/ Gemeinsames Schwanken

(Andrey Rudakov/Archive Editpress)
Mathematische Ähnlichkeiten in Datenreihen – sogenannte Korrelationen – sind in den Wirtschaftswissenschaften und in der wirtschaftlichen Praxis beliebt.
Wenn zwei Datenreihen – etwa Kursverläufe von Aktien – korreliert sind, dann steigen und fallen sie mehr oder weniger gleichzeitig. Vorsicht ist allerdings geboten, da eine Korrelation alles andere als ein Beweis für einen Kausalzusammenhang ist. Es könnte auch Zufall sein, dass die Reihen sich ähnlich entwickeln oder aber beide Reihen werden von einer dritten (unbekannten) Variablen beeinflusst.
Mit einer etwas besonderen Korrelation hat sich die Statistikbehörde Statec kürzlich beschäftigt. „Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Entwicklung der Börsen und der Wirtschaftsaktivität auf europäischer Ebene“, schreibt Statec in einer Veröffentlichung. Diese „Verbindung“ sei besonders im Falle Luxemburgs ausgeprägt.
Die Schwankungen der europäischen Märkte (Statec benutzt den Eurostoxx 50 als Referenz) ähneln sehr den jährlichen Schwankungen des luxemburgischen BIP. Selbst wenn die Einzelheiten wissenschaftlich noch genauer erforscht werden müssten, so sei der Zusammenhang doch stark genug, um die Entwicklung an den Märkten als Indikator für die Konjunkturentwicklung in Erwägung zu ziehen.
Der vom Statec festgestellte Korrelationskoeffizient liegt über 0,7. Der Korrelationskoeffizient kann zwischen -1 und 1 liegen, wobei 1 eine perfekte Korrelation bedeutet, -1 eine perfekte negative Korrelation und 0 keine Korrelation. Das einzige Europäische Land, das einen höheren Wert erreicht, ist die Schweiz. Der Mittelwert der Europäischen Union (UE28) liegt knapp über 0,5.
Die Tatsache, dass Luxemburg und die Schweiz die beiden höchsten Korrelationswerte erzielten, könnte vermuten lassen, dass die Größe des Finanzsektors eines Landes den Zusammenhang begünstigt. Dies ließe sich aber nicht als generelle Regel bestätigen, wenn man die anderen Länder der Union betrachte, schreibt Statec. Auch mit der „Offenheit“ der Luxemburger Wirtschaft ließe sich der sehr hohe Koeffizient nicht erklären.
Drei Monate Verspätung
Drei Monate Verspätung
Neben den jährlichen Schwankungen hat Statec auch die Quartalsschwankungen unter die Lupe genommen. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Beide Datenreihen bewegen sich nicht genau zeitgleich in die eine oder die andere Richtung. Vielmehr scheint das luxemburgische BIP den europäischen Börsen mit einem Quartal Verspätung zu folgen (bei einer Verzögerung von drei Monaten ist der Korrelationskoeffizient am höchsten). Zeitgleich sei der Effekt allerdings im luxemburgischen Finanzsektor spürbar. Auf europäischer Ebene scheint dieses vermeintliche „Folgen“ etwas langsamer vonstatten zu gehen. Hier sei der Zusammenhang bei einer Verzögerung von sechs Monaten am stärksten.
Das Statec weist darauf hin, dass der Zusammenhang noch nicht komplett entschlüsselt ist. Er sei jedoch zu stark, um ihn zu ignorieren. Statec wirft auch die Frage auf, ob nicht eher Nachrichten über die Entwicklung des BIP die Kurse an den Börsen beeinflussten. Wenn schon nicht auf Luxemburger, dann doch auf europäischer Ebene.
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