Für Tusk steht jetzt Englisch pauken an

Für Tusk steht jetzt Englisch pauken an
(Reuters)

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Der Pole Donald Tusk steht künftig an der Spitze des Europäischen Rats. Auf ihn wartet ein Berg von Aufgaben. Unter anderem muss er jetzt richtig Englisch lernen.

Als erstes versprach Donald Tusk, an seinem Englisch zu arbeiten. „Keine Sorge: Ich werde mein Englisch aufpolieren und im Dezember werde ich zu 100 Prozent bereit sein“, sagte Polens Regierungschef am Samstagabend in Brüssel. Das ist auch dringend nötig: In drei Monaten wird der liberal-konservative Politiker neuer EU-Ratspräsident und damit einen der wichtigsten Posten in der Europäischen Union innehaben.

Ohne gute Englischkenntnisse wird er die Rolle des Gipfelorganisators und Vermittlers zwischen den EU-Staats- und Regierungschefs nicht ausfüllen können, die ihm anvertraut wurde. Dass mit dem 57-Jährigen ein überzeugter Europäer die Nachfolge des Belgiers Herman Van Rompuy antritt, daran gibt es keine Zweifel. Noch vor dem Ende der kommunistischen Ära gründete Tusk eine eigene Malerfirma und griff selber zum Pinsel. Politisch war Tusk ohnehin schon früh engagiert, war als Student in Danzig in der anti-kommunistischen Oppositionsbewegung aktiv und seit jungen Jahren ein überzeugter Liberaler.

Langer Weg

Zu seinen Vorbildern gehören die Ikonen der Wirtschaftsliberalen, Ronald Reagan und Margaret Thatcher. Nach der demokratischen Wende 1989 gründete er mit Freunden in Danzig eine liberale Bewegung, den späteren Liberaldemokratischen Kongress (KLD). Privatisierung der staatlichen Industrie lautete die Devise.

Nach einer Wahlniederlage 1993 schloss sich der studierte Historiker mit seiner Partei der Freiheitsunion an. 2001 verließ er diese wieder und gründete mit jungen Liberalen seine Partei Bürgerplattform (PO). Nach seiner Wahl zum Regierungschef 2007 führte der Pragmatiker sein Land erfolgreich durch wirtschaftliche Krisen und setzte im Gegensatz zu anderen politischen Kräften Polens stets auf eine enge Partnerschaft mit Deutschland.

Wichtiger Posten

Vor drei Jahren wurde er wiedergewählt – als erster polnischer Ministerpräsident seit Ende des Kommunismus. In Verhandlungen kann Tusk hart sein, zugleich schlägt er stets moderate Töne an. In der Ukraine-Krise etwa mahnte Tusk, der Moskau ausgesprochen kritisch gegenübersteht, ein „verantwortungsvolles“ Vorgehen an, um eine Eskalation des Konflikts zu verhindern. Mit dem zweifachen Familienvater und Fußballfan übernimmt nun zehn Jahre nach der EU-Osterweiterung erstmals ein Osteuropäer einen so wichtigen Posten in Brüssel.

Inmitten der Ukraine-Krise ist das nicht nur ein wichtiges Signal für die Region, sondern auch für Polen, das nach mehr Gewicht im Kreis der europäischen Staaten strebt. Polens Staatschef Bronislaw Komorowski sprach hocherfreut von einer „Anerkennung der Errungenschaften Polens und seiner Position in der europäischen Welt“. Tusk wird künftig auch die Treffen der Staats- und Regierungschefs der Eurogruppe leiten – obwohl Polen kein Eurostaat ist. Das war als Manko des Kandidaten Tusk gewertet worden, neben seinen ungenügenden Englischkenntnissen.

Draht zu Cameron

Der Pole ließ dies nach dem EU-Gipfel aber nicht gelten: „Ich bin überzeugt, dass mir keine Kompetenzen fehlen werden.“ Auch dürfe es in Europa keine „Teilung“ zwischen Euro- und Nicht-Euro-Staaten geben, schließlich solle der Euro verbinden. Keine Teilung will Tusk auch mit Blick auf Großbritannien zulassen, wo Premier David Cameron ein Referendum über den Verbleib in der EU in Aussicht gestellt hat. Er werde die Sorgen der Briten mit Blick auf Europa ernst nehmen, versprach der Pole. „Kein vernünftiger Mensch kann sich die EU ohne Großbritannien vorstellen.“ Dabei kommt Tusk zugute, dass er ein gutes Verhältnis zu Cameron hat. Und sprachliche Barrieren, das hat Tusk ja versprochen, sollen bald überwunden sein.