Google-Ballons bringen Internet in die ganze Welt

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Es klingt wie eine Schnapsidee, aber Google meint es ernst: Der Internet-Konzern will Tausende Ballons in die Stratosphäre schicken und so allen Menschen der Welt Online-Zugang bieten.

Internet-Gigant Google hat einen verwegenen Plan vorgestellt, Menschen überall auf der Welt Zugang zum World Wide Web zu verschaffen: mit Sendeballons in der Stratosphäre etwa 20 Kilometer über der Erdoberfläche. In Neuseeland enthüllte der Konzern am Samstag sein bislang geheim gehaltenes Pilotprojekt. Dort stiegen diese Woche die ersten der mit Helium gefüllten Ballons auf. Etwa 50 Testhaushalte sollen die Internetverbindungen ausprobieren.

Die Bedeutung liegt nach Darstellung von Google darin, dass mit einigen Tausend solcher Ballons praktisch überall auf der Welt auch ohne aufwendige Verkabelung ein Zugang zum Internet möglich wäre. Damit könnten neben den bereits 2,2 Milliarden vernetzten Menschen theoretisch weitere 4,8 Milliarden hinzu kommen.

Internetverbindung hielt 15 Minuten

Google selbst vergleicht das Projekt mit einem Flug zum Mond. Es sei „ein wirklich großes Ziel“, sagte Projektleiter Mike Cassidy. „Die Macht des Internets ist wahrscheinlich eine der umwälzendsten Technologien unserer Zeit.“

Noch befindet sich das Projekt allerdings in einer Experimentierphase. Der erste Nutzer des „Google Balloon Internet“ war der Bauer und Unternehmer Charles Nimmo aus dem kleinen Ort Leeston, einer der 50 Tester. Seine Internetverbindung hielt 15 Minuten, bevor der Sendeballon ausser Reichweite schwebte.

Energie über Solarpanele

Nimmo – Bewohner einer ländlichen Region ohne Breitband-Verkabelung – hält die Google-Idee für interessant. Bislang ist er auf eine Satellitenverbindung ins Internet angewiesen, die ihn bis zu 1000 Dollar (rund 750 Euro) im Monat kostet. „Es war komisch“, sagte Nimmo über das Google-Projekt. „Aber es ist auch aufregend, an etwas Neuem teilzunehmen.“

Die mit Helium gefüllten Ballons ähneln in ihrem Aussehen riesigen Quallen. In rund 20 Kilometern Höhe sind sie von der Erde aus nicht zu sehen. Sie segeln mit den Windströmen um die Welt. Ihre Energie beziehen sie über Solarpanele, die Internetverbindung wird über Bodenstationen hergestellt. Das Signal hüpft sozusagen von Ballon zu Ballon und wird über die dort angebrachten Sender zu den Nutzern gefunkt.

Neuseeland als optimales Testgelände

Jeder Ballon könnte laut Google Internetverbindungen für die Bewohner von etwa 1250 Quadratkilometern anbieten – eine Fläche, die etwa der doppelten Größe der Millionenstadt New York entspricht. Erreicht werden könnte so praktisch jede Region der Erde, ob nun am afghanischen Khyber-Pass oder im afrikanischen Urwald. Dennoch gibt es eine Reihe von Hindernissen. Unter anderem müsste jeder Nutzer einen speziellen Empfänger für das Ballon-Signal haben.

Für den Test wählte Google Neuseeland unter anderem deshalb aus, weil das Land so entlegen ist. Nach den Worten von Projektleiter Cassidy ist als nächster Schritt geplant, am 40. Breitengrad einen Ring von bis zu 300 Ballons von Neuseeland über Australien, Chile, Uruguay, Paraguay und Argentinien zu platzieren.