-Toprating verlieren könnte, falls die Refinanzierungskosten dauerhaft hoch blieben und wegen der Konjunkturflaute den Haushalt belasteten. An den Märkten und in der EU-Kommission wuchsen die Sorgen, dass nun auch Schwergewichte des Währungsraums tiefer in den Abwärtsstrudel der Schuldenkrise geraten. „Die Krise trifft den Kern der Euro-Zone, wir sollten uns darüber keine Illusionen machen“, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Moody’s‘ Warnschuss trug dazu bei, dass die Aktienmärkte in die Knie gingen. Der deutsche Dax und der französische CAC 40 lagen je rund 2,6 Prozent im Minus.
Schwierige Aufgabe
Frankreich ist zuletzt stärker ins Visier der Finanzmärkte geraten und muss bereits höhere Refinanzierungskosten für seine Schulden zahlen. Die Regierung in Paris will mit einem härteren Sparkurs das Vertrauen der Investoren wiedergewinnen, steht nach Ansicht von Moody’s aber vor einer schwierigen Aufgabe: „Anhaltend hohe Kosten für die Kreditaufnahme würden die fiskalischen Herausforderungen der französischen Regierung vergrößern, während sich der Wachstumsausblick verschlechtert, was negative Kreditauswirkungen hätte“, schrieb Moody’s-Experte Alexander Kockerbeck im wöchentlichen Kreditausblick der Agentur. Er verwies darauf, dass die Renditeaufschläge zehnjähriger französischer Staatsanleihen vorige Woche erstmals seit Bestehen der Währungsunion um zwei Prozentpunkte über deutschen Bonds lagen.
Damit zahle Frankreich für langfristige Finanzierungen Anlegern fast das Doppelte als Deutschland. Ein Renditeanstieg um einen Prozentpunkt bedeute pro Jahr etwa Zusatzkosten von rund drei Milliarden Euro, erklärte Moody’s. Das von der Regierung erwartete Wachstum von nur einem Prozent 2012 erschwere den angepeilten Schuldenabbau.
Nicht überraschend
Der Moody’s Konkurrent Standard & Poor’s hatte jüngst – nach eigenen Angaben – versehentlich Frankreichs Toprating „AAA“ herabgestuft. Dies hatte für große Empörung in Frankreich gesorgt, aber vor allem für heftige Turbulenzen an den Finanzmärkten. Denn für den Kampf der Euroländern gegen die Krise wäre es ein heftiger Rückschlag.
Für Finanzmarktprofis kommt der Warnschuss von Moody’s aber nicht überraschend. „Dass Frankreich substanziell etwas gegen die Haushaltsprobleme getan hat, ist bisher nicht zu erkennen“, kritisierte HSBC-Volkswirt Rainer Sartoris. Die Regierung in Paris will immerhin mit harter Sparpolitik den Verlust seiner Kreditwürdigkeit verhindern. Anfang des Monats kündigte Ministerpräsident Francois Fillon Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen von 65 Milliarden Euro bis 2016 an.
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