Günther Jauch denkt nicht an Ruhestand

Günther Jauch denkt nicht an Ruhestand
(Britta Pedersen)

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Wenn er spitzbübisch lächelt und gewohnt schlaksig daherläuft, ist es schwer zu glauben, aber eben trotzdem wahr: Günther Jauch wird 60 Jahre alt.

Deutschlands derzeit wohl populärster Quizmaster macht einen weiteren Schritt auf dem Weg in Richtung gesetzlichen Ruhestand. Doch dass er wirklich kürzer tritt, ist kaum anzunehmen: „Gedanken über meine Rente mache ich mir, ehrlich gesagt, aus mehreren Gründen nicht“, sagte Jauch.

Das muss er auch nicht, denn Jauch hat schon seit Jahren sein Faible für den Bildschirm gepaart mit einem Geschäftssinn, wie ihn nicht viele Kollegen aus der Branche beherrschen. Der TV-Mann hat nicht nur als Moderator des RTL-Ratespiels „Wer wird Millionär?“ ganz fest mit soliden Einschaltquoten den Boden unter den Füßen.

Moderator mit Geschäftssinn

Seit dem Jahr 2000 ist er Chef seiner Firma i&u Information & Unterhaltung, die viele Shows und beispielsweise das Magazin „Stern TV“ produziert, das Jauch selbst fast 900 Mal präsentiert hat.

Der gebürtige Münsteraner wuchs in Berlin auf, seine Wahlheimat aber ist Potsdam, wo ihm mehrere Häuser gehören. Der Stadt half Jauch mit zahlreichen Spenden und Engagement, zum Beispiel beim Stadtschloss. Mittlerweile ist Jauch auch Weingutbesitzer, weil er das alte Familiengut von Othegraven (Rheinland-Pfalz) erwarb und dort Wein keltert.

War die ersten 20 Jahre faul

In einem „Spiegel Online“-Interview berichtete Jauch, dass er es zu einem ruhmlosen Abitur gebracht habe und die ersten 20 Jahre seines Lebens faul gewesen sei. Und wenn es mit dem Beruf des Journalisten (er wurde an der Münchner Journalistenschule angenommen) nicht geklappt hätte, dann wäre er Kriminalpolizist oder Banker geworden. Jauch in einer Autoknacker-Ermittlerkommission oder als Angestellter in der Sparkasse? Eine lustige Vorstellung.

Seine Moderationskarriere startete er beim Bayerischen Rundfunk, beim ZDF führte er durch das «Das aktuelle Sportstudio», dann wechselte er zu RTL: Er prägte das Magazin „Stern TV“», musste allerdings auch einen Tiefschlag einstecken, als ihm ein Filmfälscher einen Fake-Beitrag unterjubelte.


Produzierte TV-Klassiker

1998 gelang ihm mit Partner Marcel Reif per Zufall in einer Champions-League-Übertragung ein TV-Klassiker: In Madrid war vor Spielbeginn das Tor umgekippt, sie mussten einen längeren Zeitraum überbrücken. Jauch begrüßte die später zugeschalteten Zuschauer mit den Worten: „Das erste Tor ist schon gefallen“ – und bekam für das gelungene Improvisieren den Bayerischen Fernsehpreis.

1999 übernahm er die Quizshow „Wer wird Millionär?“. 2007 galt sein Einstieg beim ARD-Sonntagstalk schon als sicher, dann schreckte Jauch allerdings angesichts der Widerstände innerhalb der ARD gegen ihn zurück. 2011 stieß er dann doch zum Ersten, blieb aber gleichzeitig RTL treu. 2015 wiederum zog Jauch einen Schlussstrich unter den ARD-Abstecher.

Vertrag mit Handschlag bei RTL

Und wie geht es bei RTL weiter? „Ich habe keine langfristigen Planungen“, sagte Jauch. „Mit RTL verbindet mich seit vielen Jahren ein Handschlagvertrag. Den können beide Seiten sehr schnell kündigen. Vielleicht nicht die schlechteste Voraussetzung, um es ziemlich lange ziemlich gut miteinander auszuhalten.“ Letztlich entschieden die Zuschauer, der Sender und er selbst über die Zukunft. „Interessanterweise kommen wir bisher aber alle immer zu demselben Ergebnis. So sind alle zufrieden.“

Und würde ein heute junger Günther Jauch wieder ins TV-Geschäft einsteigen? „Ich denke schon“, sagte er weiter. „Dieses Bewegtbild spielt ja weiterhin eine dominierende Rolle – gerade auch im Netz. Früher war es die sündteure Technik, die den Nachwuchs zwang, bei den etablierten Medien anzuheuern. Heute ist die Technik das geringste Problem. Das Ringen um Aufmerksamkeit ist dafür wichtiger geworden – mit zugegeben zuweilen nervigen Begleiterscheinungen.“