Grenzfreie Fahrt für Riesen-Lkw

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Monstertrucks oder grüne Ökolaster? Die überlangen Riesenlastwagen erregen die Gemüter - vor allem die Frage, ob sie grenzüberschreitend fahren dürfen.

Die EU-Kommission will überlange Riesenlastwagen über Ländergrenzen hinweg rollen lassen. Dies gilt aber nur, wenn nur eine Grenze zwischen zwei benachbarten EU-Mitgliedstaaten überquert wird und beide Staaten einverstanden sind. Das geht aus einem Richtlinienentwurf der Kommission hervor, der dpa Insight EU vorliegt und voraussichtlich am kommenden Montag in Brüssel vorgestellt werden soll.

Die von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas angestrebte Zulassung der Gigaliner für Fahrten über Grenzen hatte schon zuvor für Empörung gesorgt. EU-Abgeordnete hatten dem Kommissar vorgeworfen, er sei unter dem Druck der Straßen-Lobby eingeknickt.

Mehrere Länder wagen das Experiment

Derzeit lassen Schweden und Finnland die XXL-Lastwagen mit mehr als 40 Tonnen Gewicht und einer Länge von mehr als 18,75 Metern bei sich zu. In den Niederlanden und Dänemark gibt es Versuche. In Deutschland läuft seit Anfang 2012 ein fünfjähriger Feldversuch in mehreren Bundesländern.

Bisher war es laut EU-Richtlinie erlaubt, die bis zu 25,50 Meter langen sogenannten Gigaliner im innerstaatlichen Verkehr einzusetzen. Strittig war dagegen der Einsatz über europäische Staatsgrenzen hinweg. Kallas sagte Mitte Januar vor dem Plenum des Europaparlaments, es solle den Mitgliedstaaten überlassen werden, über die Zulässigkeit von grenzüberschreitenden Fahrten zu entscheiden. Damit zog er neue Kritik auf sich – die EU-Parlamentarier fühlten sich übergangen.

Pro und Kontra

Verschiedene Europaparlamentarier sprachen sich am Donnerstag in Brüssel entschieden gegen grenzüberschreitende Fahrten der Riesenlaster aus. Sie warnen vor allem vor Schäden an Straßen und Umwelt, der umweltfreundlichere Frachttransport per Zug werde leiden. Außerdem fehlten an den Autobahnen schon heute Parkplätze sogar für normale Lastwagen.

Andere Vorhaben des Richtlinienentwurfs werden dagegen als sinnvoll bezeichnet. Die EU-Kommission will künftig die Zugmaschinen der Lastzüge deutlich verändern: Bessere aerodynamische Werte sollen die Treibhausgasemissionen und den Energieverbrauch sinken lassen. Nach Angaben der Behörde ist der Straßenverkehr für 82 Prozent des Energieverbrauchs im gesamten Verkehrssektor verantwortlich. Bessere Aerodynamik könne den Kraftstoffverbrauch um bis zu fünf Prozent verringern. Und: Werde die scharfe Lkw-Front durch eine längere Nase und abgerundete Knautschzone ersetzt, könne auch die Zahl der Verkehrstoten sinken.

Umwelt profitiert

Auch Verfechter der Riesen-Lkw gehen davon aus, dass mit ihnen mehr Güter auf der Straße und weniger auf der Schiene transportiert würden. Unterm Strich profitiere die Umwelt dennoch: Mit Lastwagen in Übergröße lasse sich die gleiche Fracht mit einem Fünftel weniger Treibstoff transportieren, gab der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) an.

Der Auto Club Europa (ACE) betonte, die meisten Menschen in Europa wollten keine Gigaliner auf den Straßen. Die Lastwagenlobby solle „nicht das letzte Wort behalten“.