/ „Es begann, als die Amerikaner gingen“

„Alles begann, als die Amerikaner abzogen, und in Bitburg fürchtete man, die Lichter würden ausgehen.“ Klaus Zimmermann begleitet das Projekt Flugplatz Bitburg seit Jahren. Der Ingenieur erinnert sich noch an den ersten Masterplan für die zivile Nutzung der Militärbasis: von Hand auf Folien gezeichnet. Entsprechende Computerprogramme gab es noch nicht.
Zimmermanns Aufgabe ist es, Ideen zu sammeln und Pläne zu zeichnen, wie der Flugplatz zivil genutzt werden kann.
Der Name „Flugplatz Bitburg“ verwirrt. Das Areal ist 484 Hektar groß. Weniger als die Hälfte davon bilden das eigentliche Flugfeld mit seiner Landebahn. Der Rest ist ein nach militärischer Logik angelegtes System von Straßen, Kasernen, Flugzeugbunkern und Gebäuden. Für den Laien ein Wirrwarr. Für den Städteplaner ein Albtraum.
Die Bagger können anrücken
Der Ingenieur vom Planungsbüro ISU erinnert sich noch sehr gut daran, wie die Medien damals prophezeiten, dass auf der verlassenen Militärbasis in Zukunft Schafe weiden würden. Für ihn gilt es, solchem Pessismismus einen Riegel vorzuschieben und kreativ zu werden.
So vergangenen Donnerstag. Seinen Vortrag hält Zimmermann im Hotel Eifelstern auf dem Flugplatzgelände. Der dritte Nachtrag zum städtebaulichen Vertrag des Flugplatzes soll unterzeichnet werden. Was sich in Beamtendeutsch fürchterlich anhört, bedeutet im Klartext, dass nun bald die Bagger anrollen sollen, um weitere Straßen und Versorgungsleitungen zu bauen. Noch mehr von der nach militärischen Gesichtspunkten angelegten Infrastruktur soll verändert werden.
Gewerbeflächen
Hier sollen sich Firmen niederlassen und arbeiten. Die Schafe sind hier nicht eingezogen. Die Prophezeihung der Medien hat sich nicht erfüllt.
26 Hektar Gewerbeflächen sollen jetzt erschlossen werden. Kostenpunkt: 5,6 Millionen Euro. In der Vergangenheit wurden schon fast 27,5 Millionen Euro für Erschließungsmaßnahmen ausgegeben. Mehr als 170 Unternehmen haben sich angesiedelt. 1.400 Arbeitsplätze sind entstanden.
„Es gibt bereits Interessenten für das neue Gelände“, erklärt Klaus Niebelschütz von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gegenüber dem Tageblatt. Allerdings wissen die Planer auch, was sie nicht wollen: Wohnungen und Einzelhandel sollen hier nicht her. Der Stadt Bitburg soll auf keinen Fall Konkurrenz gemacht werden.
Der Traum vom Fliegen
Die Palette an Firmen, die sich bereits auf dem Flugplatz – immer noch ein trostloses Gelände – angesiedelt haben, ist riesig. Hier findet man Handwerksbetriebe, eine Sportschule, ein Jugendhotel, aber auch Eventveranstalter und das Atelier des Bildhauers Albert Hettinger.
Es sind vor allem Unternehmen von weiter weg, die sich hier angesiedelt haben. Ur-Bitburger Geschäftsleute findet man hier kaum. „Für die Bitburger war das immer ein anderes Land mit Schlagbaum. Man kannte es nicht und hat es gemieden“, wagt Joachim Streit, der Vorsteher des Zweckverbandes Flugplatz Bitburg, einen Erklärungsversuch.
Ob und wie es in Zukunft auf dem Flugplatz noch Flugverkehr geben wird, steht in den Sternen.
Es wird weiter gekämpft
Tatsächlich wurde in den Plänen von Zimmermann der Platz, der dem Flugverkehr und Luftfahrt-affinen Betrieben zugestanden wird, über die Jahre immer kleiner. Würde die Entscheidung fallen, dass hier nie wieder Flugzeuge starten und landen sollen, die Planer stünden nicht vor einer Katastrophe. Den Traum vom Fliegen will hier aber noch immer keiner so recht aufgeben. Zuletzt hatte sich der Geschäftsmann Frank Lamparski aus Luxemburg an den Flugbetrieb gewagt.
Er wollte aus dem Flugplatz einen Fracht- und Passagierflughafen machen und war damit gescheitert. Joachim Streit führt die Episode Lamparski offiziell in seiner Liste von Rückschlägen der letzten 20 Jahre, die er am Donnerstag zum Besten gab – eine Anekdote, die bei seinem Publikum für verlegenes Gelächter sorgt.
Lange Liste von Misserfolgen
Streits Liste mit Geschäftsleuten, die es nicht geschafft haben und die den Flugplatz wieder verlassen haben, ist nicht gerade kurz. Immerhin geht das Projekt in sein zwanzigstes Jahr und wird die Planer noch Jahre beschäftigen, dessen ist sich Streit bewusst.
Mit einem kleinen Schmunzeln meint der Jurist: „Vielleicht ist bei der vierten Erweiterung des Vertrages schon der Denkmalschutz hier und sagt‚ das hier ist eine der letzten amerikanischen Liegenschaften in diesem Zustand, wir müssen schauen, dass wir große Teile des alten Systems erhalten.“
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