Gysi genießt Gesellschaft von Marx

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TRIER - Karl Marx ist an seinem 195. Geburtstag in seine Heimatstadt Trier zurückgekehrt: Gleich 500-fach als ein Meter große Figur. Die Freiluft-Schau des Künstlers Ottmar Hörl wurde am Sonntag eröffnet. Mit dabei: Gregor Gysi.

Linksfraktionschef Gregor Gysi genoss sichtlich die Gesellschaft von Karl Marx: Immer wieder legte er in einer frisch eröffneten Kunstinstallation in Trier seine Hand auf den Kopf der einen Meter hohen Marx-Figuren. „Das ist ja mal ein Bild: Ein so kleiner Marx und ein so großer Gysi“, sagte Gysi lachend. Und fügte hinzu: „Marx ist und bleibt der größte Deutsche, den wir hervorgebracht haben. Er ist der bekannteste Deutsche weltweit.“ 500 orangene und rote „Mini-Marxe“ hat der Nürnberger Konzeptkünstler Ottmar Hörl in der Geburtsstadt von Marx (1818-1883) aufgestellt. Anlass war der 195. Geburtstag des Philosophen am Sonntag.

„Marx hat gigantische Weltbewegungen in Gang gebracht“, sagte Gysi in seiner Eröffnungsrede. Dabei sei er aber auch „falsch ikonisiert und missbraucht worden“. Marx habe „die treffendste Analyse des gesamten ökonomischen Systems des Kapitalismus geliefert“, betont er. „Seine Analyse stimmt haargenau.“ Bis heute. Den Sozialismus habe er aber kaum beschrieben. „Und deshalb ist es ungerecht, ihn für den Staatssozialismus in Haftung zu nehmen, damit hatte er nicht zu tun“, meinte Gysi.

Geistiger Vater des Kommunismus

Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren. Er gilt als geistiger Vater des Kommunismus. Die Marx-Figuren aus Kunststoff werden bis zum 26. Mai in Deutschlands ältester Stadt an der Porta Nigra stehen. Mit der Installation sollten Passanten zum Nachdenken über Marx angeregt werden, sagte Künstler Hörl. Er gehe in den öffentlichen Raum, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Mit Erfolg: Zwischen den acht Kilo schweren Kunststoff-Marxen tummelten sich Klein und Groß, auch mit Kinderwagen oder Fahrrad. Und zig Fotos wurden von den kleinen Marxen geschossen.

Trier sei stolz auf den „berühmtesten und beliebtesten Sohn“ der Stadt, sagte Kulturdezernent Thomas Egger (parteilos). „Wie kein anderer hat Marx mit seinem Schaffen die Grenze seiner Stadt ausgeweitet und Weltgeschichte mitgeschrieben.“ Der Generalsekretär der SPD Rheinland-Pfalz, Jens Guth, meinte: „Wenn Marx uns heute noch etwas zu sagen hat, dann bestimmt nicht als politischer Ratgeber, sondern als Analytiker, der mit genauem Blick die Umstände beschreibt.“

Gysi mag keine Intoleranz

Gysi forderte ein „unverkrampfteres Verhältnis“ der Deutschen gegenüber Marx. „Ich mag keine linke, keine mittlere und keine rechte Intoleranz. Ich möchte, dass wir uns als Gesellschaft endlich öffnen“. Auch als Konservativer könne man stolz auf Marx sein. „Noch nie war ein deutscher Kanzler oder eine Kanzlerin am Grab von Marx in London. Warum eigentlich?“, fragte Gysi.

Und Trier riet er: Darüber nachzudenken, die Universität der Stadt nach Karl Marx zu benennen. Und sofort mit den Vorbereitungen für den 200. Geburtstag von Karl Marx im Jahr 2018 zu beginnen. Denn dieses Jubiläum werde weltweit gefeiert, meinte Gysi. „Und da kommen Gäste aus der ganzen Welt.“

Gysi gehörte zu den ersten Käufern der Marx-Figuren, die 300 Euro das Stück kosten. Er entschied sich für die hellrote Version. „Das hat aber nichts mit meiner Bewusstseinshaltung zu tun.“