Gas tritt über dem Wasserspiegel aus

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Der Plattformbetreiber Total hat den Ort des Gaslecks in der Nordsee vor Schottland präzisiert. Er liegt über der Wasseroberfläche.

Das Gas komme aus einer Gesteinsformation 4000 Meter unter dem Meeresboden, trete aber oberhalb der Wasseroberfläche aus, sagte ein Total-Sprecher am Donnerstag in Aberdeen. Das Leck befinde sich ungefähr 25 Meter über der Wasseroberfläche.

„Das Leck befindet sich am Kopf der Bohrung – am oberen Ende des Bohrlochs“, sagte der Sprecher. „Es ist nicht unter Wasser. Es gibt kein Gas, das im Meer Blasen schlägt und es ist auch nicht giftig“, sagte er. Total wolle das Problem so schnell wie möglich lösen, betonte der Sprecher. „Wir kennen jetzt das Problem“, sagte er.

Zwei Optionen

Total-Management-Direktor Philipe Guys sagte am Freitag in Aberdeen, zwei Optionen zum Abdichten würden weiter parallel vorangetrieben: Ein sogenannter „Kill“ mit schwerem Schlamm von oben und Entlastungsbohrungen. „Wir glauben, dass wir zwei Entlastungsbohrungen brauchen würden.“ Total habe bereits andere Bohrvorhaben in der Nordsee gestoppt, um im Zweifel genügend Ausrüstung für die Bohrungen zur Verfügung zu haben.

Die über der Plattform lodernde Gasflamme, mit der überschüssiges Gas in den Rohrleitungssystemen abgefackelt wird, sei inzwischen deutlich kleiner geworden. Total hofft, dass sie bald von alleine erlischt. Außerdem werde nach Wegen gesucht, die Flamme zu ersticken. Dies könnte mit Hilfe von Löschflugzeugen oder Feuerwehrschiffen geschehen.

„Keine weiteren Lecks“

An der Gasförderplattform würden nach Darstellung der Betreiberfirma Total im Falle einer Explosion keine weiteren Gaslecks entstehen. Das sagte eine Sprecherin von Total auf dpa-Anfrage. „Alle Bohrungen sind heruntergefahren und geschlossen“, sagte sie. Weiteres Ausströmen von Gas werde dadurch selbst im Falle einer völligen Zerstörung der Plattform verhindert.
Geringe Umweltauswirkungen

Die schottische Regionalregierung stuft die Umweltauswirkungen des Gaslecks bisher als gering ein. „Das Forschungsinstitut Marine Scotland beobachtet die Umweltauswirkungen weiterhin. Bisher sind sie minimal“, sagte der schottische Ministerpräsident Alex Salmond im Parlament in Edinburgh. Dennoch dürfe das Problem nicht heruntergespielt werden.

Sechs Gasbohrungen

Von der „Elgin“-Plattform werden sechs Gasbohrungen koordiniert, davon wurde in fünfen bis vor wenigen Tagen Gas gefördert. Die Bohrungen gehen bis in eine Tiefe von fast 6000 Metern unter dem Meeresgrund. Das Gas schießt unter hohem Druck und bei hoher Temperatur an die Oberfläche. Das Meer ist am Standort der Plattform nur rund 100 Meter tief. Am 24. März fiel Arbeitern der Gasplattform ein Gasleck auf. Die Plattform wurde sofort heruntergefahren, alle 238 Arbeiter evakuiert.

Täglich strömen aus dem Leck der Förderplattform in der Nordsee nach Schätzungen des Betreibers Total 200 000 Kubikmeter Gas. Der Teppich aus sogenanntem Gaskondensat, der in einer Ausbreitung von 22 Kilometern Länge und 4,5 Kilometern Breite auf dem Wasser schwimmt, habe insgesamt ein Gewicht von etwa 3,8 Tonnen, teilte das britische Ministerium für Energie- und Klimaschutz am Freitag mit. Ursprünglich war angenommen worden, dass mehr Gaskondensat ins Meer gelangt sei.

Was ist Gaskondensat?

Gaskondensat entsteht, wenn in gefördertem Erdgas aus der Tiefe noch weitere Kohlenwasserstoffe vorhanden sind. Unter den Druck- und Temperaturverhältnissen an der Meeresoberfläche sind diese Substanzen (unter anderem der Kohlenwasserstoff Pentan und ähnliche Verbindungen) flüssig.

Dieses Gemisch treibt dann als ölartiger, dünner Film auf der Meeresoberfläche, „etwa wie leichtes Erdöl“, sagte der Wissenschaftler. „Gaskondensate sind kein Abfallprodukt“, ergänzte Messner. Sie werden aus vielen Lagerstätten gezielt und in großer Menge gewonnen und weiterverarbeitet.