Großes Interesse bei Dreifach-Wahl

Großes Interesse bei Dreifach-Wahl
(AP)

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Die Serben haben am Sonntag eine dreifache Entscheidung zu treffen. Sie wählen ein neues Parlament, einen neuen Präsidenten und neue Gemeindevorstände.

Obwohl die Wahlforscher wegen der schlimmsten sozialen und wirtschaftlichen Krise seit 15 Jahren mit geringer Beteiligung gerechnet hatten, herrschte doch reges Interesse: Bis 14.00 Uhr hatten 32 Prozent der knapp sieben Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgebeben, berichtete die Forschungsgruppe CeSID rpt CeSID in Belgrad. Das waren drei Prozent mehr als bei der letzten Parlamentswahl um diese Zeit.

Präsidentschaftskandidat Tomislav Nikolic und Ehefrau Dragica wählten ebenfalls in Belgrad. (Bild: AFP)

Alle Umfragen erwarteten einen Sieg der bisherigen Regierungsparteien unter den Demokraten (DS) des langjährigen Staatspräsidenten Boris Tadic. Auch bei den zeitgleichen Präsidentenwahlen wurde mit einem Zweikampf von Tadic mit dem Oppositionsführer Tomislav Nikolic gerechnet. Weil keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen dürfte, kommt es zwischen diesen beiden Spitzenpolitikern in zwei Wochen zur Stichwahl.

Schwierige Ausgangslage für neue Regierung

Der einstige Nationalist und heutige Europäer Nikolic führt zum ersten Mal die von ihm neu gegründete Fortschrittspartei (SNS) in eine Parlamentswahl. Die Umfragen sagten der SNS mit rund 30 Prozent zwar einen Wahlsieg voraus. Doch wegen fehlender Koalitionspartner dürfte die bisherige Oppositionspartei keine Regierungsmehrheit schaffen.

Die Popularität der DS hatte vor allem unter der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Balkanlandes gelitten. Rund 24 Prozent der Serben sind ohne Arbeit, das Durchschnittseinkommen liegt bei 380 Euro im Monat. Ihre Hoffnungen setzen viele Serben in einen Beitritt zur Europäischen Union, der sowohl von der DS als auch der SNP angestrebt wird. „Die Europäische Union ist unser Ziel“, sagte Nikolic bei seiner Stimmabgabe. „Wir wollen die EU, wenn die EU uns will.“ Die EU prüft derzeit, ob die Beitrittsverhandlungen im nächsten Jahr beginnen können. Die Auslieferung der mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic und Ratko Mladic hat eine große Hürde zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen aus dem Weg geräumt. Ein Streitpunkt bleibt aber die schwierige Beziehung zum benachbarten Kosovo mit seiner serbischen Minderheit im Norden des Landes. Die Nato-Schutztruppe KFOR hatte im Vorfeld der Wahlen 700 zusätzliche Soldaten in der Region stationiert, um Unruhen vorzubeugen.

Neben den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stimmen die Wähler in Serbien auch über neue Gemeinderäte ab. Die Wahllokale schließen um 20.00 Uhr, gegen 22.00 Uhr wird das vorläufige Endergebnis erwartet.