Gaddafi verliert Misurata

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Die Rebellen gewinnen die Schlacht in Misurata. Gaddafi kündigt den Rückzug an. Doch von einer Kriegswende spricht noch keiner. Die Nato bombardiert weiter.

Schwere Schlappe für Gaddafi in Misurata: Nach wichtigen Geländegewinnen der Rebellen kündigte die libysche Führung einen Truppenrückzug aus der seit acht Wochen schwer umkämpften Hafenstadt an. Der „Bruder Führer“ Muammar al-Gaddafi habe den Rückzug angeordnet, sagte Vize-Außenminister Chalid Kaim. Die Rebellen quittierten die Erklärung mit Hohn, äußerten aber auch Zweifel an den Rückzugsplänen.

Die Nato setzte derweil ihre Angriffe mit der Zerstörung eines unterirdischen Betonbunkers in Tripolis fort. Der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte, es habe sich um einen ungenutzten Munitionsbunker gehandelt. Drei Menschen seien getötet worden. Nach dem Angriff am Samstag versammelten sich Gaddafi-Anhänger bei dem Militärgelände und schwenkten Gaddafi-Bilder.

Wichtiges Gelände erobert

In den vergangenen Tagen hatten die Regimegegner in Misurata Boden gewonnen. Unter anderem brachten sie das Hauptkrankenhaus unter ihre Kontrolle, das Gaddafis Truppen als strategischer Stützpunkt gedient hatte. Auch ein Versicherungs-Hochhaus in der Tripolis-Straße, von dem aus Scharfschützen Gaddafis auch zahlreiche Zivilisten erschossen hatten, fiel ihnen in die Hand. Auch die Misurata-Brücke nahe dem Westeingang der Stadt sei unter Kontrolle der Rebellen, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira.

Die Kämpfe waren am Freitag deutlich abgeflaut. Die Regimegegner verzeichneten lediglich 13 Verletzte und keine Toten, sagten Krankenhausärzte dem Sender. In den Tagen zuvor hatten noch schwere Gefechte vor allem um die Tripolis-Straße, eine strategische Achse, das Geschehen bestimmt. Dabei waren am Mittwoch auch zwei westliche Fotografen ums Leben gekommen.

Versorgung nur per Schiff

Misurata liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit nur auf dem Seeweg zu erreichen. Die Versorgungslage der drittgrößten libyschen Stadt ist katastrophal. Tausende afrikanischer Gastarbeiter, Dutzende verletzter Kämpfer und Zivilisten wurden per Schiff in Sicherheit gebracht.

Die libyschen Behörden ließen unterdessen einen italienischen Hochseeschlepper frei, der am 17. März in Tripolis festgesetzt worden war. Die „Asso 22“ und ihre Besatzung seien frei, erklärte der Kapitän per Funk. Das berichteten italienische Medien am Samstag.