/ "Gebt mir mein Gewehr zurück!"

(AFP/Christina Catherine Coons)
Durch ihr mutiges Eingreifen haben mehrere Passagiere eines Schnellzugs zwischen Amsterdam und Paris offenbar ein Blutbad verhindert. Zwei US-Soldaten und ein befreundeter Student berichteten am Samstag, sie hätten sich auf einen mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser bewaffneten Mann geworfen und ihn überwältigt. Bei dem Tatverdächtigen soll es sich um einen 26-jährigen Marokkaner handeln, der als radikaler Islamist bekannt war.
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, als der Täter am Freitagnachmittag mit dem Schnellfeuergewehr über der Schulter die Zugtoilette verließ, habe zunächst ein französischer Passagier ihn aufzuhalten versucht. Der Angreifer habe dabei mehrere Schüsse abgegeben, wobei einer einen Passagier in seinem Sitz getroffen habe. Anschließend hätten sich drei US-Bürger, darunter zwei Soldaten, auf den Mann gestürzt, ihn zu Boden geworfen und entwaffnet.
Ins Gesicht geschlagen
„Ich drehte mich um und sah einen Mann mit einer Kalaschnikow hereinkommen. Meine Freunde und ich duckten uns und dann sagte ich: ‚Schnappen wir ihn'“, berichtete Alek Skarlatos im französischen Sender BFMTV. Der 22-jährige Angehörige der US-Nationalgarde sagte, seine Freunde Spencer Stone und Anthony Sadler hätten sich auf den Angreifer geworfen. Im Handgemenge sei Stone, der in der US-Luftwaffe diente, mit einem Messer am Hals und an der Hand verletzt worden. „An diesem Punkt tauchte ich auf und packte seine Waffe und fing an, ihm ins Gesicht zu schlagen, bis er bewusstlos wurde“, sagte Skarlatos.
Sadler sagte, der Angreifer habe „keine Chance“ gehabt. „Er sagte uns nur, wir sollten ihm sein Gewehr zurückgeben. ‚Gebt mir mein Gewehr zurück! Gebt mir mein Gewehr zurück!‘ Wir schlugen ihn aber weiter, stellten ihn ruhig und das war’s.“ Sadler sagte, Stone erhole sich im Krankenhaus gut von seinen Verletzungen. Nach Angaben der Ärzte sollte er am Samstagabend das Krankenhaus verlassen können.
„Heldenhafte Tat“
Aus Ermittlerkreisen verlautete, neben Stone werde ein Mann französisch-amerikanischer Staatsbürgerschaft in Lille behandelt, der einen Schussverletzung an der Schulter erlitt. Cazeneuve sagte, beide Verletzten seien nicht in Lebensgefahr. Er lobte die US-Bürger für ihre „Kaltblütigkeit“. Auch US-Präsident Barack Obama dankte ihnen für ihren Mut und ihre schnelle Reaktion. „Ihre heldenhafte Tat hat möglicherweise eine viel schlimmere Tragödie verhindert.“ Frankreichs Präsident François Hollande will den Männern in den kommenden Tagen persönlich danken.
Von der nordfranzösischen Stadt Arras, wo der Täter festgenommen wurde, erhielten die Männer eine Medaille. Am Samstagmorgen wurde der Tatverdächtige zur Vernehmung nach Paris gebracht, wo die Anti-Terror-Abteilung die Ermittlungen übernahm. Ersten Erkenntnissen zufolge handelt es sich um einen 26-jährigen Marokkaner, der als radikaler Islamist bekannt ist. Der Verdächtige war in Brüssel in den Thalys gestiegen.
Widersprüchliche Angaben
Footage of the suspect who was arrested after shooting on Amsterdam to Paris #Thalys train pic.twitter.com/09TdAMSoOr
— Mashable News (@MashableNews) 21. August 2015
(Die Festnahme des Attentäters)
Auf Handyvideos aus dem Zug war ein dünner Mann in weißer Hose und ohne Hemd zu sehen, der auf dem Boden liegt, die Füße und Hände hinter dem Rücken gefesselt. In einer ersten Vernehmung bestritt der Verdächtige nach Angaben aus französischen Polizeikreisen, in terroristischer Absicht gehandelt zu haben, doch überzeugte er die Ermittler damit nicht. Spanische Anti-Terror-Ermittler sagten, der Mann habe bis 2014 ein Jahr im südspanischen Algeciras gelebt, bevor er nach Frankreich gezogen sei. Von dort sei er nach Syrien gereist, dann aber nach Frankreich zurückgekehrt.
Mehr Kontrollen
Cazeneuve sagte dagegen, der Mann habe 2014 in Spanien gelebt und das laufende Jahr in Belgien verbracht. Demnach wurden die französischen Behörden von ihren Kollegen in Spanien gewarnt, der Mann sei ein radikaler Islamist. Belgien kündigte am Samstag an, umgehend die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken.
Noch am Wochenende sollten die französisch-belgischen Patrouillen in den Thalys-Zügen sowie in den internationalen Bahnhöfen verstärkt werden, teilte das Büro von Ministerpräsident Charles Michel nach einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrats mit.
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