„Gutt gemengt, mee komplett derniewent“

„Gutt gemengt, mee komplett derniewent“
(screenshot)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit einem Würfelspiel namens "Die Flucht" möchte die Kindernothilfe die Jüngsten für die derzeitige Problemlage sensibilisieren. Nun hagelt's Kritik in den sozialen Netzwerken.

„Material wat verdeelt gëtt vun der Kindernothilfe Lëtzebuerg. Huet vläicht ee Loscht ‚Flüchtling, ärgere dich nicht‘ matzespillen? Wéi wär et mat engem Spill mat klenge Judden, déi am KZ landen, wa se net gutt würfelen?“ Mit diesem mit zwei Screenshots von www.kindernothilfe.lu untermalten, provokanten Kommentar startete der Künstler Serge Tonnar am Dienstagabend eine Diskussion auf Facebook.

Um was geht es? In der auch in Luxemburg vertriebenen Ausgabe Nummer 28 des Magazins „Kinder Kinder“ der eingangs erwähnten Organisation findet man auf den Seiten 26 bis 28 ein Würfelspiel mit dem Namen „Die Flucht“. Im Mittelpunkt dieses steht ein junger Mann, vermutlich ein syrischer Flüchtling, der sich – lediglich mit einer braunen Tragetasche und einem blauen Rucksack ausgerüstet – auf den gefährlichen Weg in die Freiheit macht.

Derbe Kritik und große Empörung

Dabei erlebt der junge Mann – in dessen Rolle die kleinen Spieler schlüpfen – eine ganze Reihe von „Abenteuern“, die ihm die Reise zusätzlich erschweren.

Professionell gezeichnet ist das Ganze, doch die einzelnen „Ereignissse“, die auf bestimmten Würfelspiel-Feldern auf ihn warten, sind wohl nicht unbedingt das, was viele „kindgerecht“ nennen, und stoßen in den sozialen Netzwerken auf teils heftige Kritik und große Empörung.

Einige Beispiele der „Abenteuer“, die auf den Flüchtling warten: „Ein Schleuser versteckt dich in seinem Laster hinter Tomatenkisten. Er fährt dich 100 km weit. Rücke 3 Felder vor.“ „Soldaten schnappen dich und bringen dich zurück in dein Dorf. Gehe zurück zum Anfang.“ „Die Grenze wird geschlossen. Du sitzt tagelang mit Tausenden von Menschen fest. Setze einmal aus.“

„Die Soldaten wollen Geld, um dich gehen zu lassen“

„Bei einer Militärkontrolle wirst du entdeckt. Die Soldaten wollen Geld, um dich gehen zu lassen. Mit einer 6 kommst du weiter, sonst musst du einmal aussetzen.“ „Ein weiterer Schleuser wartet auf dich. Er will mehr Geld als vereinbart. Würfel eine 5 oder setze einmal aus.“

In der Tat ist die Frage berechtigt, ob die Kindernothilfe mit diesem „Spiel“ nicht die Grenze des guten Geschmacks überschreitet. Zu den noch harmlosesten Facebook-Kommentaren auf den Tonnar-Beitrag zählt etwa: „sécher gutt gemengt, awer wierklech voll derniewent!“