Griechen wollen im Euroland bleiben

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(dpa)

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Monatelang taumelte Griechenland durch die Finanzkrise. Europa half mit Milliarden, die Griechen selbst mussten drastisch sparen. Und das nahmen sie allen übel - allen voran den Traditionsparteien, die jetzt bei den Wahlen die Rechnung erhalten.

Trotz harter und unpopulärer Sparauflagen durch die EU wollen 77 Prozent der Griechen im Euroland bleiben. Dafür soll nach den Wahlen am 6. Mai eine Koalitionsregierung „alles Nötige tun“. Zudem wird allen Anzeichen nach die politische Landschaft in Griechenland nach dem 6. Mai völlig verändert. Bis zu zehn Parteien könnten den Einzug ins neue Parlament schaffen. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse von zwei repräsentativen Umfragen, die am Freitag in der Athener Presse veröffentlicht wurden.

Die beiden großen Traditionsparteien, die Konservativen und die Sozialisten, die die Übergangsregierung unter Ministerpräsident Lucas Papademos unterstützen, müssen mit einem Einbruch in der Wählergunst rechnen. Nach den Umfragen der Meinungsforschungsinstitute Marc und Kapa Research kämen die Konservativen unter Antonis Samaras als stärkste Kraft auf 21,9 bis 25,5 Prozent (2009: 34 Prozent). Die Sozialisten unter ihrem neuen Vorsitzenden Evangelos Venizelos kämen auf 17,8 Prozent bis 19,1 Prozent (2009: 44 Prozent).

Schlechteste Ergebnis

Für beide Parteien wäre dies das schlechteste Ergebnis seit Ende der Militärdiktatur und der Wiederherstellung der Demokratie im Juli 1974. Sie könnten aber im Idealfall dennoch zusammen eine Mehrheit zwischen 158 bis 170 Abgeordnete im 300-köpfigen griechischen Parlament haben. Entsprechend gehen 46,4 Prozent der Befragten des Instituts Marc gehen davon aus, dass Konservative und Sozialisten nach den Wahlen eine große Koalition bilden werden. Bei Kapa Research meinten 77,1 Prozent, dass eine Koalitionsregierung nach den Wahlen dafür sorgen müsse, Griechenland in der Euro-Zone zu behalten.

Darüber hinaus können gemäßigte sowie radikale Rechts- und Linksparteien die Drei-Prozent-Hürde nehmen und ins Parlament einziehen. Das wären die Kommunisten (KKE), das Bündnis der Radikalen Linken (Syriza), die rechtsgerichtete Partei der Unabhängigen Griechen (AE) sowie die gemäßigte linke Partei Demokratische Linke (DA). Hinzu kämen die faschistisch orientierte „Goldene Morgenröte“ sowie die Ökologen und eine kleinere Liberale Partei. „So bunt“ sei das griechische Parlament seit Anfang der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nicht gewesen, kommentierte der griechische Rundfunk.

Die Übergangsregierung unter Leitung des Finanzexperten Papademos war im November gebildet worden, um das vom Bankrott bedrohte Land aus der Krise zu führen. Ihr Ziel war es, das neue Spar- und Rettungspaket unter Dach und Fach zu bringen. Harte Sparmaßnahmen – etwa die Senkung der Mindestlöhne und Kürzung der Renten – waren Voraussetzung für das zweite Griechenland-Rettungspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro, das auch einen Schuldenschnitt umfasst.