Geiselnahme von Goodyear-Manager

Geiselnahme von Goodyear-Manager

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eine Geiselnahme von zwei Führungskräften des US-Reifenherstellers Goodyear in einer französischen Fabrik ist gewaltfrei zu Ende gegangen.

Aus Protest gegen die geplante Schließung einer Goodyear-Reifenfabrik in Nordfrankreich haben Arbeiter zwei Manager des Werks knapp 30 Stunden lang gefangen gehalten. Am Dienstagnachmittag kamen der Produktionsleiter und der Personalleiter des Werks in der Stadt Amiens wieder frei. Die Gewerkschaft CGT kündigte aber an, das Werk zu besetzen, um Abschiedsprämien für entlassene Arbeiter zu erzwingen.
Die beiden Manager verließen am Nachmittag begleitet von Polizisten die Fabrik, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Von der Entlassung bedrohte Arbeiter hatten die Männer am Montagvormittag festgesetzt. Sie protestierten damit gegen die geplante Schließung der Fabrik, die 1173 Arbeiter ihren Job kosten könnte, und wollten für die Belegschaft bessere Bedingungen erreichen.

Die Leitung von Goodyear Frankreich hatte am Dienstagvormittag betont, keine Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern zu führen, solange die beiden Manager in der Gewalt der Arbeiter seien. Ein Vertreter der Gewerkschaft CGT, welche die Proteste in Amiens anführt, sagte daraufhin, die beiden Männer würden erst nach der Wiederaufnahme von Gesprächen freigelassen. Später kündigte die CGT aber an, einen der beiden Festgehaltenen gehen zu lassen, wenn es „Gewissheit“ über ein Treffen zwischen Arbeitnehmervertretern und Unternehmensleitung gebe.

„Inakzeptable Praktiken“

In Frankreich kommt es immer wieder vor, dass die Belegschaft bei Arbeitskämpfen Manager für mehrere Stunden oder sogar Tage festsetzt. Mit Blick auf die Festsetzung der beiden Goodyear-Manager sprach der Unternehmerverband Medef am Dienstag von „inakzeptablen Praktiken“. Der Chef der Gewerkschaft Force Ouvrière, Jean-Claude Mailly, sagte im Sender Radio Classique, es sei „nicht die richtige Methode“. Der Vorfall in Amiens sei aber „auch kein Drama“.

Der Streit um die Schließung des Reifenwerks sorgt seit Jahren immer wieder für Schlagzeilen, unter anderem wegen heftiger Proteste und Plänen zur Rettung der Fabrik. Über die Grenzen Frankreichs wurde das Werk unter anderem deswegen bekannt, weil der Chef des US-Reifenkonzerns Titan, Maurice Taylor, ein Angebot der französischen Regierung zur Übernahme der Fabrik zu einer hämischen Kritik am Wirtschaftsstandort Frankreich nutzte. Taylor sprach in einem Brief von den „sogenannten Arbeitern“ in dem Werk, die höchstens „drei Stunden“ am Tag arbeiten würden.

Die Äußerungen sorgten in Frankreich für Empörung, Industrieminister Arnaud Montebourg kritisierte Taylor scharf. Am Dienstag goss Taylor weiter Öl ins Feuer. Im Sender Europe 1 auf das Festsetzen der Goodyear-Manager angesprochen, sagte er: „In den USA würden wir das Kidnapping nennen. Diese Leute würden festgenommen und vor Gericht gestellt. Das ist ein schweres Verbrechen, dafür gibt es lebenslange Haft. Aber ihre Regierung in Frankreich macht nichts, das erscheint verrückt.“